Soziales Immer öfter kostenlose Hygieneartikel an Sachsens Schulen
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29. Mai 2023, 10:28 Uhr
Milliarden Menschen betrifft das Thema Monat für Monat. Und trotzdem ist es ein Tabu,: Die Menstruation der Mädchen und Frauen. Das soll sich mit Initiativen für kostenlose Hygieneprodukte in öffentlichen Gebäuden und Schulen ändern. Solche kostenlosen Artikel in Automaten der Mädchentoiletten in Schulen könnten in Sachsen bald alltäglich sein - so normal wie Toilettenpapier auch.
- Leipzig hat bereits 17 Schulen mit kostenlosen Hygieneartikeln ausgestattet.
- In Chemnitz werden im Sommer Ergebnisse von vier Pilot-Schulen ausgewertet.
- Ab Jahresende will auch Dresden städtische Einrichtungen ausstatten.
In Sachsens Schulen sollen künftig mehr Spender mit kostenlosen Monatshygieneartikeln stehen. Derartige Spender gibt es an einigen Schulen in Leipzig schon, in Dresden sollen sie aufgestellt werden und Chemnitz probiert gerade aus, wie groß der Bedarf sein könnte. Das hat eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in den drei Städten Sachsens ergeben.
Leipzig stattet schon 17 Schulen aus
Das Landesamt für Schule und Bildung ist für die kostenlosen Hygieneartikel als Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit. Vom Land gebe es allerdings kein Geld dafür, stellte der Sprecher des Landesamtes, Clemens Arndt, klar. "Das ist Sache der Schulträger."
In Leipzig werden die Hygieneartikel an 17 städtischen Schulen schon jetzt abgegeben, informierte die Stadt. Bis spätestens 2025 sollen alle weiterführenden Schulen damit ausgestattet sein. "Ich würde es begrüßen, wenn den Mädchen dieses Angebot an Schulen gemacht und dies auch flächendeckend umgesetzt wird", sagte die Vorsitzende des Landeselternrates, Sara Schlüter. Aber das Thema sei im Landeselternrat bisher noch nicht besprochen worden.
Chemnitz testet in vier Pilot-Schulen den Bedarf
Vier Schulen in Chemnitz testen aktuell die Abgabe von Damenhygieneartikeln. Damit sollten unter anderem auch die Kosten ermittelt werden, hieß es. Bisher gebe es keine Erfahrungen zum tatsächlichen Verbrauch dieser Artikel. Zu Beginn der Sommerferien sollen die Ergebnisse ausgewertet werden. Unabhängig davon habe der Stadtrat im April für 2023 und 2024 je 10.000 Euro für die Ausstattung der Schulen mit Hygienespendern sowie dazugehörigen Hygieneartikeln bewilligt.
Dresden will Ende 2023 starten
In Dresden rechnet die Stadt mit Kosten von etwa 250.000 Euro. Ab Ende 2023 sollen dafür nicht nur in Schulen und Berufsschulen Spender aufgestellt werden, sondern auch in Kitas, Museen, Kultur- und Freizeiteinrichtungen, Verwaltungsgebäuden und städtischen Bibliotheken. Das habe der Stadtrat so beschlossen, sagte eine Sprecherin. Die Leistungen würden gerade ausgeschrieben.
Grüne und Linke unterstützen Enttabuisierung
Grüne und Linke im Sächsischen Landtag unterstützen kostenfreie Hygieneprodukte in öffentlichen Einrichtungen wie Rathäusern und Schulen. Das wäre ein spürbarer Beitrag zur Verbesserung der menstruellen Gesundheit und Hygiene sowie zur Enttabuisierung des Themas Menstruation, sagte die gleichstellungspolitische Sprecherin der Fraktion, Lucie Hammecke. "Menstruationsartikel sollten genauso zur Grundausstattung öffentlicher Toiletten gehören wie Seife, Papierhandtücher und Toilettenpapier."
Die Linke verlangt von der Staatsregierung mehr Einsatz. Sie müsse den Schulträgern genug Geld zur Verfügung stellen, "damit die kostenlosen Hygieneartikel überall in Schultoiletten vorgehalten werden können", sagte die gleichstellungspolitische Sprecherin der Linke-Landtagsfraktion, Sarah Buddeberg. Dabei gehe es auch um soziale Gerechtigkeit. "Für Familien mit geringem Einkommen kann der Kauf notwendiger Hygieneartikel zur finanziellen Belastung werden. Das betrifft nicht nur Erwachsene."
Konzerne und Hochschulen haben Erfahrungswerte
Städte wie Freiburg und Stuttgart, Wiesbaden und Bielefeld haben ihre öffentlichen Einrichtungen bereits mit Monatshygieneartikeln ausgestattet, ebenso große Unternehmen wie SAP, Ikea und die Deutsche Bahn. Auch Hochschulen in Mitteldeutschland haben schon Erfahrungen gesammelt.
Die Hochschule Merseburg startete 2019 eine Pilotphase und stattete 40 Toiletten aus. Der Schritt habe sich definitiv bewährt, sagte Hochschulsprecher Christian Franke. "Es gab und gibt positives Feedback und die Periodenprodukte werden genutzt." Die Kosten tragen anteilig die Hochschule, die Gleichstellungsbeauftragte und alle über den Semesterbeitrag finanzierten studentischen Gremien.
dpa/MDR (kk)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 27. Mai 2023 | 06:00 Uhr