Medizinische Versorgung Gut versorgt als Patient? Sozialministerin sieht Plan bis 2030 weitgehend erfüllt
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06. Juni 2023, 16:52 Uhr
Den vor vier Jahren beschlossenen 20-Punkte-Plan für eine gute medizinische Versorgung in Sachsen bis zum Jahr 2030 sieht die sächsische Sozialministerin Petra Köpping (SPD) als weitgehend erfüllt an. Obwohl besonders außerhalb der Großstädte die Ärzte fehlen, habe man beispielsweise mit der Landarztquote neue Wege beschritten, wie die Ministerin in Dresden sagte. Der Plan werde regelmäßig einem "Aktualitäts-Check" unterzogen.
- Sachsen will für die Zukunft mit mehreren Projekten den Ärzte-Nachwuchs aufstocken.
- Damit sich sächsische Kliniken weniger schwer tun mit der Digitalisierung, nimmt das Land Millionen Fördergelder in die Hand.
- Die Landesärztekammer kritisiert Arbeitsbedingungen und weitere Erschwernisse für Ärzte.
Die medizinische Versorgung in Sachsen hängt laut Sozialministerin Petra Köpping (SPD) von neuem Ärztenachwuchs ab. Wie sie am Dienstag in Dresden sagte, wurde dafür ein 20-Punkte-Plan "weitgehend umgesetzt". So sei eine Landarztquote eingeführt worden und es gebe ein Hausärztestipendium. Von beiden Programmen profitierten etwa 350 Medizinstudierende in Sachsen, davon seien bereits 24 im Beruf. An sächsischen Unis entstanden zudem 90 zusätzliche Studienplätze und weitere im Ausland.
Weiter angespannte Versorgung auf dem Land
Der Ministerin zufolge bleibt die hausärztliche Versorgung auf dem Land "vielerorts angespannt". Der 20-Punkte-Plan "Medizinische Versorgung 2030" wurde bereits 2019 beschlossen. Die Landesregierung will damit dem Ärztemangel in einer alternden Gesellschaft vorbeugen. Wie Köpping sagte, werde der Plan einem "Aktualitäts-Check" unterzogen und bei Bedarf "nachjustiert". Die Digitalisierung von sächsischen Kliniken fördere das Land im aktuellen Doppelhaushalt mit zehn Millionen Euro im Jahr.
Was ist die Landarztquote
In Sachsen gibt es seit 2022 eine Landarztquote. Sie ermöglicht die Aufnahme eines Medizinstudiums außerhalb des zahlenmäßig beschränkten Zulassungsverfahrens "Numerus Clausus". Die Teilnehmer des Programms verpflichten sich, nach ihrem Studium zehn Jahre lang in Sachsen als Hausärzte in einem ärztlich unterversorgten Gebiet zu arbeiten. Quelle: Sächsisches Sozialministerium
Kritik an Arbeitsbedingungen für Ärzte
Wie der Präsident der Sächsischen Ärztekammer, Erik Bodendieck, MDR SACHSEN sagte, ist die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum trotz deutlich gestiegener Ärzte-Zahlen "immer weniger gesichert". Auch werde die "Gesundheitskompetenz der Bevölkerung kaum bis gar nicht gefördert". Bodendieck forderte mehr Wertschätzung für den Arztberuf. Dort habe die bürokratische Belastung "ein unerträgliches Maß erreicht" und viele Ärztinnen und Ärzte in die "innere Emigration" getrieben. Das gebe ein immer "schlechteres Vorbild für den Nachwuchs ab.
Die unmittelbare und mittelbare bürokratische Belastung hat ein unerträgliches Maß erreicht. Deshalb gehen viele Ärztinnen und Ärzte in die „innere Emigration“ und sind damit ein immer schlechteres Vorbild für junge Kolleginnen und Kollegen.
Die AfD-Fraktion im sächsischen Landtag kritisierte am Dienstag die verschlechterte medizinische Versorgung unter der aktuellen Regierung aus CDU, SPD und den Grünen. So seien 32 von 48 hausärztlichen Planungsregionen unterversorgt oder davon bedroht, was auch das Sozialministerium eingeräumt hat. Die Lage wird laut AfD durch Klinikschließungen wie in Reichenbach verschärft.
MDR (wim)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 06. Juni 2023 | 19:00 Uhr