Glaubwürdig | 06.02.2020 Joachim Garstecki: Der unbequeme Friedensarbeiter
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04. Februar 2021, 14:16 Uhr
Ein paar Wochen nach dem Prager Frühling 1968 organisiert der katholische Theologe Joachim Garstecki ein Friedenstreffen für junge Leute in Magdeburg. Auch danach bleibt er unbequem, vor allem für seine eigene Kirche. "Wir dürfen niemals aufhören, uns zu hinterfragen!", sagt er.
Joachim Garstecki ist ein Mann der Tat. 1968, ein paar Wochen nach dem Prager Frühling, organisiert der katholische Theologe ein Friedenstreffen für junge Leute im Magdeburger Kloster Unser Lieben Frauen. Die Aktion hätte ihn ins Gefängnis bringen können.
Stets öffentlich engagiert
Agenten der Staatssicherheit beobachten das Treffen, greifen aber nicht ein. Daraufhin ziehen sich die katholischen Bischöfe zurück. Anders als die evangelische Kirche, "die war zu diesem Zeitpunkt schon viel weiter in der Friedensfrage und viel mutiger", sagt Garstecki. Er bricht seine Zelte in Magdeburg ab, um als katholischer Gastarbeiter beim Kirchenbund der DDR in Berlin zu arbeiten. Seine Frau und die drei Kinder bleiben in Magedeburg, sodass er sie nur noch wochenends sieht: "Leider hat das dazu geführt, dass ich meine Frau stark alleine hab' machen lassen. Und das ist aus meiner heutigen Sicht etwas problematisch, um's vorsichtig zu sagen."
In Berlin engagiert sich Garstecki weiter öffentlich für Menschenrechts- und Umweltfragen. Der Glaube an Gott hilft ihm und seiner Frau immer wieder, die schwierigen Alltagssituationen ihres Lebens zu meistern. "Ich bin dankbar für vieles, was mir geschenkt worden ist und weiß auch, dass ich das nicht mir allein verdanke. Damit nähere ich mich auch der Frage, was für mich Gott ist", erzählt Joachim Garstecki.
"Wir dürfen niemals aufhören, uns zu hinterfragen"
1988/89 wird Garstecki Berater der Ökumenischen Versammlung der Kirchen und Christen in der DDR. Die Versammelten und ihre Forderungen nach demokratischen Reformen sind die Vorreiter für die friedliche Revolution im Herbst '89. Als Theologe mahnt Joachim Garstecki damals immer wieder Gewaltfreiheit an.
Wenn ich eine Kerze in der einen Hand habe und mit der anderen Hand das Licht der Kerze schützen muss bedeutet das, dass ich keine Steine schmeißen kann.
Nun, rund 30 Jahre nach der Wende, steht Joachim Garstecki wieder auf. Er und seine Mitstreiter erneuern in einem öffentlichen Zukunftsversprechen ihre Forderungen von damals: "Wir dürfen niemals aufhören, uns zu hinterfragen! Die Welt ist heute eine andere, aber längst ist nicht alles gut. Die menschengemachten Probleme der globalen Welt –Armut, Ausbeutung, Klimawandel, Flucht und Gewalt – sind weiter ungelöst." Als Aufgabe der Kirchen sieht er es, die Stimme dagegen zu erheben.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Glaubwürdig | 06. Februar 2021 | 18:45 Uhr