Politik Amtsmissbrauch? Stadtrat fordert Aufklärung von Dresdens OB Hilbert zu Dienstreise
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31. Mai 2023, 15:54 Uhr
Im Jahr 2025 wird Dresden der Gastgeber für das Sportereignis World Transplant Games. Eine gute Sache. Auch deshalb ist Oberbürgermeister Dirk Hilbert nach Australien geflogen, um in Perth von den diesjährigen Veranstaltern die Flagge zu übernehmen. Nun gibt es im Rathaus Wirbel um die Reisekosten. An Hilberts Seite in Perth soll seine neue Freundin gewesen sein, wie Hilberts Ehefrau in den Sozialen Medien mutmaßte. Die Linke-Fraktion hat von dem OB eine detaillierte Spesenabrechnung verlangt.
- Die Linke-Fraktion im Dresdner Stadtrat hat Oberbürgermeister Dirk Hilbert eine Anfrage zu dessen Australienreise gestellt.
- Auch mit einem früheren Herrscher im Dresdner Schloss wird OB Hilbert von einem Kritiker verglichen.
- OB Hilbert erwägt, seine Spesenabrechnung amtlich überprüfen zu lassen.
Wegen seines Australienaufenthalts soll Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) dem Stadtrat eine Spesenabrechnung vorlegen. Wie die Fraktionsgeschäftsstelle MDR SACHSEN bestätigt hat, hat sie dazu eine Anfrage an das OB-Büro zu den Reisekosten und seinen Begleitern gestellt. In Perth hatte Hilbert die World Transplant Games besucht, die 2025 auch in Dresden stattfinden. Die Linke-Fraktion wirft dem OB vor, dienstliche und private Interessen - möglicherweise zum Schaden der Stadt - vermischt zu haben.
Privaten Urlaub mit dienstlichem Interesse verbunden
Nach der Reise trennte sich Hilbert von seiner Ehefrau und machte dies mit einem Eintrag in den Sozialen Medien öffentlich. Die Ehefrau warf ihm - ebenfalls in den Sozialen Medien - vor, sie in Australien betrogen zu haben. Wie eine Stadtsprecherin MDR SACHSEN mitteilte, habe Hilbert "seinen privaten Urlaub mit dem dienstlichen Interesse" verbunden, um bei der Staffelstabübergabe für die World Transplant Games dabei zu sein. Der Stadt seien keine Flugkosten entstanden. Hilbert habe den privaten Teil der Reise selbst bezahlt.
Dass ein sächsischer Repräsentant seine Mätresse mit auf Reisen nimmt und sich von ihr zu offiziellen Anlässen begleiten lässt, das hat es wohl seit dem Barock nicht mehr gegeben.
Hilbert erwägt Überprüfung seiner Reisespesen
Für die Opposition wirft das noch mehr Fragen auf. Sie will wissen, welche Personen den OB auf der Reise und bei dienstlichen Terminen begleiteten. Einer Stadtsprecherin zufolge, wurde der OB von keinen anderen Vertretern der Landeshauptstadt begleitet. Ob die neue Freundin dabei war, sagte sie nicht. Wohl aus Rücksicht auf die Privatsphäre des OB, um die dieser nach der Trennung von seiner Ehefrau gebeten hatte.
Diese Vorgänge erinnerten ihn an König August den Starken, sagte Linke-Stadtrat Tilo Wirtz MDR SACHSEN. Einen sächsischen Repräsentanten, der "seine Mätresse mit auf Reisen" und zu offiziellen Anlässen nimmt, habe es "wohl seit dem Barock nicht mehr gegeben", schrieb er auf seinem Facebook-Account und sprach gegenüber MDR SACHSEN von einem möglichen Amtsmissbrauch. Zuerst hatte die Bildzeitung über die Begleitung Hilberts berichtet.
Wie die Stadt MDR SACHSEN mitteilte, sind jedoch die Abrechnungen zu der Australienreise noch nicht abgeschlossen. Hilbert erwäge zudem, seine Spesen durch die Landesdirektion überprüfen zu lassen, "um etwaige Vorwürfe auszuräumen". Wegen seiner zahlreichen Dienstreisen hatte der Bund der Steuerzahler Hilbert im Jahr 2017 den Negativ-Preis für Steuergeldverschwendung, den "Schleudersachsen", verliehen.
MDR (wim/abu)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachmittag | 30. Mai 2023 | 16:50 Uhr