Verbraucher Immer mehr Thüringer nutzen Landeszuschuss für Energieberatung

23. April 2023, 11:58 Uhr

Für den Sanierungsfahrplan eines zertifizierten Energieberaters übernimmt der Bund 80 Prozent der Kosten. Noch einmal zehn Prozent legt Thüringen drauf. Inzwischen ist die Nachfrage stark gestiegen. Aber der Fördertopf leert sich.

Angesichts der Energiekrise beantragen immer mehr Menschen in Thüringen einen Landeszuschuss für eine umfassende Energieberatung. Das geht aus Zahlen des Umweltministeriums hervor, die der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vorliegen.

Bis Mitte April bereits 154 Anträge

Der sogenannte Thüringer Sanierungsbonus Plus ging zum 1. Juni 2021 an den Start und wurde im Laufe des restlichen Jahres 46 Mal in Anspruch genommen. Im vergangenen Jahr wurden 229 Anträge gezählt. Im laufenden Jahr 2023 sind es bis Mitte April bereits 154 Anträge. Ob die eingeplanten Fördermittel die starke Nachfrage decken können, ist unklar.

Der Sanierungsbonus des Landes sieht einen Zuschuss für eine bereits vom Bund stark geförderte Energieberatung vor. Ein zertifizierter Energieberater kommt ins eigene Heim und analysiert genau, in welchem energetischen Zustand das jeweilige Haus ist.

Energieberater muss zertifiziert sein

Dann erstellt er einen sogenannten Sanierungsfahrplan. Dieser soll schrittweise aufzeigen, welche Vorhaben in welcher Reihenfolge besonders sinnvoll sind, um Energie einzusparen. Dabei ist es möglich, die ungefähren Kosten aufzustellen.

Der Bund fördert die Erstellung des Fahrplans, der für ein Einfamilienhaus schnell einen vierstelligen Betrag kosten kann, zu 80 Prozent. Der Antrag wird beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) gestellt - in der Regel erledigen das die Energieberater direkt selbst. Wichtig ist, dass der Energieberater auch zertifiziert ist - sonst gibt es keine Förderung.

194.500 Euro für Sanierungsbonus in diesem Jahr

In Thüringen können die Menschen die Rechnung mit dem Eigenanteil dann noch bei der Verbraucherzentrale einreichen und den Sanierungsbonus beantragen. Hat der Antrag Erfolg, zahlt das Land weitere zehn Prozent der Kosten - der Verbraucher muss also am Ende nur noch zehn Prozent der Gesamtkosten selbst stemmen.

Im laufenden Jahr stehen 194.500 Euro für diese Landeszuschüsse zur Verfügung, 2022 waren es 193.500 Euro. "Es hat etwas gedauert, bis der Sanierungsbonus im Land bekannt wurde. Dann stieg die Nachfrage aber stark an", sagte ein Sprecher des Umweltministeriums.

Unklar, ob Geld für Bonus bis Jahresende reicht

Ob das Geld bis Ende des Jahres für alle, die den Bonus nutzen möchten, reicht, ist unklar. "Wir freuen uns über das deutlich gestiegene Interesse an dem Angebot", sagte der Sprecher. Falls die Nachfrage aber gleich bleibt oder noch weiter anzieht, könnte das Geld nicht bis Ende des Jahres ausreichen.

Man müsse dann entweder aufstocken oder rechtzeitig bekannt geben, dass ab einem bestimmten Datum keine Anträge mehr möglich seien. Bis der Energieberater beauftragt, ein Bericht erstellt und ein Antrag bei der Verbraucherzentrale Thüringen eingegangen ist, könne ein halbes Jahr oder mehr vergehen – "abhängig davon, wie ausgelastet die Energieberater in der jeweiligen Region sind."

Die Kernidee hinter dem Sanierungsfahrplan ist, dass Hauseigentümer nicht planlos sanieren, sondern den Expertenrat berücksichtigen. So kann es beispielsweise sinnvoll sein, erst zu dämmen und sich dann erst um eine neue Heizung zu kümmern. Mit dem Sanierungsfahrplan in der Tasche sind zusätzliche Förderungen vom Bund möglich, die es ohne den Expertenrat nicht gibt.

Nach Angaben des Thüringer Umweltministeriums ist die Zahl der Hauseigentümer, die sich einen individuellen Sanierungsfahrplan erstellen lassen, noch sehr gering. "Dabei ist das Thema Sanierung ein entscheidender Baustein der Energiewende im Gebäudesektor", so der Sprecher.

MDR (dpa/co)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 23. April 2023 | 10:00 Uhr

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