22.09.2024 | Jetzt in der Mediathek ansehen Live aus Torgau: Evangelischer Gottesdienst aus der Stadtkirche St. Marien
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22. September 2024, 13:32 Uhr
Torgau gilt als Wiege der evangelischen Kirchenmusik. Der Torgauer Kantor und Luther-Freund Johann Walter gründete dort die erste städtische Kantorei, die zum Vorbild des lutherischen Kantoreiwesens wurde. Im 500. Erscheinungsjahr des ersten evangelischen Gesangbuches wird die Bedeutung des Gesangs und der Lieder in der evangelischen Kirchenmusik in Torgau mit einem Gottesdienst gefeiert, den Sie jetzt in der ARD Mediathek ansehen können.
Von Torgau und Wittenberg ging die Idee in die Welt, den Glauben singend zu verbreiten. 1524 veröffentlichte Johann Walter dort sein "Geistliches Gesangbüchlein" mit einer Vorrede Martin Luthers. Daher gilt Johann Walter bis heute als Begründer der evangelischen Kirchenmusik, als "Urkantor" der evangelischen Kirche. 500 Jahre später singen im Evangelischen Chorverband deutschlandweit 18.500 Chöre mit rund 340.000 Menschen.
Von Beginn an spielten Lieder eine wesentliche Rolle für die Verbreitung der Ideen der Reformation. Über diese Lieder wurden nicht nur Glaubensüberzeugungen vermittelt, sie waren zugleich auch eine Möglichkeit der Glaubensaneignung. So sind Gesangbuchlieder auch in einem volksbildnerischen Sinne zu verstehen.
Urkantor und Luther-Freund Johann Walter
Johann Walter (1496-1570) war ein enger Freund und musikalischer Berater Martin Luthers . Viele Liedtexte der Zeit fassen Grundaussagen Luthers reformatorischen Lehren - in der Vertonung von Walter - besonders prägnant und verständlich zusammen.
1526 wurde Johann Walter in Torgau Kantor der ersten städtisch-bürgerlichen Kantorei und zugleich Lehrer an der städtischen Lateinschule. Damit prägte er das Berufsbild "Kantor und Lehrer", welches im kirchlichen und kulturellen Leben Mitteldeutschlands bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Bestand hatte.
Schüler Walters in der Kantorei der Torgauer Lateinschule waren unter anderem der Vater des Komponisten und Organisten Michael Prätorius (1571-1621) und der Kapellmeister Georg Otto (1550-1618), der wiederum den berühmten Komponisten Heinrich Schütz (1585-1672) unterrichtete.
Anspruchsvolle Kirchenmusik wird noch heute in Torgau von der Johann-Walter-Kantorei gepflegt. Jährlich finden dort die "Festwoche der evangelischen Kirchenmusik" und der "Torgauer Orgelsommer" in Schlosskirche und Stadtkirche St. Marien statt.
St. Marien in Torgau: Mit Katharina von Boras Grab und Cranach-Gemälde
St. Marien in Torgau ist eine spätgotische Hallenkirche, ihre Ursprünge reichen bis ins Jahr 1390 zurück. Der romanische Westteil ihres Vorgängerbaus ist noch erhalten. St. Marien ist bekannt für seine Epitaphien und Grabmäler. Erwähnenswert ist die Bronzeplatte für die 1503 in Torgau verstorbene Sophie von Mecklenburg. Etwas berühmter ist jedoch das Epitaph von Katharina von Bora, Witwe Martin Luthers, die auf der Flucht vor der Pest 1552 mit ihrer Kutsche verunglückte, in Torgau ihren Verletzungen erlag und in St. Marien ihre letzte Ruhestätte fand. Das bedeutendste Kunstwerk der Kirche sind Lucas Cranachs "Vierzehn Nothelfer" von 1507.
Gottesdienst mit Chormusik aus alter und neuerer Zeit
Im Gottesdienst wird an die Geburtsstunde des evangelischen Gesangsbuches erinnert, in dem erstmals auch mehrstimmige Chorsätze der wichtigsten evangelischen Choräle veröffentlicht wurden. Mehrstimmig singen – welche Energie zum Leben daraus erwächst – das soll in der Live-Übertragung aus der Torgauer Stadtkirche erfahrbar werden.
Evangelische Chormusik aus alter und neuer Zeit wird erklingen. Es musizieren die Mitglieder der Johann-Walter-Kantorei unter der Gesamtleitung von Kantorin Christiane Bräutigam. Es predigt Bettina Schlauraff, Regionalbischöfin des Bischofssprengels Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Durch die Liturgie des Gottesdienstes führt Pfarrerin Christiane Schmidt.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | 22. September 2024 | 10:00 Uhr