Landkreis Hildburghausen Gleicherwiesen
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20. Oktober 2015, 15:03 Uhr
Gleicherwiesen, ein Ortsteil der Stadt Römhild, ist ein kleines Haufendorf mit 348 Einwohnern. Seine Bezeichnung verdankt es dem naheliegenden Gleichberg, der auch Namensgeber für den Nachbarort Gleichamberg ist.
Gleicherwiesen liegt in einer Senke, an deren Nordseite die Milz von Osten nach Westen fließt. Im Süden steigt das Gelände zum Hexenhügel an und im Nordwesten des Ortes bildet der Große Gleichberg in 4 Kilometer Entfernung mit 679 Metern die höchste Erhebung in der näheren Umgebung.
1743 erhielt der Ort durch kaiserliche Verleihung den Rang eines Marktfleckens mit vier Jahr- und Viehmärkten. Der Handel florierte. Auf diese Entwicklung ist wahrscheinlich auch zurückzuführen, dass noch vor dem 1. Weltkrieg ein Drittel der Bevölkerung jüdischen Glaubens war. Ab 1942 wurden alle Juden des Ortes ausnahmslos in die Vernichtungslager transportiert. Ein alter Judenfriedhof vor dem Ort erinnert noch heute an die ehemaligen Dorfbewohner.
Auch kündet das ehemalige Schloss des Freiherrn von Bibra von einer Zeit, als der Ort Gleicherwiesen "zentralörtliche Bedeutung" besaß. Mit seinen Fachwerkhäusern und seinen neu gestalteten Ortskern ist Gleicherwiesen schön anzusehen.
Historische Belege:
- 1182 Glychen auf der wysen
- 1316 Glychen auf der wysen
- 1317 Glichen an der wissen
Der Ortsname muss zusammen behandelt werden mit Gleichamberg und den Gleichbergen:
Gleichamberg
- 1100 Glichon
- 1182 Glychen an dem Berge; Glyche
- 1317 Glichen an dem berge
Gleichberge
- 1152 ad uerticem montis quiGelichappellatur
- 1194 ad uerticem montis quiGelichappellatur
Zur Bedeutung des Ortsnamens:
Eine Erklärung der Namen bietet schon G. Jacob 1894:
"Gleicherwiesen und Gleichamberg haben ihren Namen von den nah liegenden Gleichbergen, den in vorgeschichtlicher Kulturbeziehung wichtigsten Bergen des Herzogthums Meiningen, als Glichen, Glychim, Glychen. Gleichamberg an dem Südhang des grosen Gleichbergs, Gleicherwiesen in der Nähe, aber etwas südlicher an einem Wiesengrunde der Milz. Zur Erklärung des Namens Glichen (1181 Gliche) ist die SChenkungsurkunde des Adalolt vom jahr 867 (Dr. 2, 267) aufzuführen, in welcher die Gleichberge zum ersten Mal urk. und zwar als montes similes, als Gleichen erwähnt werden (intes montes similes, qui a quibusdam uero Steinberg et Bernberg uocantur), wie die Gleichen bei Gotha und Gudensberg in der Prov. Hessen 850 Gilihha, Gilicha, Gielicha, 13. Jahrh. Glichen, Glychen. Richtig, wenn Glichen ein deutsches Wort [ist]. Denn die Aehnlichkeit und Gleichheit beider Gleichberge könnte sich blos durch ihre anscheinend gleiche Höhe rechtfertigen lassen, da ihre Höhendifferenz nur 33 Meter beträgt, was bei der Grösse und Ausdehnung derselben kaum bemerkbar ist. Allein ganz unähnlich sind sie in ihrem Aufbau, da der kleine Gleichberg (Steinsburg) ein Bergkegel, der grosse (Bernberg) ein dachförmiger Berg ist. [...]
Die beiden gleichnahmigen Orte Glychen mussten, um nicht verwechselt zu werden, mit einem unterscheidenden Zusatz bezeichnet werden, "an dem berg und uf der wysen". Unrichtig aber ist die gewöhnliche Erklärung von Glychen in der Bedeutung gleich, nahe. Deshlb Gleichamberg nicht nahe oder dicht am Berg, und Gleicherwiesen nicht nahe oder unmittelbar an der Wiese."
Orts- und Flurnamen, die das Wort gleich enthalten, gibt es auch anderswo, häufig in Hessen und Württemberg als "Auf der Gleiche, auf dem Gleichen, die Gleichen" (Berge, Äcker u.a.). Zu nennen sind hier natürlich auch "Die drei Gleichen" in Thüringen. Deutlich ist das auch bei der Gemeinde Gleichen im Kr. Göttingen, ausführlich behandelt von K. Casemir, U. Ohainski, J. Udolph, Die Ortsnamen des Landkreises Göttingen, Bielefeld 2003, S. 163-165.
Literatur-Angaben:
E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, l. Hälfte, Bonn 1913, Sp. 1045.
G. Jacob, Die Ortsnamen des Herzogthums Meiningen, Nachdruck Meiningen 2004, S. 48-49.
Werte der deutschen Heimat, Bd. 6: Das Gleichberggebiet, Berlin 1963, S. 156ff.