Energiekrise Kalt erwischt: Wie Saunen und Thermen mit der Energiekrise umgehen

28. September 2022, 08:45 Uhr

Saunen sind Orte der Entspannung und der Erholung. Hinter den Kulissen sind die Zeiten derRuhe allerdings vorbei. Denn es stellt sich die Frage, wie es für Betriebe dieser Branche angesichts explodierender Energiepreise weitergeht? Wie rüsten sie sich für den Winter? Zwei Beispiele aus Sachsen-Anhalt.

André Spengler betreibt die "Heidesauna", die älteste privat geführte Sauna in Halle. Eine hübsche weiße Villa von außen, im Inneren ein gemütlicher Gastro-Raum mit Kamin, Saunakabinen, Ruheraum und Tauchbecken. Seit 1991 existiert die "Heidesauna", seit 2008 ist André Spengler ihr Pächter. Im Jahr 2018 hat er umgebaut, danach ein paar Monate Öffnung, dann kam Corona. Nun die Energiekrise – für einen kleinen energieintensiven Betrieb mehr als eine Herausforderung.

Sauna in Halle: Bis zu 70.000 Kilowattstunden Stromverbrauch

Nun steigen seine Kosten. "Das Meiste ist im Endeffekt: Die Sauna-Öfen laufen mit Strom, wir verbrauchen schon etwas, jetzt ab Oktober wird sich der Strompreis ungefähr verdreifachen", sagt der 44-Jährige. Kein Wunder, liegt der Stromverbrauch der "Heidesauna" bei 50.000 bis 70.000 Kilowattstunden. Zusammen mit seinem Angestellten versucht André Spengler, gegenzusteuern.

Mit den Winteröffnungszeiten bleibt die Sauna an einem Tag geschlossen, an drei weiteren Tagen wird eine Stunde später aufgemacht, um die Gäste ein bisschen zu komprimieren, wie er sagt. Auch der Eintrittspreis wurde um zwei Euro erhöht. Es sei spürbar, dass bereits weniger Gäste kommen, sagt Spengler. Viele würden wegen der steigenden Kosten für Lebensmittel und Energie zuerst an Lebensgefühl, Wohlbefinden und Gesundheit sparen. 

Wunsch an die Politik: Unterstützung für Betriebe

Der Deutsche Sauna-Bund hatte bereits im Juli in einem offenen Brief an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) um Unterstützung für die Betriebe und Beschäftigten gebeten. Laut einer Umfrage des Verbands sieht sich jede vierte Einrichtung wirtschaftlich durch die Energiekrise bedroht. Der Sauna-Bund vertritt eigenen Angaben zufolge rund 2.100 kommunal und privat geführte öffentliche Sauna-Anlagen.

Den Brief hat André Spengler auch an das Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalts weitergeleitet. Die Antwort kam per Brief. Darin stand, für Unternehmen seien momentan keine Hilfen geplant. Nur Kredite seien aber keine Lösung, so Spengler. Sein Wunsch an die Bundespolitik: "Nicht immer diese Flickschusterei, sondern einfach mal die ganze Sache planbar zu machen für die Unternehmen." Momentan wisse man gar nicht, wo die Reise hingehe, kritisiert Spengler. "Alles wird teurer, es ist ein Kreislauf, der entsteht, der nicht aufzuhalten ist momentan und das muss behoben werden."

Mein Angestellter sagt immer: Viele hätten schon aufgegeben. Also ich beiß' mich irgendwie durch. Manchmal weiß ich auch nicht, wie ich es schaffe, aber ich schaff' es.

André Spengler Pächter der Heidesauna in Halle

Und so hofft er derzeit vor allem darauf, dass viele Stammgäste der "Heidesauna" die Treue halten. Spengler erklärt: "Mein Angestellter sagt immer: Viele hätten schon aufgegeben. Also ich beiß' mich irgendwie durch. Manchmal weiß ich auch nicht, wie ich es schaffe, aber ich schaff' es."

Bad Salzelmen: Wassertemperatur gesenkt

Die Energiekrise bereite auch im Gesundheitsbad "Solequell Bad Salzelmen" sehr großes Kopfzerbrechen, sagt die Betriebsleiterin des Soleparks Schönebeck, Sibylle Schulz. Man setze um, was geht, um Energie zu sparen. So wurde die Wassertemperatur in den Becken um zwei Grad Celsius abgesenkt, von früher 32 bis 36 Grad auf nun 30 bis 34 Grad. Das mache etwa 20 Prozent Energieeinsparung aus, rechnet Schulz vor.

Auch zwei von sieben Saunen bleiben geschlossen und die Werbebeleuchtung des Soleparks ist abgestellt. Für die Fernwärme rechne man mit geschätzten 80.000 Euro Mehrkosten, sagt die Betriebsleiterin.

Auch in Bad Salzelmen herrscht die Sorge, dass durch den "Notfallplan Gas" der Bundesregierung im Winter eine Schließung drohen könnte. Dann, wenn durch Gasmangel in Deutschland die Alarmstufe 3 ausgerufen würde. Das beschäftige die Mitarbeiter. Immerhin: Momentan läuft das "Solequell" in Bad Salzelmen mit den gewohnten Öffnungszeiten.

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MDR (Cornelia Müller)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 28. September 2022 | 14:10 Uhr

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