"Angesprochen - Ausgesprochen" ADFC fordert größere Investitionen in den Radverkehr in Thüringen
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22. April 2023, 05:00 Uhr
Verglichen mit anderen Bundesländern hängt Thüringen beim Ausbau von Radwegen hinterher, sagt Frieda Nagler vom ADFC, dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club. Der Radausbau werde zwar von Land und Kommunen vielerorts unterstützt und gefördert, trotzdem sei noch viel zu tun. So gebe es im Freistaat noch immer kaum Fahrradampeln oder auch Leihfahrräder. Insgesamt sei der Anteil der Strecken, die mit dem Rad gefahren werden, unterdurchschnittlich.
Noch immer, so sagt die Thüringer Co-Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), gibt es hierzulande keine Fahrrad-Leuchtturmstadt. Sie habe den Eindruck, dass der Rad-Ausbau oft "einfach am politischen Willen" scheitere. Dabei verweist Frieda Nagler auf andere deutsche Großstädte, wie etwa Bremen oder Hannover.
Häufig keine gute Radfahr-Infrastruktur in Thüringer Städten
In manchen Stadtbezirken von Berlin hänge der Wahlerfolg von der Fahrradpolitik mit ab, sagt sie: "In Thüringen sind wir davon leider noch weit entfernt." Beispielsweise Fahrradampeln, wie sie in anderen Städten deutschlandweit üblich seien, gebe es in Thüringen kaum - allenfalls in Erfurt oder Jena. Auch fehlten Aufstellflächen, die ein bevorzugtes Überqueren von Kreuzungen mit dem Rad gestatten.
Von der Politik erhoffe sie sich daher, "spätestens nächstes Jahr mit dem nächsten Haushalt", dass "deutlich mehr" in den Radverkehr investiert werde. In vielen Kommunen sei dafür die Motivation zu spüren, doch beispielsweise fehlten Menschen, die mit entsprechenden Kenntnissen neue Projekte wirklich planen und umsetzen würden. Wichtig dabei sei, dass der Radverkehr bei der Planung von Verkehrsprojekten "von vornherein wirklich als Pflichtteil mitbedacht wird und nicht am Ende geschaut wird, welchen Teil vom Kuchen können wir noch abgeben".
Sicherlich scheitere an manchen Orten der gute Wille am fehlenden Geld. Doch es gebe auch Beispiele, wo Projekte, die "eigentlich gut gemeint waren", nicht zu Ende gedacht worden seien. Erst kürzlich sei in Erfurt mit Fördergeldern eine Fahrradbrücke gebaut worden. Dann habe man festgestellt, dass man dort mit einem Anhänger oder mit langem Lastenrad nicht durchkommt.
Touristische Radwege in Thüringen gut ausgebaut
Deutlich besser, so sagt die ADFC-Chefin, sieht es bei touristischen Radwegen in Thüringen aus. Auf rund 3.800 Kilometer Länge sei das Radnetz inzwischen gewachsen. Hier sei zu spüren, dass immer mehr Touristen zum Urlaub kommen, da inzwischen auch eine ordentliche Infrastruktur mit Herbergen und Gaststätten entlang der Wege existieren.
Kostenlose Fahrradmitnahme im Regionalverkehr "sehr positiv"
"Sehr positiv" sei auch, dass man in Thüringen das Fahrrad in Zügen kostenlos mitnehmen könne. In vielen Bussen des öffentlichen Nahverkehrs allerdings sei man noch teilweise "auf die Gnade des Busfahrers" angewiesen. Das sollte sich ändern. Und auch im Fernverkehr, also bei der Anreise mit dem ICE, sollte die Fahrradmitnahme generell vereinfacht werden.
Fahrrad-Ausleihe fehlt häufig in Thüringen
Was in Thüringen außerdem überwiegend fehle, sei die Möglichkeit, ein Fahrrad rasch zu leihen. Hier gebe es noch "viel Potenzial" - etwa für Menschen auf Dienstreisen als Alternative für den öffentlichen Nahverkehr oder auch für Urlauber, die von Ort zu Ort reisen möchten.
Als Beispiel nennt Frieda Nagler die Ostseeküste. Fast den gesamten Küstenstreifen entlang könne man ein Fahrrad mieten und es später einfach am nächsten Ort abgeben. Das müsste auch in Thüringen etabliert werden.
MDR (dvs)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | 22. April 2023 | 06:10 Uhr