Kinderbetreuung Landesjugendamt: Gewalt in Sachsens Kitas wird nicht erfasst
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02. August 2023, 12:17 Uhr
Kinder extra laut ansprechen, sie vor der Gruppe beschämen und lächerlich machen, zwangsfüttern, isolieren oder auf die Strafbank setzen, das sei auch Gewalt und in Kitas Gang und Gäbe, kritisiert eine angehende Erzieherin im Gespräch mit MDR AKTUELL. Was gewaltvoll ist, wird in den Kitas ganz unterschiedlich beurteilt. Auch Scham spielt eine große Rolle, wissen Experten. Aber vor allem fehlen in Sachsen Zahlen als Grundlage und Personal, das der Einrichtungsaufsicht nachkommen kann.
Der Kinderschutzbund Sachsen hat beklagt, dass Gewalt in Kindertagesstätten kaum erfasst wird. Es seien mehr Zahlen und Forschung, mehr Personal und eine bessere Fehlerkultur notwendig, verlangt die Referentin Katja Sturm. Wie man gewaltfrei erziehe, müsse Teil der Ausbildung sein.
Scham, Gewalt zu benennen
Es herrsche eine Scham, gewaltvolles Handeln zu benennen, kritisiert die Erziehungswissenschaftlerin Regina Remsperger-Kehm. Gründe für gewaltvolles Verhalten sieht die Expertin in den eigenen Erziehungserfahrungen. Auch die private Lage der Fachkräfte spiele eine Rolle - neben der hohen alltäglichen Belastung in den Kitas.
Landesjugendamt: Gewalt in Kitas wird nicht erfasst
Das Landesjugendamt Sachsen teilte mit, es werde nicht erfasst, wie oft, wie und wo Gewalt in Einrichtungen gegen Kinder gemeldet worden sei. Es sei mehr Personal notwendig, um die Aufsicht sicherzustellen und gerade Kinderschutzmeldungen zügig bearbeiten zu können. Im Jahr 2021 war die Einrichtungsaufsicht in Sachsen nochmals erweitert worden. Aber aktuell sei eine Vollzeitfachkraft für rund 380 Einrichtungen zuständig. Im Freistaat gab es im vorigen Jahr insgesamt 3.072 Kindertageseinrichtungen.
MDR (kk)/MINA
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 02. August 2023 | 10:00 Uhr