Friseure in Leipzig "Silent Cut"-Trend sorgt für unterschiedliche Reaktionen
Hauptinhalt
02. Februar 2023, 05:00 Uhr
Der Berliner Trend "Silent Cut" sorgt in Leipzig für unterschiedliche Reaktionen. Der "stille Haarschnitt", bei dem im Salon geschwiegen wird, ruft vor allem in Salons wenig Verständnis hervor. Ausbilder Jörn Lüdecke sagte MDR AKTUELL, Kommunikation sei im Kundenkontakt eine Stärke. Gerade jüngere Leipziger würden "Silent Cut" aber ausprobieren.
- Für Innungsobermeister Jörn Lüdecke bedeutet Kommunikation eine stärkere Kundenbindung.
- Die Reaktionen der Leipziger Passanten fallen gemischt aus.
Es wird geföhnt, geschnitten und geplaudert beim Friseursalon Ziegler im Leipziger Süden. Eine ältere Kundin beäugt ihre neue Kurzhaarfrisur im Spiegel. Sie hält vom Trend des "Silent Cut" nichts: "Da bin ich doch mal unter anderen Leuten. Und wir sind doch nicht ständig zusammen und wir müssen ja nicht über andere Leute herziehen. Aber man kann sich ja über Allgemeines unterhalten und kann auch manches erfragen. Ich finds gut."
Kontakt zu Kunden wichtig
Ein paar Straßen weiter in einem anderen Salon ist es ein bisschen ruhiger. Die erste Reaktion des Inhabers auf den Trend ist "Typisch Berlin". Auch er findet den Kontakt zu Kundinnen und Kunden wichtig: "Also primär ist es natürlich das Fachliche, klar. Und es entsteht dann automatisch ein Übergang in die Privatsphäre, dass man Fragen stellt. Dann eröffnet sich automatisch das Gespräch. Ich selber spreche natürlich auch erst ab 10:00 Uhr."
Am liebsten wird trotzdem im Shamponierbereich geschwiegen, sagt seine Kollegin: "Da machen die Kunden die Augen zu, da genießen sie die Massage am Kopf. Wir haben Stühle, wo die Füße nach oben gefahren werden und der Rücken gleichzeitig massiert wird. Das genießen die Kunden einfach. Und dann habe ich auch das Gefühl dafür: Der Kunde möchte jetzt seine Ruhe haben und jetzt bist du auch still."
Ausbilder: Kommunikation fördert Kundenbindung
Eingeführt hatte das Konzept zuletzt ein Salon in Berlin-Prenzlauer Berg. Dort sei die Idee in der Corona-Zeit entstanden, weil sich viele Gespräche nur noch um die Pandemie gedreht hätten. Jörn Lüdecke ist Innungsobermeister bei der Friseur-und Kosmetik–Innung in Chemnitz. Dort werden Friseurinnen und Friseure ausgebildet.
Der soziale Aspekt sei kein eigener Teil der Ausbildung, aber bei der Bewerbung spiele es eine Rolle, sagt Lüdecke: "Es sollte jemand aufgeschlossenes sein, man sollte kommunikativ sein und ja, auch im Normalfall der Small Talk, der wird natürlich schon gewünscht. Das hat was mit Kundenbindung zu tun, das hat was mit Wohlfühlen zu tun und da ist es eben wichtig, dass der Kunde sich halt im Geschäft auch angekommen fühlt."
Unterschiedliche Reaktionen bei Passanten
Auf der Straße in der Leipziger Südvorstadt sehen die Menschen den "Silent Cut" unterschiedlich. Auffällig ist: Die Älteren schnattern gerne beim Friseur, die Jüngeren würden das Konzept auf jeden Fall mal ausprobieren. Einige meinen, dass sie es genießen würden, wenn auch mal Ruhe sei. Andere möchten dem Trend nicht folgen: "Man will ja sich auch mit den Leuten ein bisschen unterhalten, ein bisschen Kontakt halten."
Manche machen es sich leichter – sie gehen seit ein paar Jahren überhaupt nicht mehr zum Friseur. Ein Passant sagt: "Meine Frau frisiert mich. Und da halte ich sowieso die Klappe."
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 02. Februar 2023 | 06:00 Uhr