Eine Leuchtreklame für Schlüsseldienst Service an einem Fachgeschäft.
Wie finde ich einen seriösen Schlüsseldienst? Die Verbraucherzentrale gibt Tipps. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Future Image

Achtung bei Wucher Und plötzlich schlägt die Tür zu: Schlüsseldienst ohne Abzocke – wie geht das?

09. Juli 2023, 09:35 Uhr

Wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betruges in 158 Fällen hat die Staatsanwaltschaft Dresden Anklage gegen einen 38-jährigen Mann aus Sachsen erhoben. Unter anderem mit Schlüsselnotdiensten soll er bundesweit einen Gesamtschaden von etwa 150.000 Euro verursacht haben. Wie schützt man sich vor Abzocke bei Schlüsseldiensten? Wir haben mit Beate Saupe von der Verbraucherzentrale Sachsen gesprochen.

Frau Saupe, wie findet man schnell einen guten Schlüsseldienst?

Beate Saupe: Auch wenn man in der Not ist, sollte man nicht vorschnell handeln, sondern einen kühlen Kopf bewahren. Wir empfehlen nach einem ortsansässigen Unternehmen zu suchen, anzurufen und die Preise zu erfragen. Dann können Sie auch gut vergleichen.

Man sollte also trotz aller Not lieber gleich mehrere Anbieter anrufen?

Ja, das ist ratsam. Wir empfehlen immer zwei oder auch drei Dienste anzurufen. So können Sie Preise und Bedingungen gut abgleichen und eventuelle Abzocker ausfindig machen. Wichtig ist es auch, immer nach Zuschlägen zu fragen.

Beate Saupe, Verbraucherzentrale Sachsen
Wenn die Tür ins Schloss fällt: Beate Saupe von der Verbraucherzentrale Sachsen rät, einen kühlen Kopf zu bewahren. Bildrechte: Beate Saupe

Anrufen klingt machbar. Doch was, wenn das Telefon hinter der geschlossenen Tür in der Wohnung liegt?

Dann ist Ihr Improvisationstalent gefragt. Ich würde sagen: einfach durchfragen, Telefon ausleihen und hoffen, dass man jemand erreichen kann.

Wie teuer darf ein Schlüsseldienst sein?

Es gibt keine festgeschriebenen Preise, die Unternehmen sind relativ frei. Ein einfaches Türöffnen sollte jedoch unter 100 Euro möglich sein. Mit Wochenend- und Nachtzuschlägen können es auch schon einmal 150 Euro werden. Wenn jemand 500 Euro verlangt, sollte man allerdings hellhörig sein.

Das verlangen wohl Abzocke-Unternehmen?

Ja, das ist vorgekommen. Es bietet sich an, dem Schlüsseldienst schon vorher am Telefon zu erklären, was passiert ist. Meistens fällt die Tür ja einfach nur zur. In solchen Fällen muss in der Regel das Schloss nicht ausgewechselt werden.

Wie läuft es mit der Bezahlung?

Wir raten auf eine Rechnung zu bestehen, dann kann man alle Rechnungsposten prüfen. Falls man am Telefon schon einen Preis vereinbart hat, sollte man auch nur diesen bezahlen. Lassen Sie sich auf keinen Fall unter Druck setzen. Wenn man einmal bezahlt hat, ist es schwierig, das Geld wieder zurück zu bekommen.

Doch was tun, wenn der Schlüsseldienst auf Barzahlung besteht?

Wenn es Anbieter gibt, wie manchmal im ländlichen Raum, die auf Barzahlung bestehen, kann man sich eventuell darauf einlassen. Auf keinen Fall sollten Sie jedoch nach der Türöffnung Dinge nachzahlen, die vorher nicht vereinbart waren. Seriöse Anbieter erkennt man meistens daran, dass sie sich daran halten, was vereinbart wurde und auch die Möglichkeit einer Rechnung bieten. Nicht jeder hat ja Bargeld im Haus. Natürlich kann eine Rechnung bei besonderen Aufwendungen im Einzelfall höher ausfallen, doch gerade in diesem Fall sollte es möglich sein, per Rechnung zu zahlen, um die einzelnen Posten nachvollziehen zu können.

Warum sind Schlüsseldienste ein Einfallstor für Betrüger?

