Mittwoch, 05.07.2023 Sprechende Steine
Im Norden Deutschlands an der Westküste der Nordsee befinden sich die Inseln Föhr und Amrum. Und diese beiden Inseln verbindet eine Besonderheit: sogenannte Sprechende Steine. Dabei handelt es sich nicht um Steine, hinter denen ein Lautsprecher versteckt ist. Nein, tatsächlich sind es Steine, auf denen Lebensgeschichten geschrieben stehen. Die meisten davon stammen aus dem 17./18. Jahrhundert. Grund für diese ausführlichen Lebensgeschichten auf den Grabsteinen waren der Walfang und der damit auf den Inseln einziehende Reichtum. Teilweise wirken die Inschriften auf den Grabsteinen aus heutiger Sicht recht banal und trotzdem finden sich immer wieder interessante Biografien und Lebensgeschichten darunter. Auch optisch sind die Grabsteine ein Highlight. So finden sich darauf Malereien von Schiffen oder für die Seefahrer typische Zeichen. Was mir daran so gut gefällt ist, dass die Verstorbenen hinter den Gräbern mehr sind als Geburtsdatum, Sterbedatum und Name. Ihr Leben hat eine Geschichte, die erzählt wird. Und so geraten die Menschen bis heute nicht in Vergessenheit.
Welche Geschichte haben Sie zu erzählen? Ich bin mir sicher, wenn ich Sie fragen würde, könnten Sie mir viele Ereignisse berichten, die ihr Leben geprägt haben. Und tatsächlich sind viele Menschen auch an Lebensgeschichten interessiert. Ansonsten würde der Markt von Autobiografien nicht förmlich überlaufen. Lebensgeschichten sind spannend und individuell. Weil kein Charakter dem anderen gleicht. Gleiches gilt für Gewohnheiten oder auch beim Aussehen. Zwei genau gleich aussehende oder sich verhaltende Menschen gibt es nicht. Die Sprechenden Steine auf Föhr und Amrum tragen diesem Umstand Rechnung. Und auch Gott tut das. Er liebt die Unterschiede. Er hat sie gemacht.