Erneuerbare Energien Wie weiter mit der Windkraft in Thüringen?
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03. März 2025, 05:00 Uhr
Strom durch Wind – das ist in Thüringen ausbaufähig. So hieß es in Zeiten von Rot-Rot-Grün. Nun aber regiert die Brombeer-Koalition das Land, also das Bündnis aus CDU, BSW und SPD. Wie steht man zur Windkraft und wie ist überhaupt der aktuelle Ausbau-Stand?
- Der Ausbau von Windkraft geht in Thüringen langsamer voran als vom Bund gefordert.
- Die Thüringer CDU kritisiert die Vorgaben des Bundes.
- Grundsätzlich hält die neue Regierung aber am Ausbau der Windkraft fest.
"WK 23-4-75" steht auf dem Reitenberg bei Bischofroda in Westthüringen. Der Rotor der Windkraftanlage dreht sich gemächlich an diesem Mittag. Es weht nur ein laues Lüftchen. WK 23-4-75 ist eine von 867 Anlagen, die im Moment in Thüringen stehen und aus Wind Strom erzeugen, genauer 1.833 Megawatt. Das ergibt folgende Energiebilanz: 68 Prozent der Energie würden aus erneuerbaren Energien stammen, sagt Jens Thomas, energiepolitischer Sprecher der Linken-Fraktion im Landtag. "Und ein Großteil davon, nämlich 54,4 Prozent, kommt aus der Windkraft."
Die Linke hat – zusammen mit SPD und Grünen – nicht nur in den vergangenen zehn Jahren die Landesregierung gestellt, sondern den Ausbau der Windkraft vorangetrieben. Es ging allerdings langsamer als gedacht und von Berlin gefordert. Der Bund will, dass Thüringen 2,2 Prozent der Landesfläche als Vorranggebiete für Windkraftanlagen ausweist. Im Moment sind es aber nur 0,8 Prozent der Fläche.
Thüringer CDU gegen Flächenziele vom Bund
Ein Grund dafür ist, dass die Planungen immer wieder auf Widerstand stoßen – Widerstand von Anwohnern, die kein Windrad vor der Haustür wollen. Oder Widerstand durch Landesgesetze: etwa, dass Windkraftanlagen im Wald nur nach besonderer Abwägung genehmigungsfähig sind. An diesem Gesetz will die neue Landesregierung von CDU, BSW und SPD festhalten.
Darüber hinaus hofft Thomas Gottweiss, energiepolitischer Sprecher der Landtags-CDU, nach dem Ende der aktuellen Bundesregierung auf eine Korrektur: "Wir müssen darüber sprechen, dass wir die Flächenziele gänzlich abschaffen und auf Erzeugungsziele umwandeln. Vor allen Dingen regionale Bedarfe: Also, welche Unternehmen sind energie-intensiv. Dort sollte die Energie tatsächlich auch produziert werden." Die Christdemokraten setzten dabei vor allem aufs Re-Powering, wollen alte Anlagen austauschen durch moderne und effizientere. Ein Neubau soll nur vereinzelt stattfinden.
Jens Dietrich, energiepolitischer Sprecher der AfD im Landtag kann sich nicht anfreunden mit diesem Plan. Er plädiert für Kohle, Gas, Uran, Plutonium und Wasser als Energieträger der Zukunft. Die Windkraft sei zu unsicher, sagt er: "Das ist eine volatile Energie-Quelle, die mal funktioniert und mal nicht funktioniert. Und die Speicherung ist quasi nicht zu vernünftigen Kosten sinnvoll möglich."
Brombeer-Koalition will an Windkraft festhalten
Von einer Abkehr der Stromerzeugung durch Wind will im Thüringer Energieministerium niemand etwas wissen. Im Gegenteil: Der neue Minister Tilo Kummer vom BSW setzt darauf. "Windkraft ist quasi der Lastesel der erneuerbaren Energieversorgung. Und sie ist sehr preiswert. Deshalb werden wir natürlich auch die Windkraftnutzung weiter unterstützen als Haus."
Im vergangenen Jahr sind in Thüringen sechs neue Windräder aufgebaut worden. 90 Genehmigungsverfahren laufen im Moment. Bis die Anlagen tatsächlich stehen, werden etwa zwei bis drei Jahre vergehen. In dieser Zeit hofft der Energieminister ebenfalls auf eine Anpassung der Bundesvorgaben. Denn 2,2 Prozent der Landesfläche sei kaum zu schaffen bei so viel Wald in Thüringen. Diese Gebiete generell zu öffnen für Windräder, will Tilo Kummer nicht. Nur im Einzelfall: "Im Koalitionsvertrag steht in der Hinsicht ganz klar drin, dass Windkraft im Wald nicht genutzt werden sollte, es sei denn, es gibt den drängenden kommunalen Wunsch."
Wie die Energieerzeugung der Zukunft genau aussehen soll in Thüringen, das will die neue Landesregierung in ein Gesetz gießen. Wann der Entwurf dem Landtag vorgelegt wird, ist allerdings offen. Im Regierungsprogramm für die ersten 100 Tage taucht es jedenfalls nicht auf.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 03. März 2025 | 06:09 Uhr