Stimmungsbericht Nach zwei Bränden in der "Langen Lene" Leipzig: Bewohner fordern mehr Sicherheit
Hauptinhalt
11. Dezember 2024, 19:10 Uhr
Zwei Brände in der "Langen Lene" haben nicht nur für viel Frust bei den Mieterinnen und Mietern gesorgt. Die vermutlich absichtlich gelegten Feuer haben große Unsicherheit bei den Bewohnern des XXL-Plattenbaus hinterlassen. Könnte es zu einem weiteren Feuer kommen, fragen sich viele? Sie kritisieren mutmaßliche Sicherheitslücken und haben eigene Vorstellungen für mehr Sicherheit.
- Alle Bewohner der "Langen Lene" sollen bis zum Wochenende wieder Strom erhalten.
- Viele Mieter sind wegen zweier Brände in dem Wohnblock sehr verunsichert.
- Die LWB will das Gebäude durch Überwachungskameras sicherer machen.
Die Fahrstuhltür öffnet sich. Ein Mann tritt heraus. "Haben Sie wieder Wasser?", fragt Zamani Elhsm einen ihrer Nachbarn im Wohnblock "Lange Lene" in Leipzig. "Ja. Aber nur Kaltes", antwortet der Mann. "Ich habe auch nur kaltes Wasser", sagt Zamani Elhsm. Die gebürtige Iranerin habe mehrere Tage gar kein Wasser gehabt, erzählt sie. In der "Langen Lene" brannte es innerhalb eines Monats zweimal. Die Polizei ermittelt wegen Brandstiftung.
Wasserversorgung wieder komplett hergestellt
Wie die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) auf Anfrage von MDR SACHSEN mitteilt, haben alle Bewohner der "Langen Lene" seit Donnerstag wieder fließendes Wasser. 30 Meter der Hauptwasserleitung inklusive Anschlüsse seien erneuert worden.
Strom soll ab Wochenende wieder für alle fließen
Die Stromversorgung will die LWB nach eigenen Angaben bis zum Wochenende wieder herstellen. Zerstörte Stromverteiler sollen bis dahin repariert werden. Die Reparatur der teilweise kaputten Stromverteiler soll kommende Woche folgen, wodurch es nochmals zu temporären Abschaltungen kommen könne. Das könne 50 Wohnungen betreffen. Dazu heißt es von der LWB: "Abends wird der Strom wieder zugeschaltet, sodass alle Mieter über Strom verfügen."
Unsicherheit wegen zweier Brände
Es ist also erstmal Aufatmen in Sachen Wasser und Strom angesagt. Auch bei der Bewohnerin Zamani Elhsm. Der 39-Jährigen ist dennoch ihre Verunsicherung anzumerken. Denn bereits zum zweiten Mal legte ein Brand vergangene Woche die Strom- und Wasserversorgung in manchen Hausausgängen des Plattenbaus lahm. Anfang November beim ersten Feuer sei sie auch vom Wasserausfall betroffen gewesen, sagt Elhsm.
Bewohnerin bemängelt offene Kellertüren
Im Treppenhaus trifft Elhsm auf einen weiteren Nachbarn und fragt ihn, ob die Polizei einen Verantwortlichen für die Brände gefunden hat. Der Nachbar schüttelt den Kopf. Die Polizei fahndet derzeit nach mutmaßlichen Brandstiftern, die verdächtigt werden, Feuer in dem Wohnblock gelegt zu haben. Die Behörde sucht öffentlich mit der Hilfe von "Kripo live" nach Hinweisen, um die Brandursachen aufzuklären. Aus Sicht von Elhsm könnten Überwachungskameras für mehr Sicherheit sorgen.
Elhsm zeigt im Treppenhaus in Richtung der Keller. Aus ihrer Sicht sei es zu einfach, in diese zu kommen, da diese nicht abgeschlossen seien. Dazu teilt die LWB mit, dass die Kellertüren aktuell aus brandschutztechnischen Gründen nicht verschlossen werden dürften. Es werde geprüft, ob von dieser Vorschrift abgewichen werden darf.
Rüstiges Rentnerpaar versteht Frust nicht
Vor dem Wohnblock spaziert ein rüstiges Pärchen mit einem kleinen Hund. Ursula Jostock und Helmut Brunlieb wirken bestens gelaunt. Man kommt gut mit ihnen ins Gespräch. Die Strom- und Wasserausfälle hätten sie gut überbrückt, sagt Ursula Jostock. "Wir haben uns gerettet. Wir sind ins Hotel gezogen, weil ich eine Versicherung habe", erklärt die 84-Jährige.
