Dienstags direkt | 23.04.2024 | 20-23 Uhr Raue Hände, rauer Ton? - wie Kommunikation im Handwerk gelingt

"Ich Chef, Du Turnschuh!" - so heißt ein preisgekrönter deutscher Spielfilm aus dem Jahr 1998. Der Filmtitel wurde zum geflügelten Wort. Immer dann, wenn klar werden soll, dass jemand "das Sagen" hat und die oder der andere nur funktionieren soll. Früher war diese Haltung in vielen Lehrbetrieben, auch im Handwerk, völlig normal. Heute ist das sicher völlig anders - oder? Wie gestaltet es sich, wenn sogenannte Baby-Boomer und die gerade ins Arbeitsleben strömende Gen-Z aufeinandertreffen?

Der Psychologe und Gründer des Instituts für Generationenforschung, Rüdiger Maas, hat in seinem aktuellen Buch "Generation arbeitsunfähig" genau das beleuchtet. Das Cover zeigt ein Paar recht ungleicher Schuhe: der rechte ist aus Leder und passt ins Management, der linke ist ein Turnschuh. "Wie uns die Jungen zwingen, Arbeit und Gesellschaft jetzt neu zu denken" lautet der Untertitel des Buches, in dem Maas mit anonymisierten Fallbeispielen Jungen und Alten gleichermaßen den Spiegel vorhält. Denn es ist alles andere als klar, welche Generation Maas für "arbeitsunfähig" hält.

Ben Berger macht eine gute Figur, auf den Fotos, die er auf mehreren Plattformen der Social-Meda-Welt teilt. Das habe aber nichts mit Oberflächlichkeit zu tun, sagt er. Allerdings seien Äußerlichkeiten in der Welt der schnellen Klicks und Likes wichtig. Entscheidender sei am Ende aber die Botschaft. Seine ist: Handwerk ist alles andere als "von gestern" und ganz klar ein guter Ort für junge Menschen.

Ben plappert dabei nicht etwa Dinge nach, von denen er keine Ahnung hat. Er ist gelernter Tischler, hat sich bis zur Gesellenprüfung durchgebissen, auch wenn das Verhältnis zum Chef da schon nicht mehr das beste war. Den kritischen Insiderblick hat er sich bewahrt, beim Start in die "zweite Karriere" als Handwerks-Influencer. Er will in erster Linie jungen Menschen Tipps zur Ausbildung aber auch den Spaß daran vermitteln. Bei Instagram oder TikTok hat @benberg.er mehr als 100.000 Follower. Ministerien und Verbände nutzen seine Kreativität ebenso, wie Unternehmen. Inzwischen hat der Endzwanziger den Weg zurück ins Handwerk gefunden, und zwar als Hersteller individueller Möbel.

Auslandsaufenthalte kennt man als Schüleraustausch oder innerhalb eines Studiums. Dass Handwerkerinnen und Handwerker ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten haben, über den Tellerrand zu schauen ist weniger bekannt. Theresa Theis arbeitet  bei der GIZ - Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH und kennt die Angebote aus dem eigenen Haus aber auch darüber hinaus. Die große Vielfalt an Förderprogrammen macht es einerseits leicht, etwas zu finden, was zum jeweiligen Beruf passt, andererseits muss man sich erst einmal darüber schlau machen, welche Zugangsvoraussetzungen es gibt und wohin genau man sich wenden soll.

Um da zu unterstützen, gibt es die Mobilitätsberatung, sagt Theis. Wer sich einen Überblick verschaffen will, wird auf der Internetseite "Berufsbildung ohne Grenzen" fündig. Eine Übersicht über viele Programme findet sich auch auf der Seite "Mein Auslandspraktikum".

In der Sendung kommen auch Vertreterinnen und Vertreter des sächsischen Handwerks zu Wort, die schon in früheren Ausgaben von Dienstags direkt dabei waren. Sie werden darüber berichten, wie sich die Lage in ihrem Betrieb über die letzten Monate und Jahre entwickelt hat, wie es bei ihnen mit der Kommunikation nach innen und außen läuft und was sie sich wünschen.

Jana Rehde Bildrechte: Fotowerk Halle

• Jana Rehde | Steinmetz- und Steinbildhauerin (Gesellin), Siegerin im Landeswettbewerb der Deutschen Meisterschaft im Handwerk 2023

Dr. Andrea Wolter Bildrechte: Marco Kitzing

• Dr. Andrea Wolter | Pressesprecherin Handwerkskammer zu Leipzig

Rüdiger Maas | Psychologe, Gründer des Instituts für Generationenforschung, Autor von "Generation arbeitsunfähig"

Ben Berger | Influencer

Teresa Theis | GIZ (Auslandspraktika)

Leitung: Lucas Görlach