Fans des SC Freiburg halten Plakate mit der Aufschrift "Boycott Qatar".
Viele MDRfragt-Mitglieder begrüßen mögliche Boykottmaßnahmen gegen die WM in Katar. Bildrechte: IMAGO / Sportfoto Rudel

MDRfragt Fußball-WM in Katar: Mehrheit befürwortet politischen Boykott

18. November 2022, 11:19 Uhr

Am Sonntag beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Bereits im Vorfeld wurde viel darüber diskutiert, die WM gilt aufgrund der politischen und sozialen Situation im Land als umstritten. Die Mehrheit der MDRfragt-Teilnehmenden würde es begrüßen, wenn die Politik die WM boykottiert. Einem persönlichen Boykott stimmen jedoch weniger zu. Das zeigt die aktuelle Befragung, an der sich knapp 25.000 Menschen aus ganz Mitteldeutschland beteiligt haben.

  • Viele MDRfragt-Mitglieder, die an der Befragung teilgenommen haben, unterstützen mögliche Boykottmaßnahmen der Fußball-Weltmeisterschaft.
  • Die Mehrheit befürwortet einen politischen Boykott, vier von zehn stimmen auch einem persönlichen sowie sportlichen Boykott der WM zu.
  • Insgesamt ist das Interesse der MDRfragt-Mitglieder an der WM aber verhalten.

Im Vorfeld der WM in Katar wurde unter anderem viel über die Ausbeutung von Gastarbeiterinnen und Gastarbeitern beim Bau der Stadien sowie zur Diskriminierung von Minderheiten, zu fehlender Gleichberechtigung von Frauen und über Korruption im Weltfußballverband FIFA berichtet. Vor diesem Hintergrund fordern viele einen Boykott der diesjährigen Fußball-Weltmeisterschaft. Auch in der MDRfragt-Gemeinschaft gibt es Befürworterinnen und Befürworter der Boykottmaßnahmen.

  • Die größte Zustimmung erhält die Forderung, dass die Politik das Turnier boykottieren sollte: 56 Prozent der MDRfragt-Mitglider, die an der Befragung teilgenommen haben, begrüßen das.
  • Rund jeder Zweite spricht sich zudem für einen Boykott durch die Fans aus.
  • Der Aussage, die WM persönlich zu boykottieren, stimmen mit 40 Prozent weniger der MDRfragt-Teilnehmenden zu.
  • Im Hinblick auf die Haltung des DFB-Teams unterstützen ebenfalls 40 Prozent die Forderung, dass dieses die WM in Katar boykottieren sollte.
  • Dem Boykott von bestimmten Marken, die das Turnier sponsern, finden die wenigsten unterstützenswert: 36 Prozent haben das angegeben.

Zustimmung Boykottmaßnahmen
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Jeder Zweite erachtet Boykottmaßnahmen aber als sinnlos

Auch wenn mögliche Boykottmaßnahmen von Teilen der MDRfragt-Gemeinschaft befürwortet werden, glaubt knapp die Hälfte der Befragungsteilnehmenden nicht, dass diese sinnvoll sind. 44 Prozent halten sie hingegen durchaus für sinnvoll.

Einstellung zu Boykottmaßnahmen
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In den Kommentaren äußern die Befragungsteilnehmenden ihre Gedanken zu Boykottmaßnahmen:

Ich denke, nur wenn man aktiv Kritik äußert, kann man auch etwas bewegen. Ignorieren oder boykottieren schafft keine Veränderung.

Heiko S., 53 Jahre, Börde

Für die Fußballer und die Fans wäre der Boykott schade. Es hätte erst gar nicht die Vergabe der WM geschehen dürfen.

Gabriele W., 58 Jahre, Salzlandkreis

Das ganze Gerede um die WM in Katar kommt viel zu spät. Es hätte sofort schon bei der Bewerbung bzw. nach Bekanntwerden der Auslosung ein klares Nein von der Welt kommen müssen.

Uwe S., 63 Jahre, Halle

Beim Bekanntwerden der Menschenrechtsverletzungen hätte man sofort von der Teilnahme Abstand nehmen sollen.

Katrin V., 59 Jahre, Schmalkalden-Meiningen

Das wichtigere Thema wäre eine Diskussion über die FIFA und wie dort Entscheidungen getroffen werden.

Jörg L., 58 Jahre, Erfurt

Mehrheit fordert: Deutscher WM-Kader soll sich zu strittigen Fragen äußern

Größer als die Forderung nach einem Boykott der WM durch das DFB-Team, ist die Forderung nach einer öffentlichen Positionierung der deutschen Mannschaft zu strittigen Fragen der WM. Mehr als die Hälfte spricht sich dafür aus. Rund ein Drittel lehnt eine Äußerung des Teams dazu ab.

Forderung nach öffentlicher Positionierung
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Deutliche Mehrheit sieht Katar als ungeeigneten Austragungsort für die WM

Die Vergabe der WM an Katar vor mehr als zehn Jahren war sehr umstritten. 78 Prozent der Befragungsteilnehmenden teilen diese Bedenken und sind nicht der Ansicht, dass Katar ein geeignetes Land für die Austragung der WM ist. Lediglich acht Prozent sind dieser Meinung.

WM-Austragungsort Katar
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Mehr als zwei Dritteln missfällt Zeitpunkt der WM

Die Fußball-Weltmeisterschaft findet erstmalig im Spätherbst bzw. Winter statt, andere Sportereignisse werden deshalb unterbrochen (wie z. B. die Fußball-Bundesliga) oder zeitlich verschoben. Mehr als zwei Drittel der Befragungsteilnehmenden finden den Zeitpunkt der WM schlecht. Lediglich sieben Prozent finden ihn passend.

Austragungszeitpunkt der WM
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Interesse an WM ist gering

Insgesamt gesehen stößt die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar auf kein großes Interesse unter den MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern. Knapp die Hälfte hat angegeben, kein Interesse daran zu haben. Ein weiteres gutes Drittel hat geringes Interesse. Großes Interesse an der WM haben nur 16 Prozent.

Interesse an der WM in Katar
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Deutschland und Frankreich gelten als Favoriten für den WM-Sieg

Wir wollten von den Befragungsteilnehmenden auch wissen, wer in diesem Jahr wohl Weltmeister wird. An erster Stelle landen – mit jeweils elf Prozent – Deutschland und Frankreich. Auf England, Spanien und Brasilien haben jeweils fünf Prozent getippt.

Prognose WM-Sieg
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Über diese Befragung Die Befragung vom 11.- 14.11. stand unter der Überschrift: Boykottieren oder mitfiebern: Wie halten Sie es mit der Fußball-WM?

Insgesamt sind bei MDRfragt 62.935 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 14.11.2022, 02.00 Uhr).

24.965 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 359 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 3.636 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 10.625 Teilnehmende
65+: 10.345 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 12.899 (52 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 6.164 (25 Prozent)
Thüringen: 5.902 (24 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 10.638 (43 Prozent)
Männlich: 14.267 (57 Prozent)
Divers: 60 (0,2 Prozent)

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in
Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.

Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 14. November 2022 | 17:45 Uhr

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