Prozess Betrug Grüne-Gewölbe-Juwelen 409967959.jpg Der Angeklagte (r) im Betrugsverfahren um die Rückgewinnung der 2019 aus dem Historischen Grünen Gewölbe gestohlenen Schmuckstücke sitzt zur Fortsetzung des Prozess im Landgericht
Ein mutmaßlicher Hochstapler wollte aus dem Juwelendiebstahl im Grünen Gewölbe Profit schlagen und gab sich als Schmuckexperte aus. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Grünes Gewölbe Haftstrafe für Fake-Diamantenhändler verhängt

16. Juni 2023, 16:35 Uhr

Im Prozess gegen einen vermeintlichen Diamantenhändler aus den Niederlanden ist das Urteil gefallen. Der Mann hatte den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden eines der Beutestücke des Juwelendiebstahls aus dem Grünen Gewölbe angeboten. Anschließend war er mit dem Geld untergetaucht. Das brachte ihm vor Gericht am Freitag eine längere Haftstrafe ein.

Im Prozess gegen einen vermeintlichen Diamantenhändler aus den Niederlanden ist am Freitag das Urteil gefallen. Das Landgericht Dresden verhängte gegen den 55-jähriger Mann aus Eindhoven eine Haftstrafe von zwei Jahren und sieben Monaten. Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer eine vierjährige Freiheitsstrafe gefordert. Sie warf dem Angeklagten gewerbsmäßigen Betrug vor. Die Verteidigung hielt höchstens einen zweijährigen Freiheitsentzug für angemessen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Geständnis bereits zu Prozessbeginn

"Der Betrug war so gut, weil er so schlecht war", sagte der Vorsitzende Richter. Damit meinte er, dass der Schwindel vom Angeklagten so durchgeführt worden war, dass er zwangsläufig als Täter zu identifizieren war. Der Angeklagte hatte bereits zum Prozessauftakt gestanden, die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gezielt mit einem der prominenten Beutestücke des Juwelendiebstahls getäuscht zu haben. Dabei gab sich der Schausteller, der nach eigenen Angaben auch von Flohmarktgeschäften lebte, als belgischer Diamantenhändler aus.

Über einen bekannten niederländischen Kunstdetektiv habe er angeboten, von zwei Tschetschenen den Bruststern des polnischen Weißen Adler-Ordens für die Kunstsammlungen zurückzukaufen. Weihnachten vor zwei Jahren traf man sich dann in einem Hotel in Antwerpen. Die gewünschte Summe von 40.000 Euro für das Schmuckstück wurde über den Kunstdetektiv ausgehändigt. Der vermeintliche Diamantenhändler allerdings verschwand mit dem Geld, das ein privater Kunstfreund zur Verfügung gestellt hatte.

Museumschefin sagte als Zeugin aus

Die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann, hatte im Prozess vor dem Landgericht ausgesagt, es sei allen Beteiligten bewusst gewesen, dass es sich bei dem Angebot um Betrug handeln könnte. Sie habe aber der Expertise der "Soko Epaulette" und des Landeskriminalamtes sowie dem renommierten niederländischen Kunstdetektiv Arthur Brand vertraut und sich nicht in der Rolle gesehen, die Dinge zu entscheiden.

Hauptverhandlung wurde vertagt

Der in seiner Heimat vorbestrafte Angeklagte ist seit November vergangenen Jahres in deutscher Untersuchungshaft. Der Prozess gegen ihn begann Mitte Mai. Die Hauptverhandlung war vertagt worden, da der Staatsanwaltschaft noch Auskünfte zu Vorstrafen des Angeklagten fehlten, ebenso eine Aussage eines Beamten des Landeskriminalamtes.

Revision gegen Urteil zum Juwelendiebstahl aus Grünem Gewölbe

Der Kunstdiebstahl aus dem Grünen Gewölbe am 25. November 2019 war einer der spektakulärsten in Deutschland. Die Täter erbeuteten 21 Schmuckstücke mit Diamanten und Brillanten im Wert von 116,8 Millionen Euro. Im Zuge des Prozesses gegen sechs junge Männer aus dem Berliner Remmo-Clan war kurz vor Weihnachten 2022 ein Großteil davon zurückgegeben worden, darunter der echte Bruststern. Das Dresdner Landgericht verurteilte fünf Angeklagte Mitte Mai zu Freiheits- oder Jugendstrafen - sie legten Revision ein.

MDR (dkn/bbr)/epd, dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 16. Juni 2023 | 19:00 Uhr

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