Dienstags direkt | 03.09.2024 | 20-23 Uhr Im Gespräch bleiben - nach der Landtagswahl
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Als Schicksalswahl wurde sie bezeichnet, die Landtagswahl in Sachsen am 1. September. Und obwohl der Begriff vor allem das "Schicksal" politischer Parteien im Parlament meint, lässt er sich durchaus weiter fassen: Die Wahl hat auch Folgen für unsere Gesellschaft. Wie kommen wir nach Wahlkampf und Abgrenzung wieder in einen produktiven Dialog? Was erleben Menschen, die sich für Demokratie und ein soziales Miteinander stark machen? Was befürchten Sie? Was erhoffen Sie sich - und von wem?
Tina Pruschmann ist Soziologin und seit einigen Jahren Schriftstellerin. Für ein Projekt, das die Universität Leipzig wissenschaftlich begleitet, war und ist sie in Sachsen unterwegs. Im Vorfeld der Wahlen hat sie Landstriche besucht, die nicht so oft im Fokus der Öffentlichkeit sind. Sie traf Menschen, lauschte Geschichten und schrieb Texte. "Überlandschreiberinnen" heißt das Projekt - "Ways across the Country" die Internetseite. Der Name ist Programm: Es geht "über Land". Die Sorgen und Nöte der Menschen im ländlichen Raum werden zu oft nicht gehört, sagt die Schriftstellerin. Verlassene Häuser sind Sinnbild für ein Gefühl der Verlassenheit auch bei denen, die dort noch leben.
Diskursfähigkeit oder der Mangel daran wird oft thematisiert. Streiten ist gut, wenn es um die Sache geht. Doch nicht immer finden die Streitenden eine Lösung. Hier hilft Mediation weiter - das heißt, professionelle Streitbearbeitung. Dabei geht es aber nicht um das Schlichten, sagt Christoph Besemer, der sich mit Mediation u.a. im politischen Umfeld beschäftigt. Meist geht es dabei um konkrete Vorhaben auf kommunaler Ebene.
Besemer würde sich wünschen, dass Mediation auch im parlamentarischen Bereich als Werkzeug erkannt würde. Das wäre eine kleine Revolution meint er, mit deren Ausbrechen er allerdings nicht rechnet. Zu sehr seien die politischen Akteure in ihren "Spielregeln" verfangen.
Grundprinzip der Mediation ist, den Stein des Anstoßes immer wieder sanft zurück ins Spielfeld zu tragen. So lange, bis die beteiligten Seiten selbst einen Lösungsansatz finden. Auf Koalitionsgespräche ließen sich die Prinzipien der Mediation durchaus anwenden, davon ist Besemer überzeugt.
Wenn man will, klappt es mit dem konstruktiven Diskurs. Das erleben diejenigen, die sich auf Einladung der Volkshochschulen bei Veranstaltungen treffen, die zur politischen Bildung gehören. Oft werde da rege über die von den Referierenden vorgetragenen Themen diskutiert, auch kontrovers, sagt Kirsten Karnstädt, die für die Volkshochschulen in Sachsen u.a. solche Veranstaltungen koordiniert.
Eine davon - die gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung durchgeführt wird - trägt deshalb auch den Titel: "Kontrovers vor Ort". Generell seien es immer die aktuellen Themen, die interessieren, sagt Karnstädt. Das habe man bereits in der Corona-Pandemie feststellen können. Aktuell würden die Kriege in der Welt kontrovers diskutiert. Aber auch die "Künstliche Intelligenz" beschäftige viele Menschen. Neben der Möglichkeit, die eigene Haltung zur Diskussion zu stellen, sei auch Expertenwissen gefragt.
Gäste der Sendung:
- Dr. Alexander Leistner | Universität Leipzig | Institut für Kulturwissenschaften
Wichtig ist, dass auch die gehört werden, denen die Wahlergebnisse Angst machen.
- Dr. Roland Löffler | Direktor bei Sächsische Landeszentrale für politische Bildung
Sachsens Landtag wird nach der Wahl ohne Zweifel ein neues Gesicht haben. Auch dann zählt jede Stimme im politischen Diskurs.
Wenn Erwachsene jungen Menschen ernsthaft zuhören würden, könnten wir zu einem besseren Miteinander zwischen den Generationen beitragen!
- Tina Siebeneicher | Referentin für Verbandskommunikation des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Sachsen
Soziale Arbeit begleitet und unterstützt das ganze Leben - wenn Landespolitik hier kürzt, schwächt das den Wirtschaftsstandort und das gesellschaftliche Miteinander.
Redaktion & Moderation:
Leitung: Ines Meinhardt