Sowjetische Panzer am 17.6.1953 auf dem Marktplatz in Leipzig
Die Niederschlagung des Volksaufstands am 17. Juni 1953 hatte dramatische Folgen. Mehr als 50 Menschen starben. Bildrechte: picture alliance/dpa

Podcast zum 17. Juni 1953 Ein halber Tag Freiheit

08. Juni 2023, 16:04 Uhr

Am 17. Juni 1953 demonstrieren hunderttausende DDR-Bürger für Freiheit. Der Aufstand wird von sowjetischen Panzern niedergeschlagen. Im Podcast "Ein halber Tag Freiheit" gehen Pierre Gehmlich und Björn Menzel auf Spurensuche. Sie erzählen die Geschichte des jüngsten Todesopfers aus Leipzig und die eines DEFA-Kameramanns aus Halle. Außerdem dokumentieren sie die Bauern-Proteste sowie eine Hinrichtung per Guillotine.

Der 17. Juni 1953 beginnt mit viel Hoffnung. Hunderttausende Menschen gehen auf die Straße, um ihren Unmut über die hohen Arbeitsnormen auszudrücken. Doch das ist nur der unmittelbare Anlass. Schnell werden auch politische Forderungen erhoben: Rücktritt der SED-Regierung und freie Wahlen. In Berlin ist man höchst alarmiert, die Lage wird immer brenzliger. Im Laufe des Nachmittags wird der Volksaufstand mit Hilfe sowjetischer Panzer niedergeschlagen. Mehr als 50 Menschen kommen ums Leben oder werden von der DDR-Justiz zum Tode verurteilt. Mehr als 15.000 Bürgerinnen und Bürger kommen in Haft.

Aufwendige Recherchen und Gespräche mit Zeitzeugen

Für MDR-Chefredakteurin Julia Krittian gehören Geschichtsdokus wie "Ein halber Tag Freiheit" zum Markenkern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: "Es ist wichtig, die Ereignisse von damals nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Es gibt nur noch wenige unmittelbare Zeitzeugen, die ihre Erlebnisse erzählen können. Wenn man sich in die Materie einarbeitet, findet man immer noch Geschichten, die bislang nicht bekannt sind. Ich freue mich, dass MDR AKTUELL sich für dieses aufwändige Projekt entschieden hat."

Julia Krittian, Chefredakteurin des MDR
MDR-Chefredakteurin Julia Krittian Bildrechte: MDR/Axel Berger

Es ist wichtig, die Ereignisse von damals nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Julia Krittian MDR-Chefredakteurin

Für den Podcast "Ein halber Tag Freiheit" haben die beiden Autoren Pierre Gehmlich und Björn Menzel in Archiven gearbeitet, sich mit Zeitzeugen, Opfern und deren Angehörigen getroffen. Sie konzentrieren sich auf das Geschehen in Mitteldeutschland, einem Zentrum des Aufstands. Pierre Gehmlich: "Wir wollten über Details und Begebenheiten berichten, die nicht in Büchern oder bei Wikipedia zu finden sind. Das geht nicht vom Schreibtisch aus. Da muss man raus zu den Menschen." Die Autoren erzählen die Geschichte des jüngsten Todesopfers in Leipzig - dem damals 15-jährigen Paul. Im Podcast kommen seine Schwestern zu Wort, die über die letzten Tage ihres Bruders berichten.

Pierre Gehmlich
Autor Pierre Gehmlich Bildrechte: MDR JUMP

Wir wollten über Details und Begebenheiten berichten, die nicht in Büchern oder bei Wikipedia zu finden sind.

Pierre Gehmlich Autor

In einer anderen Folge geht es um einen DEFA-Kameramann, der die Proteste in Halle dokumentiert hat. Es sind die einzigen professionellen Aufnahmen des Aufstands und waren jahrzehntelang verschollen. Der Podcast beleuchtet auch das Geschehen in Jessen, einer kleineren Stadt mit bäuerlicher Struktur. Besonders bedrückend ist das Schicksal eines einfachen Gärtners aus Magdeburg, der nach den Protesten hingerichtet wurde. In einem ersten Prozess erhielt er zunächst eine Gefängnisstrafe, was der DDR-Staatsanwaltschaft aber nicht reichte, so dass das Urteil noch einmal verschärft wurde.

Ingesamt vier Podcast-Folgen

Björn Menzel haben die verschiedenen Schicksale sehr bewegt: "Ich finde es beeindruckend, dass der Tag auch 70 Jahre danach bei Menschen noch so starke Emotionen weckt. Und wir hatten großes Glück, dass einige Betroffene mit uns über die Tragödien ihrer Familien gesprochen haben."

Ich finde es beeindruckend, dass der Tag auch 70 Jahre danach bei Menschen noch so starke Emotionen weckt.

Björn Menzel Autor

Der Podcast startet am 12. Juni. Es gibt vier Folgen. Zu hören ist "Ein halber Tag Freiheit" in der ARD-Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt. Die Folgen werden auch im Radio ausgespielt - im Podcast-Sonntag bei MDR AKTUELL. Lob oder Kritik können Sie gern per Mail an 17-Juni@mdraktuell.de schicken.

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