Schlüsseldienste sind Dienstleistungen, die in Notsituationen benötigt werden. Leider gibt es immer wieder Personen und Unternehmen, die das ausnutzen. In der Vergangenheit haben Betrüger ganz gezielt Anzeigen geschaltet, die weit oben in der Google-Suche auftauchten. Oft saßen die Anbieter aber weit weg vom Einsatzort. Schon alleine deswegen fielen hohe Anfahrtskosten an. Teilweise wurden immense Summen aufgerufen. Da waren viele unseriöse Anbieter dabei.

Der Schlüsseldienst-Anbieter sollte also am besten so nah wie möglich am Wohnort sein?

Das ist ratsam, weil ja sonst die Anfahrtskosten zu Buche schlagen. Grundsätzlich gilt, je weiter der Schlüsseldienst entfernt ist, desto teurer kann es werden.

Da waren viele unseriöse Anbieter dabei, Sie sprechen in der Vergangenheit?

Ja, die Zahl der Betrugsfälle ist zurückgegangen. Das liegt auch daran, dass Google keine Anzeigen mehr schaltet. Es gab ja genügend Gerichtsurteile, dass es sich bei der Preisgestaltung mancher Dienste um Wucher handelte. Zudem liegen strafrechtliche Prozesse vor. Nach Beschwerden von Verbrauchern und Verbraucherschützern sowie nach kritischen Medienberichten hat Google die Anzeigen für Schlüsseldienste generell eingestellt. Kontakte für Schlüsseldienste finden Sie heute nur noch ganz normal als Suchergebnisse.

Gibt es heute noch viele Betrugsfälle durch Schlüsseldienste?

Nach Angaben des LKA Sachsen-Anhalt hat es im Jahr 2022 lediglich einen sowie im ersten Halbjahr 2023 einen zweiten Betrugsfall gegeben. Die LKA Sachsen und Thüringen haben sich auf eine entsprechende Anfrage noch nicht geäußert. Nach Aussagen der Verbraucherzentrale sind die Betrugsfälle nach dem Abschalten der Google-Anzeigen durch Betrüger-Unternehmen gravierend zurückgegangen. Dennoch sieht Michael Klocke, Sprecher des LKA Sachsen-Anhalt keine Entwarnung: "Wir haben es hier mit einem Kriminalitätsphänomen zu tun, wo eine nicht unerhebliche Dunkelziffer zu vermuten ist. Nicht selten kommt es vor, dass geschädigte Betrugsopfer sich nicht bei der Polizei melden", erklärte Klocke

Wie kann man dem Einsatz eines Schlüsseldienstes vorbeugen?

Eine gute Möglichkeit ist, einen Ersatzschlüssel bei einer Person des Vertrauens - Eltern, Kinder oder auch sehr gute Freunde - zu deponieren. Es lohnt sich auch, sich vielleicht vorab nach einem geeigneten Schlüsseldienst zu erkundigen und die Nummer für den Notfall einzuspeichern.

Beate Saupe ist Juristin in der Verbraucherzentrale Sachsen im Team Recht. Die Verbraucherzentrale hat auch eine Abzockerliste erstellt, hier sollten Sie sich auf keinen Fall hinwenden.

Das rät die Polizei zum Schutz vor unseriösen Handwerkerleistungen

  • Genau informieren: Informieren Sie sich gut über die herausgesuchte Firma. Fragen Sie konkret nach dem Firmensitz und möglichen Anfahrtskosten. Vereinbaren Sie einen Fixpreis für die von Ihnen geschilderte Leistung.
  • Nicht unter Druck setzen lassen: Unterschreiben Sie einen Auftrag nur, wenn Sie alles verstanden haben. Bestehen Sie auf eine Rechnung. Lassen Sie sich nicht durch Drohungen mit der Polizei oder mit Inkassounternehmen unter Druck setzen.
  • Hilfe holen: Rufen Sie die Polizei unter 110, wenn Sie bedroht werden. Holen Sie wenn möglich Nachbarn hinzu, die den Vorfall bezeugen und Sie bestärken können.
  • Rechnung prüfen: Wenden Sie sich an eine Verbraucherzentrale, wenn Sie Fragen zur Rechnung haben.
  • Anzeige erstatten: Scheuen Sie sich nicht, Anzeige bei der Polizei gegen die Firma zu erstatten.


Quelle: LKA Sachsen-Anhalt

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Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 30. Juni 2023 | 13:30 Uhr

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