In dieser Folge sprechen Tim Deisinger und Ex-Nato-General Erhard Bühler über einen besonderen Brief. Geschrieben haben ihn Historiker und Historikerinnen. Adressat ist die SPD, der die Autoren auch selbst angehören. Sie setzen sich kritisch mit der Rolle der Sozialdemokraten in den Debatten um den Ukraine-Krieg auseinander. Die Kommunikation sei schlecht und nicht deutlich genug pro-ukrainisch. Damit einher gehe eine zu zögerliche Unterstützung für das angegriffene Land. Darüber hinaus geht es um eine Aufarbeitung der Russland-Politik der letzten Jahrzehnte, die maßgeblich von der SPD mitgeprägt wurde. Und die Autoren bemängeln eine mangelnde Gesamtstrategie für den Umgang mit Russland. Bühler hält die Kritik für in großen Teilen zutreffend. Warum das so ist, macht er an einer ganzen Reihe von Beispielen deutlich.
Zur aktuellen Lage im Krieg: Russland hat die massiven Luftangriffe der vergangenen Tage und Wochen auch über die Ostertage fortgesetzt. Zentrales Ziel ist inzwischen die Energieinfrastruktur der Ukraine, darunter auch Wasserkraftwerke an Staudämmen. Bühler sieht darin ein russisches Kriegsverbrechen. Außerdem besonders betroffen: die Stadt Charkiw. Am Boden gibt es keine größeren Veränderungen. Gleichwohl gibt es schwere Kämpfe. Die Russen versuchen laut Bühler, bei Bachmut und Awdijiwka weiter vorzustoßen. Sie wollten dort Durchbrüche erzwingen.
Präsident Selenskyj spricht in einem Interview davon, dass Rückzüge an der Front notwendig werden könnten, wenn man nicht mehr Hilfe aus dem Ausland bekomme. Bühler hält das für plausibel. Die Ukraine habe zu wenig Soldaten, zu wenig Artilleriemunition und anderes Material. Dem gegenüber stehe eine wiedererstarkte russische Armee. Der Ukraine bleibe nur, sich flexibel zu verteidigen. Dazu gehöre es auch, sich aus aussichtslosen Lagen zurückzuziehen.
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