Ungewöhnliche Freundschaft Streamingserie bringt Ex-Innenminister und Ex-Häftling wieder zusammen
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26. April 2023, 05:00 Uhr
Als Sachsens erster schwarzer Ordnungshüter warb Sam Meffire einst für Toleranz an der Seite des damaligen Innenministers. Als der Vorzeigepolizist kriminell wird, zerbricht die ungewöhnliche Freundschaft - nach Jahrzehnten treffen sie sich wieder. Grund dafür: Eine Serie über das Leben des ersten schwarzen Polizisten Ostdeutschlands.
Samuel Meffire war einst Polizist und Werbestar unter Sachsens damaligen Innenminister, Heinz Eggert. Meffires Gesicht war Teil einer groß angelegten Werbekampagne gegen Rassismus. Er wird prominent und gilt als der "erste schwarze Polizist Ostdeutschlands".
Doch nachdem er den Polizeidienst kündigte, schien alles schief zu gehen. Er gründete eine Sicherheitsfirma und rutschte dann in die Kriminalität ab. Meffire begeht brutale, zum Teil sogar bewaffnete Raubüberfälle. Nach jahrelanger Haft baute er sich sein Leben neu auf. Die Verfilmung seiner Lebensgeschichte "Sam, ein Sachse" für den Streamingdienst Disney+ hat Meffire und Eggert nach 30 Jahren wieder zusammengeführt.
"Vor einem Monat habe ich ihn das erste Mal wieder gesehen, in Dresden", sagt der 75 Jahre alte Eggert. "Wir haben über all das gesprochen, was passiert ist." Meffire wurde kriminell. Eggert fand es "sehr abscheulich", dass er bei einem Überfall ein Rentnerehepaar zusammenschlug. Eine Grenze war überschritten, er brach den Kontakt zu Meffire ab.
Freundschaft wieder geweckt
Eggerts Interesse an Meffire wurde erst wieder geweckt mit der Serie, die ab dem 26. April gestreamt werden kann. "Wir sind in Verbindung, es ist eigentlich immer noch eine Freundschaft", sagt der ehemalige Innenminister. Wenn man jemanden immer auf die Fehler der Vergangenheit festlege, "kann man ja auch schuldig werden, weil man ihm keine Chance mehr zur Veränderung gibt", so Eggert. Meffire habe diese schon vor Jahren ergriffen und "diesen Schwenk hinbekommen".
Die Serie beruht auf dem gleichnamigen Buch "Sam, ein Sachse", in dem Meffire nicht nur den frühen Tod seines Vaters verarbeitet, sondern auch Fragen über den Zustand der Welt stellt. Die Hauptrolle spielt Malick Bauer, die Rolle von Heinz Eggert übernimmt Martin Brambach. Heute bezeichnet sich Meffire als "glücklichen Sachse im Exil." Er lebt im Rheinland als Sozialarbeiter, Autor und Familienvater.
MDR (ali)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 26. April 2023 | 08:40 Uhr