Minderheitsregierung in Sachsen Mutig oder mutlos? Das sagen Kulturschaffende zu den Plänen von CDU und SPD
Hauptinhalt
06. Dezember 2024, 16:00 Uhr
Mit ihrem Koalitionsvertrag wollen CDU und SPD in Sachsen "mutig neue Wege gehen". Beide Parteien versprechen die Kulturförderung auszubauen. Im Vertrag heißt es, man nehme Situationen von kommunalen Theatern und Ensembles "besonders in den Fokus". Konkrete Zahlen stehen allerdings nicht in dem Papier. Dabei warnt der Sächsische Bühnenverein angesichts steigender Kosten bereits: Sparten oder ganze Häuser stünden vor dem Aus.
- CDU und SPD versprechen in ihrem Koalitionsvertrag unter anderem, das Kulturraumgesetz weiterzuentwickeln.
- Der Kultursenat erkennt im Vertrag eine große Wertschätzung für die Kultur.
- Der Sächsische Bühnenverein befürchtet, dass steigende Kosten nicht aufgefangen werden.
Im Koalitionsvertrag bekennen sich CDU und SPD deutlich zur Kultur und halten fest, sie präge Freiheit, sächsische Identität und Demokratie. Das Kulturraumgesetz, das die Kulturfinanzierung seitens des Freistaats Sachsen und der Kommunen regelt, soll weiterentwickelt werden.
Konkret steht im Vetrag: "Wir möchten die Kulturförderung ausbauen." Man nehme die Situationen von kommunalen Theatern und Ensembles besonders in den Fokus, "ohne hierbei die finanzielle Leistungsfähigkeit von Land und Kommunen sowie den Bedarf anderer Kultursparten aus dem Blick zu lassen", heißt es einschränkend.
Die künftige Regierung will die sächsischen Kulturstaatsbetriebe wie die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden "weiterhin umfassend unterstützen". Um dem Fachkräftemangel in der Kultur entgegenzuwirken, sollen die landeseigenen Kultureinrichtungen künftig mehr ausbilden. Auch die Kulturstiftung und die Musikschulen im Freistaat sollen weiter unterstützt werden.
Kultursenat sieht "große Wertschätzung für die Kultur"
Der Kultursenat Sachsen erkennt im Vertrag eine große Wertschätzung für die Kultur. Sein Präsident Albrecht Koch sagte MDR KULTUR, jetzt komme es auf die Finanzierung an: "Wir müssen einen guten Weg finden, dass wir jetzt nicht das, was wir im Koalitionsvertrag wertschätzend beschrieben lesen, am Ende an einer unzureichenden Finanzierung eingehen sehen." Die Kultur sei bereit, dort auch neue Wege mitzugehen.
Bühnenverein sieht Theater weiterhin bedroht
Kritischere Töne schlägt die IG Landeskulturverbände an. Deren Sprecher Torsten Tannenberg sagte MDR KULTUR, der Freistaat müsse jetzt politischen Mut beweisen und schauen, welche Aufgaben man sich leisten könne und welche nicht mehr. Er fügt hinzu: "Offensichtlich geht nicht mehr alles." Ein "weiter so" und Durch-Schlängeln werde für die nächste Wahlperiode reichen, wäre aber unverantwortlich gegenüber der Zukunft.
Der Sächsische Bühnenverein weist auf steigende Kosten hin und warnt: Sparten oder ganze Häuser stünden deshalb vor dem Aus. Daniel Morgenroth, Intendant am Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau und Vorstandsvorsitzender des Sächsischen Bühnenvereins, sagte MDR KULTUR: "Eine kulturelle Infrastruktur zu haben, ist genauso wichtig wie ein gutes Krankenhaus, gute Ärzte oder gute Schulen zu haben." Die Regierung sei gut beraten zu sehen, dass die Kommunen stark unterfinanziert seien. Und wenn das so bleibe, sei das eine große Gefahr für die Demokratie, so Morgenroth. Denn Demokratie funktioniere lokal.
Quelle: MDR KULTUR (Grit Krause); redaktionelle Bearbeitung: td
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 06. Dezember 2024 | 08:40 Uhr