Schild 'Hochspannung Lebensgefahr' an einer Fußgängerbrücke über Bahngleisen
Jeder Eingriff in Bahnanlagen kann gefährlich sein. Nach mehreren Vorfällen in Sachsen-Anhalt ermittelt die Polizei. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / Arnulf Hettrich

Magdeburg, Burg, Roßlau Gegenstände auf Gleise gelegt, Oberleitung zerstört: Polizei sucht Zeugen

24. Juli 2024, 11:55 Uhr

Manipulationen an Bahnanlagen sind keine Kleinigkeit: Durchtrennte Seile und Kabel oder Barrieren auf den Gleisen können den Zugbetrieb beeinträchtigen, Schäden verursachen und Menschen in Gefahr bringen. Nach gleich mehreren Eingriffen ins Eisenbahnnetz am Wochenende in Sachsen-Anhalt sucht die Bundespolizei nach Zeugen. Es geht um Fälle in Magdeburg, Burg und Roßlau.

Innerhalb weniger Tage hat es in Sachsen-Anhalt gleich mehrere mutwillige Eingriffe ins Eisenbahnnetz gegeben. Nun sucht die Polizei nach Zeugen. Alle Fälle ereigneten sich den Angaben nach am vergangenen Wochenende – also vom 19. bis 21. Juli.

Vor Hochspannung warnt ein Schild vor dem Umspannwerk 1 min
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An mehreren Orten wurde am Wochenende in Sachsen-Anhalt in den Bahnverkehr eingegriffen. Verletzt wurde niemand. Die Polizei sucht in allen Fällen nach Zeugen.

MDR SACHSEN-ANHALT Di 23.07.2024 11:30Uhr 00:46 min

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Magdeburg: Manipulation an der Oberleitung

So wurden Freitagabend in der Nähe des Bahnhofs Magdeburg-Neustadt Seile an einem Oberleitungsmast durchtrennt. Ein durchfahrender Zug habe daraufhin die 15.000-Volt-Oberleitung heruntergerissen. Die Strecke musste zeitweise gesperrt werden. Menschen wurden nicht verletzt.

Herunterhängende Oberleitung über einem Bahngleis
Durch den beschädigten "Rückanker" hatte die Spannung der Oberleitung nachgelassen. Ein Zug riss sie schließlich runter. Bildrechte: Bundespolizeiinspektion Magdeburg

Laut Bundespolizei befindet sich der manipulierte Mast in Höhe der Bahnbrücke über der Bundesstraße 1, im Bereich des alten Stellwerks. Die Ermittler sprechen von einem geschnittenen sogenannten "Rückanker". Diese gleichen die Zugkräfte aus, die durch schwere Gewichte auftreten, die die Oberleitung spannen. Gesucht werden nun Zeugen, die bis 19:15 Uhr in dem Bereich Personen oder Fahrzeuge beobachtet beziehungsweise besondere Geräusche gehört haben.

Ebenfalls in Magdeburg, allerdings am Haltepunkt Sudenburg, wurde in der Nacht zu Sonntag eine Warnbake auf die Gleise gelegt. Ein Zug fuhr den Angaben nach nicht darüber. Dennoch werden auch in diesem Fall Zeugen gesucht, die am frühen Sonntagmorgen gegen 2:45 Uhr in dem Bereich Beobachtungen gemacht haben.

Vor Hochspannung warnt ein Schild vor dem Umspannwerk
Vorsicht: Starkstrom! Bildrechte: picture alliance/dpa | Bernd Settnik

Gefahr Oberleitung An Bahn-Oberleitungen besteht Lebensgefahr, weil hier Starkstrom fließt. 15.000 Volt entsprechen der 65-fachen Spannung einer Steckdose zu Hause. Oberleitungen sind aber nicht nur lebensgefährlich bei Berührung: Strom kann auf die Luft überspringen und über einen Lichtbogen durch den Körper fließen. Es reicht aus, wenn sich jemand weniger als 1,50 Meter nähert.

Burg: Schotter auf die Gleise gelegt

Am Samstagabend legten Unbekannte im Bahnhof Burg Schotter auf die Gleise und filmten, wie ein Regionalzug darüberfährt. Schäden entstanden dabei zwar nicht. Der Triebfahrzeugführer des RE1 Richtung Berlin hat laut Bundespolizei dennoch eine entsprechende Meldung abgesetzt. Die Strecke wurde aus Sicherheitsgründen für kurze Zeit gesperrt.

Da die Polizei vor Ort niemanden feststellen konnten, werden auch für diesen Fall Zeugen gesucht. Die Beschreibungen des Zugführers lassen auf zwei männliche Jugendliche schließen. Einer von ihnen soll ein rot-beiges Oberteil getragen und ein Fahrrad dabeigehabt haben. Möglicherweise, so die Polizei, haben Fahrgäste im RE1 etwas gesehen. Betroffen war der Zug um 20:28 Uhr nach Frankfurt an der Oder.

Roßlau: Lok überrollt E-Scooter

Der Bahnhof von Roßlau mit einer Fußgängerbrücke und Aufzügen.
Der Bahnhof Roßlau ist ein wichtiger Knoten im Regional- und Güterverkehr. (Archivbild) Bildrechte: MDR/Leonard Schubert

In Höhe des Bahnhofs Roßlau haben am Sonntag Unbekannte einen E-Scooter auf die Gleise gelegt. Laut Polizei überrollte eine E-Lok gegen 12 Uhr bei Tempo 60 den Roller und stoppte anschließend per Schnellbremsung. Noch vor Ort wurden Schäden an der Lok festgestellt. Sie und drei weitere angekuppelte Loks kamen zur Kontrolle ins Werk in Dessau.

Interessant sind für die Ermittler Zeugen, die am Sonntagvormittag oder –mittag in der Nähe des Bahnhofs Roßlau oder an den Gleisen Personen oder Fahrzeuge beobachtet haben. Auch Fußgänger auf der Zerbster Brücke kommen als Zeugen in Frage, da von dort aus das Bahnhofsareal einsehbar ist.

Kontakt zur Bundespolizei

Für Hinweise an die Bundespolizei gibt es die kostenfreie Hotline 08006888000 sowie ein Online-Hinweisformular.

Eine Hand hält eine Lupe über Paragraphenzeichen.
Wer sich an Bahnanlagen zu schaffen machen, tritt in Konflikt mit dem Gesetz. Bildrechte: Colourbox.de

Gefährlicher Eingriff in den Schienenverkehr Bahnanlagen dürfen nur von autorisierten Personen betreten werden. Andere riskieren ein Bußgeld von bis zu 5.000 Euro.

Werden Gefahren verursacht, etwa durch Beschädigungen oder Hindernisse, handelt es sich um eine Straftat laut StGB § 315 und kann eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren nach sich ziehen.

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MDR (André Plaul) | Erstmals veröffentlicht am 23.07.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 23. Juli 2024 | 07:30 Uhr

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