Interview: "Man muss das Übermorgen verstehen"
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20. Juli 2023, 15:45 Uhr
Was kann ich mir unter dem USERVERSE 2035 vorstellen?
Arne Orgassa: Wir haben uns die Frage gestellt: Mit was verbringen Menschen in Zukunft ihrer Zeit und welche Rolle spielen Medien in diesem Zusammenhang? Um Antwort darauf zu bekommen, können wir auf zahlreiche Studien und Analysen zurückgreifen. Dies ist aber sehr mühsam, weil häufig im Alltag die Zeit fehlt, diese ganzen Dokumente und Tabellen zu analysieren, um damit dann kreativ und strategisch zu arbeiten. Deshalb versuchen wir einen neuen Ansatz und haben unser gesamtes vorhandenes Wissen in ein Wimmelbild gepackt: das USERVERSE 2035.
Was zeigt das USERVERSE 2035?
Christoph Rieth: Das USERVERSE 2035 zeigt eine Zukunft, in der Nutzerinnen und Nutzer ausschließlich selbst bestimmen, welche Inhalte sie über welchen Weg nutzen. Und sie nutzen nur, was sie wirklich interessiert. Eine Welt der kompletten Vernetzung von allem mit allem.
Um das darzustellen, haben wir Daten aus der Medienforschung mit Erkenntnissen aus der Trendforschung zusammengebracht und daraus Szenarien entwickelt. Diese verschiedenen Nutzungsszenarien haben wir gezeichnet und zusammen bilden sie ein Wimmelbild, so wie es viele aus den Kinderbüchern kennen.
Und so stehen hinter jedem Element auf dem Bild kleine Geschichten, die den Alltag, die Freizeitgestaltung und das Mediennutzungsverhalten verschiedener Zielgruppen in der Zukunft erlebbar machen.
Wie kann ich mit dem USERVERSE 2035 konkret arbeiten?
Arne Orgassa: Das USERVERSE soll in erster Linie als Inspirationsquelle für die Strategie und Formatentwicklung dienen. Methodisch orientieren wir uns am “Backcasting”. Dabei versuchen wir, aus einem Zukunftsbild im Jahr 2035 Handlungsempfehlungen für das Jetzt abzuleiten. Ganz nach dem Motto: Man muss das Übermorgen verstehen, um morgen noch relevant zu sein.
Aber die Frage war ja, wie kann ich mit dem USERVERSE konkret arbeiten. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder kommen wir in die Redaktionen und Bereiche und stellen das USERVERSE 2035 spielerisch vor. Dafür haben wir Faltpläne gedruckt, auf denen das Wimmelbild zu sehen ist. Man kann sich aber auch selbst durch das USERVERSE 2035 arbeiten.
Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Christoph Rieth: Wir sind momentan in der Beta-Phase. Bis Ende des Jahres sind wir bei verschiedenen Veranstaltungen sowie in Redaktionen/Abteilungen der ARD unterwegs und stellen das USERVERSE 2035 vor. Für uns ist es wichtig, in diesen sechs Monaten möglichst viel Feedback einzusammeln, um das Projekt weiterentwickeln zu können. Im MDR und WDR sind wir nach den Sommerferien unterwegs.
Wie kam es zu der Zusammenarbeit von MDR und WDR?
Arne Orgassa: MDR next und der WDR Innovation Hub arbeiten schon lange zusammen und ergänzen sich bei verschiedenen Projekten. Wir halten es für nicht mehr zeitgemäß, dass jede Landesrundfunkanstalt alles selbst macht, sondern dass wir auch bei Trends & Innovation enge Partnerschaften eingehen und uns gegenseitig unterstützen.
Christoph Rieth: Beim USERVERSE hat das von vornherein perfekt funktioniert. Der WDR ist stark in der Trendforschung und betreibt einen eigenen Trendradar. Wir im MDR beschäftigen uns mit seit Jahren sehr intensiv mit den Nutzerinnen und Nutzern. Deshalb haben wir mit Dennis Horn und Arne Orgassa (beide WDR Innovation Hub) sowie Christin Schulz, Nadine Mosch und mir (alle MDR next) ein Kern-Projektteam gegründet, das am Zukunftsbild 2035 arbeitet.