Begrüßungstext Willkommen am Flughafen Leipzig / Halle auf einer Anzeigetafel.
Die mitteldeutschen Flughäfen stehen finanziell nicht auf starken Beinen. Ein neuer Berater soll nun helfen. Bildrechte: IMAGO/EHL Media

Luftfahrt Neuer Berater soll Flughäfen Dresden und Leipzig/Halle fit machen

13. Juni 2024, 05:00 Uhr

Die mitteldeutschen Flughäfen bekommen einen Sanierer an ihre Seite. Vorstand und Aufsichtsrat der Mitteldeutschen Flughafen AG haben einstimmig den Manager Ralf Teckentrup als Berater berufen. Zuletzt hatten die Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden Schlagzeilen mit Millionenverlusten und Chaos in der Führungsriege gemacht.

Ralf Geißler, Wirtschaftsredakteur
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Der Mann kennt sich aus mit schwierigen Fällen: Ralf Teckentrup hat die Fluggesellschaft Condor vor der Pleite gerettet. Anschließend verabschiedete er sich in Rente. Doch die war ihm offenbar zu langweilig. Teckentrup will nun helfen, die Mitteldeutschen Flughäfen zu sanieren. Einstimmig haben ihn Vorstand und Aufsichtsrat als Berater berufen.

Teckentrup bringt Erfahrung mit

Der Luftfahrtexperte Cord Schellenberg kennt den 66-Jährigen persönlich: "Ralf Teckentrup ist ein durchaus extrovertierter Manager. Und auch einer, der für klare Worte und intern wahrscheinlich für klare Kante steht. Er hat sein Berufsleben lang intensiv Condor und vorher die Lufthansa betreut und begleitet. Aber er hat natürlich auch als Präsident des Bundesverbandes der deutschen Fluggesellschaften beide Seiten intensiv kennengelernt – nämlich die Seite der Airlines. Aber eine Airline ohne Flughafen wäre ja nichts. Auch die Seite der Flughäfen, an denen man startet und landet."

Verluste in Millionenhöhe

Ein Mann mit solcher Erfahrung kommt gerade recht. Die Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden gehören zur Mitteldeutschen Flughafen AG. Jahr für Jahr häuft sie zweistellige Millionenverluste an. Von 2010 bis 2022 summierte sich das Minus auf mehr als eine halbe Milliarde Euro. Ein bereits vorliegendes Sanierungsgutachten empfiehlt: Sparen. Nun werden mehr als 120 Stellen abgebaut.

Dennoch rechnet die Flughafen AG die Verluste klein. Sie schreibt dem MDR, das Minus sei durch Investitionen in die Infrastruktur entstanden. Der Betrieb selbst sei wirtschaftlich: "Die Einnahmen haben wieder das Vorkrisenniveau erreicht, obwohl die Anzahl der Flugbewegungen weiterhin unter dem Niveau vor der Pandemie liegt. Das Management hat durch gezielte Maßnahmen substanzielle Erlössteigerungen erzielt. Für das Ergebnis vor Steuern wird das Erreichen der Gewinnzone bis Ende der Dekade angestrebt." Gewinne also bis 2030. Dies wollen die mitteldeutschen Flughäfen vor allem durch Wachstum schaffen.

Im Leipziger Umland stößt das aber auf Widerstand. Denn der Fluglärm dürfte mitwachsen. Die Gewerkschaft Verdi bescheinigt dem Leipziger Flughafen ein Einnahmeproblem. Vor knapp zwanzig Jahren sei es darum gegangen, große Frachtunternehmen anzulocken, sagt Verdi-Sekretär Paul Schmidt. Dafür habe man damals Verträge geschlossen, die heute nicht mehr auskömmlich seien: "Ja, sicherlich spielt DHL da eine zentrale Rolle als der größte Kunde und als der größte Anlieger am Flughafen. Insgesamt – und das ist ja auch eine politische Debatte – muss das Thema Start- und Landeentgelte angeschaut werden. Und es muss geschaut werden, wie auf der einen Seite Einnahmen gesteigert werden können. Ich glaube aber auch, dass es ein Bewusstsein dafür braucht, dass die Flughäfen ein Standortvorteil sind und dafür natürlich auch ein gewisser Preis bezahlt werden muss."

Braucht Sachsen zwei Passagierflughäfen?

Offiziell läuft der Vertrag mit DHL in Leipzig noch zwölf Jahre. Trotzdem gab es schon Gespräche, ihn anzupassen. Frisches Geld könnte auch ein neuer Partner bringen. Die Deutsche Verkehrs-Zeitung schreibt, dass die Flughafen AG für ihre Tochter Portground einen Mitgesellschafter suche. Und schließlich steht die Frage im Raum, ob Sachsen wirklich zwei Passagierflughäfen benötigt. Vor allem Dresden gilt als zu groß.

Das sächsische Wirtschaftsministerium hält trotzdem an dem Standort fest: "Der Flughafen Dresden ist fest in Europas größtes Mikroelektronik-Cluster Silicon Saxony integriert. Weltweit agierende Konzerne haben sich im direkten Umfeld des Dresdner Flughafens angesiedelt, expandieren oder planen neu. Darunter sind Globalfoundries, Infineon, Bosch und nun auch ESMC."

Auch im Sanierungsgutachten steht, dass beide Flughäfen erhalten werden können. Dafür seien aber erneut Investitionen notwendig. Wer die bezahlen soll, ist unklar. Und die Zeit drängt: Die EU mag Staatshilfen in vielen Bereichen nicht. Ab April 2027 sollen auch Subventionen für den Flughafenbetrieb EU-weit verboten werden.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 13. Juni 2024 | 07:05 Uhr

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