Mittlerweile wohnen sie wieder in der "Langen Lene" und haben Strom und Wasser, sagt Helmut Brunlieb. Funktionierendes Internet, Kabel-TV, Telefon hätten sie zwar bis heute nicht, aber sie seien über eine Zimmerantenne notdürftig mit Fernsehen versorgt, sagt der 87-Jährige. Den Frust vieler Mitmieter auf die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB) könne das Pärchen nicht verstehen. Diese habe ihr Mögliches getan, um die Wasserversorgung über Hydranten zu gewährleisten. Beide wirken gelassen.
Verunsicherung bleibt trotz Sicherheitsdienst
Ursula Jostock lächelt während sie erzählt. Doch mit einem Mal wird das Gesicht der alten Dame ernst: "Wir haben die Brände ziemlich gut überstanden, doch wir haben die Angst, dass das jetzt nochmal passiert." Die LWB hat einen Sicherheitsdienst beauftragt, der aktuell zwischen 18 und 6 Uhr das gesamte Objekt kontrolliert.
Wir haben die Brände ziemlich gut überstanden, doch wir haben die Angst, dass das jetzt nochmal passiert.
Dennoch bleibe die Verunsicherung, sagt Ursula Jostock. An ein solches Ausmaß an Bränden wie jetzt, könne sich die 84-Jährige nicht erinnern. "Es hat hier nur zu DDR-Zeiten mal an Heiligabend gebrannt. Da hat einer aus Frust auf seine Freundin vor Wut den Keller abgebrannt", erzählt sie.
Mieter verliert Hab und Gut durch Kellerbrand
Vor dem mittleren Hauseingang steht Sven neben den Containertoiletten und -duschen, die allen bereit stehen, die kein fließendes Wasser haben. An seiner unruhigen Stimme ist spürrbar, dass der Schreck der Brände noch tief in ihm steckt. Er habe nicht nur mehrere Tage ohne Strom und Wasser auskommen müssen, erzählt er.
Das Feuer habe seinen Keller komplett zerstört: "Mein Werkzeug und Tischlermaschinen - einfach alles ist weg. Das Fahrrad ist zerschmolzen. Ich war nachts arbeiten, komme frühs hier her und habe das Chaos", erinnert sich der 55-Jährige. Da er nur eine Einzimmer-Wohnung habe, sei viel Hab und Gut durch den Kellerbrand verloren gegangen.
Mein Werkzeug und Tischlermaschinen - einfach alles ist weg. Das Fahrrad ist zerschmolzen. Ich war nachts arbeiten, komme frühs hier her und habe das Chaos.
Kritik an offenen Fluren
Er fühle sich sehr verunsichert, sagt Sven: "Man denkt sich, hier ist man nicht mehr sicher." Er sieht es auch mit Sorgen, dass man komplett durch den gesamten Wohnblock mit seiner Länge von 330 Metern auf allen Etagen wie auch im Kellerbereich hindurchlaufen könne.
Sind Überwachungskameras die Lösung?
In den unendlich lang wirkenden Fluren ist immer noch ein unangenehmer Geruch wahrnehmbar. "Das ist vom Rauch, der durch die Ritzen zog. Das hat noch viel schlimmer gerochen", sagt ein Mann. Die Frage, wie man die "Lange Lene" sicherer machen könnte, beschäftigt auch ihn, sagt Enrico.
Überwachungskameras im Keller seien eine Variante, die Sicherheit zu erhöhen, meint der 48-Jährige: "Das wäre ideal." Er bezweifelt, dass der Sicherheitsdienst ausreichend ist.
LWB plant Kameraüberwachung
Die Sicherheit in und an der "Langen Lene" soll weiter erhöht werden, teilt die LWB auf Anfrage mit. Auch Überwachungskameras gehören demnach dazu. Wegen des Datenschutzes seien diese jedoch nicht ad hoc installierbar.
Durchgehende Überwachung an Weihnachten und Silvester
In den Nachtstunden werde der Block laut LWB durchgehend überwacht. Tagsüber sei Sicherheitspersonal wiederholt am Gebäude im Einsatz. An Weihnachten sollen die Bewohner sicher feiern können. Dazu die LWB: "Über die Feiertage und den Jahreswechsel wird das Objekt durchgehend bewacht."
MDR (phb)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 11. Dezember 2024 | 16:30 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/cec3ccf4-14de-4f05-b5a8-ffd42683953c was not found on this server.