Freitag, 12.05.2023: Wunden
Wundversorgung gehört zum Alltag von Eltern: Ob aufgeschürfte Knie vom Rennen, die Schnittwunde vom Gemüseschnipseln oder die Kratzer vom Geschwisterstreit. Ich sehe es mittlerweile mit einer gewissen Gelassenheit, solange es nichts Lebensbedrohliches ist.
Als Erwachsener versuche ich Verletzungen hingegen maximal zu vermeiden. Unfallschutz, Arbeitsschutz, Gesundheitsvorsorge werden heute großgeschrieben. Natürlich bin ich gerade beim Handwerkern zu Hause aufmerksam, damit nichts passiert.
Ähnlich denke ich bei den Verletzungen des Lebens. Hätte man es nur irgendwie vermeiden können? Die gescheiterte Freundschaft oder Partnerschaft, der Missbrauch von Vertrauen, der Verlust eines lieben Menschen, gar des eigenen Kindes.
Wäre unser Leben immer besser, wenn es all die Enttäuschungen nicht gäbe? Wenn wir ohne jede Wunde durchs Leben gehen würden? Trennen mich die Verletzungen vom Glück, von Gott?
Wunden des Lebens bedürfen der Liebe, der Empathie und der Barmherzigkeit. Das sind Desinfektion, Wundsalbe und Pflaster des Lebens. Wenn Wunden damit versorgt werden, dann können sie heilen und sich der Schmerz zu einer positiven Erfahrung wandeln.
Ich habe das erleben können, wenn Menschen andere Menschen und Angehörige im Sterben und Abschiednehmen begleitet haben. Es war traurig und schmerzhaft und doch sagten am Ende alle: "Es war gut so. Durch die Begleitung konnten wir gut Abschied nehmen, Missverständnisse und Schuld ausräumen, Danke sagen." In Mitten des Schmerzes konnte durch Zuwendung auch Gutes erfahren werden.
Damit kein Missverständnis auftritt: Ich will mit meinen Worten den Schmerz von Wunden nicht bagatellisieren, ich will nur andeuten, sie können Orte besonderer Zuwendung werden.
Bei den kleinen Wunden meiner Kinder versuche ich es zumindest: Mit aufmerksamer Zuwendung, ein leise ins Ohr gesungenes "Heile, heile Segen" und ein bisschen Pusten. Und am besten ein Pflaster mit Dinos drauf.
So bitte ich an diesem Tag: Gott, lass mich aufmerksam für die kleinen und großen Verletzungen meiner Mitmenschen sein.
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