Regionalverkehr Deutschlandticket in Sachsen: Ansturm, Technik-Probleme und unbearbeitete Anträge

27. April 2023, 14:44 Uhr

Der Start des Deutschlandtickets am 1. Mai stellt viele Verkehrsunternehmen in Sachsen vor Probleme. Wegen der großen Nachfrage können nicht mehr alle Antragsteller ihre Chipkarte pünktlich erhalten, sagte ein Sprecher des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) am Mittwoch. Für sie gelte im Mai eine Kulanzregelung. Beim VVO sind demnach bisher rund 50.000 Bestellungen eingegangen. Die Dresdner Verkehrsbetriebe empfahlen die schnellere Bestellung über ihre Handy-App.

Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) hat bis Ende April rund 50.000 Anträge für das neue Deutschlandticket gezählt. Davon gingen 48.000 bei den Dresdner Verkehrsbetrieben online oder in deren Kundenzentren ein, sagte ein VVO-Sprecher am Mittwoch. Nach Angaben der DVB bildeten sich bereits morgens ab 7 Uhr Warteschlangen. Demnach können nur Anträge pünktlich bearbeitet werden, die bis zum 10. April 2023 eingegangen sind. Für später eingegangene Bestellungen gelte eine Übergangsregel. Ähnlich äußerte sich auch eine Sprecherin des Mitteldeutschen Verkehrverbunds (MDV) - allerdings mit dem Stichtag 20. April.

Antragsbestätigung vorläufiger Ticketersatz bei MDV und VVO

VVO-Geschäftsführer Burkhard Ehlen sagte, dass Fahrgäste, während sie auf ihre Chipkarte warteten, "im Mai vorübergehend mit ihrer Bestellbestätigung mit Bus und Bahn im VVO fahren" können. Die von den Verkehrsunternehmen per Mail zugesandte Bestätigung könne demnach "ausgedruckt oder auf dem Handy vorgezeigt werden". Sie gelte gemeinsam mit einem Ausweisdokument als Ticket im Verbundraum. Auf Nachfrage von MDR SACHSEN teilte der MDV mit, man wolle die Bestellbestätigung des Deutschlandtickets an alle Kundinnen und Kunden verschicken, die nicht rechtzeitig ihre Chipkarte erhalten. Auch hier gelte die Bestätigung zusammen mit einem Ausweisdokument als Ticketersatz.

Fahrgäste können im Mai vorübergehend mit ihrer Bestellbestätigung für das Deutschlandticket mit Bus und Bahn im VVO fahren.

Burkhard Ehlen Geschäftsführer Verkehrsverbund Oberelbe (VVO)

Schneller bestellen mit der Handy-App

Als schnellsten Weg zum Deutschlandticket empfehlen die DVB die Bestellung über ihre Handy-App DVBmobil. Diese könne für IOS im App-Store oder für Android auf Google Play kostenlos heruntergeladen werden. "Das erspart das Schlange stehen", begründete DVB-Projektleiter Sascha Heiser diesen Weg. Das Deutschlandticket werde als Barcode an das Handy gesandt und dort hinterlegt.

Probleme beim MDV behoben

Bei einigen Verkehrsverbünden kam es allerdings in den vergangen Tagen zu Problemen beim Anzeigen der neuen Fahrkarte in der App. Wie die "Freie Presse" am Mittwoch berichtete, war davon der Fahrkartenanbieter "Moovme" betroffen, bei dem unter anderem der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) und der Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) ihre Online-Tickets vertreiben. Kunden der Plattform hätten ihr bestelltes Deutschlandticket nicht angezeigt bekommen. Mittlerweile ist das Problem aber behoben, wie eine MDV-Sprecherin auf Nachfrage von MDR SACHSEN sagte. Die Fahrkarte tauche jetzt korrekt auf. Sollte es weitere Probleme geben, will der MDV das Deutschlandticket ebenfalls als Bestellbestätigung zusenden.

Verbraucherzentrale kritisierte Online-Vertrieb

Dagegen verlangen die Verbraucherzentrale Sachsen und der Fahrgastverband Pro Bahn Mitteldeutschland einen barrierefreien Zugang zum Deutschlandticket. In einer gemeinsamen Erklärung kritisieren sie, dass durch die digitale Beantragung und den digitalen Vertrieb der Fahrkarte Kundinnen und Kunden ohne Smartphone und Internet "das Nachsehen" hätten. Das gelte insbesondere für ältere Menschen. Der Zugang zur Mobilität müsse als "soziales Grundrecht" aber für alle Menschen möglich sein.

Andrang auch in Leipzig groß

Auch in Leipzig ist der Andrang groß: In den vergangenen zwei Tagen hätten sich bis zu 1.000 Kunden am Service-Center vor dem Hauptbahnhof über das Deutschlandticket informiert oder ihre Chipkarte freischalten lassen, sagte ein LVB-Mitarbeiter MDR SACHSEN. Hierzu haben die Verkehrsbetriebe zwei zusätzliche Mitarbeiter neben dem Eingang platziert. Viele Kunden und Kundinnen informierten sich bei ihnen über die Bausteine, mit denen sie das 49-Euro-Ticket im Netz der LVB individualisieren können. So kann man beispielsweise für zusätzliche 1,50 Euro bis zu drei Kinder, für 4,60 Euro einen Erwachsenen auf seine Karte mitnehmen.

Gegenüber im DB-Reisezentrum im Hauptbahnhof war die Nachfrage am Mittwoch überschaubar. Die meisten Kunden hatten andere Anliegen. Zwei ältere Frauen fragten nach Ausflugsmöglichkeiten, die sie mit dem Deutschlandticket in Angriff nehmen wollen. Ein Mann mittleren Alters plant, sein Auto künftig öfter stehen zu lassen und stattdessen das Deutschlandticket zu nutzen.

Personengebunden und monatlich kündbar

Das Deutschlandticket kostet 49 Euro. Damit kann man deutschlandweit mit Straßenbahnen, Bussen und Regionalzügen 2. Klasse fahren. Ausgeschlossen sind demnach Fernzüge. Wie der VVO erklärte, ist das Abo-Ticket monatlich kündbar. Auch ist das Deutschlandticket personengebunden und kann nicht übertragen werden.

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MDR (wim, ltt)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 26. April 2023 | 15:30 Uhr

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