Katholische Kirche Bischofskonferenz: Vorsitzender zieht ernüchternde Bilanz
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26. Februar 2021, 10:33 Uhr
Die Deutsche Bischofskonferenz hat am Donnerstag (25. Februar) ihre dreitägige Frühjahrs-Vollversammlung beendet. Erstmals fand das Treffen der 68 katholischen Bischöfe rein digital statt. Auf der Tagesordnung standen die Debatte um assistierten Suizid, die Aufarbeitung sexueller Gewalt in der katholischen Kirche und die hohe Zahl der Kirchenaustritte. Überschattet wurde die Konferenz von der Diskussion um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Er steht in der Kritik, weil er ein Gutachten zu sexuellem Missbrauch in der Kirche zurückhält.
Als 2019 eine große Studie zum sexuellen Missbrauch veröffentlicht wurde, verließen so viele Katholiken wie noch nie ihre Kirche. Mehr als 270.000 Mitglieder traten aus. Deshalb war der Studientag zu Kirchenaustritten auf der Frühjahrs-Vollversammlung schon länger geplant.
Bätzing: "Skandalöses Bild der Kirche"
Doch er passte genau zur aktuellen Situation im Erzbistum Köln. Dort brachte kürzlich ein Server der Kölner Stadtverwaltung unter dem Ansturm der Austrittswilligen zusammen. So groß ist der Unmut über das Verhalten des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki, dem vorgeworfen wird, eine Studie zum sexuellen Missbrauch zurückzuhalten. Der Limburger Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, sagte zum Abschluss der Frühjahrs-Vollversammlung, man nehme die Wirkungen in der Öffentlichkeit sehr ernst.
Jeder Kirchenaustritt tut weh. Und wir nehmen ihn wahr als eine Reaktion auf ein skandalöses Bild der Kirche, das wir derzeit abgeben.
In den Tagen zuvor hatte Bätzing die schleppende Missbrauchsaufklärung im Erzbistum Köln mehrfach als "Desaster" bezeichnet. Dennoch sei es kurzsichtig, den Blick nur auf den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki zu richten, betonte Bätzing: "Wir Bischöfe der 27 deutschen Bistümer tragen alle Verantwortung für die Lage und müssen in unserer Arbeit zu einer Lösung beitragen, die in der Öffentlichkeit ansehnlich sein kann."
Vereinbarung mit Bundes-Missbrauchsbeauftragtem
In der abschließenden Pressekonferenz verwies Bätzing auf die Vereinbarung der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung. Darin haben sich im vergangenen Jahr beide Seiten auf gemeinsame Standards zur Aufklärung sexuellen Missbrauchs verpflichtet.
Allerdings musste der Vorsitzende einräumen, dass sich noch nicht alle Bistümer dieser Vereinbarung angeschlossen hätten. Andere Punkte dagegen seien bereits umgesetzt worden, sagte Bätzing: "Die Bischofskonferenz hat seit dem 1. Januar einen Betroffenenbeirat eingerichtet, in dem zwölf Mitglieder arbeiten und unsere Aufarbeitung und unsere Zukunftsperspektiven, aber auch die Wahrnehmung Betroffener innerhalb der Kirche kritisch begleiten."
Unabhängige sollen eingeschaltet werden
Auch in den einzelnen Bistümern sollen Betroffenenbeiräte eingerichtet werden. Außerdem ist für jedes Bistum eine Aufarbeitungskommissionen geplant, teilte Bätzing mit. Darin verpflichteten sich alle Bistümer zu einer regelkonformen, transparenten und unabhängigen Aufarbeitung in sogenannten Aufarbeitungskommissionen. Diese würden mehrheitlich durch unabhängige Außenstehende besetzt. Etwa auf Vorschlag der Landesregierungen der jeweiligen Bundesländer.
Kirchenrechtliche Neuerungen?
Zudem überlegten die Bischöfe, die kirchliche Strafprozessordnung zu ändern, eigene Strafgerichte einzurichten und die Verwaltungsgerichtsbarkeit in der Kirche zu reformieren, so der Limburger Bischof. Diese Maßnahmen müssten noch mit Rom abgestimmt werden. Außerdem kündigte er für dieses Jahr neue, am Beamtenrecht orientierte Standards für die Führung der Personalakten an. Sie sollten für alle Diözesen gelten.
Denn die Aufklärung und Verfolgung sexuellen Missbrauchs war bislang auch am mangelhaften Aktenbestand gescheitert. Insgesamt fiel die Gesamtbilanz des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz ernüchternd aus.
Das Feld der Aufarbeitung und Aufklärung ist lange noch nicht abgeschlossen. Es wird große Energie kosten und viel Zeit in Anspruch nehmen, uns dem zu widmen.