Evangelische Landeskirche Sächsischer Jugendwart soll 30 Menschen sexuell missbraucht haben
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10. April 2022, 15:59 Uhr
Auch in der sächsischen Landeskirche hat es Fälle von sexualisierter Gewalt und Missbrauch gegeben. Im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass der langjährige Jugendwart Kurt Ströer zahlreiche Menschen missbraucht haben soll. Am Sonnabend bestätigte das die Landeskirche in ihrem Parlament, der Synode, in einer offiziellen Mitteilung. Inzwischen ist von 30 Missbrauchsopfern die Rede.
Der langjährige Jugendwart der sächsischen Landeskirche, Kurt Ströer soll in seiner Amtszeit 30 Menschen sexuell missbraucht haben. Das berichtete der sächsische Landeskirchenamtspräsident Hans-Peter Vollbach am Sonnabend auf der Synodentagung in Dresden. Die Taten sollen sich in den 1960er- und 1970er-Jahren ereignet haben. Die Betroffenen sind heute zwischen 55 und 79 Jahren alt. Der Fall war 2021 bekannt geworden. Damals war von vier Betroffenen die Rede.
Kirchleitung spricht mit 17 Missbrauchsopfern
Gemeinsam mit dem sächsischen Landesbischof Tobias Bilz und Synodalpräsidentin Bettina Westfeld hatte sich Vollbach am Sonnabend mit 17 der Missbrauchsopfer getroffen. Bei dem Gespräch hätten die Männer der Kirchenleitung von den Übergriffen des 2013 verstorbenen Jugendwarts berichtet. Die Vorfälle dürften nicht relativiert werden, sagte Bilz vor der Synode. "Tun sie bitte lieber zu viel als zu wenig", zitierte der Bischof einen der Betroffenen. Den Männern sei im Raum der Kirche Schlimmes widerfahren.
"Es wird uns eine Weile beschäftigen und es gilt, dies auszuhalten", sagte Bilz. Es werde auch eine theologische Aufarbeitung brauchen. "Wir stehen unter dem Eindruck des Gesprächs und wollen doch vor die Öffentlichkeit treten und berichten, was wir gehört haben", erklärte Westfeld.
Es wird uns eine Weile beschäftigen und es gilt, dies auszuhalten.
Landeskirchenamt weiß seit 2012 Bescheid
Ströer hat von 1956 bis 1986 als Jugendwart im damaligen Karl-Marx-Stadt für die Landeskirche gearbeitet und war später Diakon im sächsischen Moritzburg. Bereits 2012 hatte sich ein Betroffener an die Gemeinschaft Moritzburger Diakoninnen und Diakone gewandt, die das Landeskirchenamt über den Fall informierte.
Weitere Missbrauchsfälle im Erzgebirge
Auch in Pobershau im Erzgebirge soll sich ein ehrenamtlicher Kantor von 1995 bis 1999 mehreren Mädchen sexuell genähert haben. Die Kinder waren laut der Wochenzeitung "Der Sonntag" zwischen elf und 15 Jahre alt. Die evangelische Landeskirche hat angekündigt, den Fall unabhängig aufarbeiten zu wollen.
Die drei betroffenen Frauen hatten bei der Staatsanwaltschaft Chemnitz 2019 Anzeige gegen den ehrenamtlichen Kantor erstattet. Da die Taten spätestens 2012 verjährt waren, sei das Verfahren jedoch am 12. Mai 2020 eingestellt worden, hieß es von der Staatsanwaltschaft. In der Vernehmung habe der Mann die "sexuellen Näherungen teilweise eingeräumt", hieß es.
MDR (sth)/epd/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 10. April 2022 | 19:00 Uhr