mdrFRAGT - Das Meinungsbarometer für Mitteldeutschland 3. Oktober für Mehrheit kein Grund privat zu feiern
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06. Oktober 2020, 09:02 Uhr
Mehr als die Hälfte der Teilnehmer von mdrFRAGT macht am 3. Oktober nichts, was einen Bezug zur Einheit hat. Auch eine emotionale Bedeutung hat der Feiertag nur für die Hälfte. Allerdings sehen 60 Prozent die Deutsche Einheit rückblickend eher als Gewinn, auch wenn für die meisten die Unterschiede zwischen Ost und West immer noch überwiegen.
Hausarbeiten machen, Freunde treffen, ein Café besuchen: Der 3. Oktober ist für die meisten mdrFRAGT-Mitglieder kein Tag für besondere Einheits-Feiern. 59 Prozent tun an diesem Tag nichts, was einen Bezug zur Deutschen Einheit hat, so die Ergebnisse der Befragung des MDR-Meinungsbarometers. 18 Prozent verfolgen das thematisch passende TV-Programm am Feiertag. Mit Freunden oder Familie feiert jede oder jeder Zehnte die Einheit. Ausstellungen oder Gedenkorte will kaum jemand besuchen (4 %).
Ein Grund für die fehlende Feierstimmung könnte das Datum des Feiertags sein, das einige mdrFRAGT-Mitglieder kristisch sehen:
Ich denke der sogenannte "Ossi" schätzt (selbst bei großer individueller Einbuße) im Allgemeinen die Deutsche Einheit mit all ihren "neuen" Möglichkeiten und Perspektiven als positiv und als Gewinn. Das Datum 3. Oktober als Tag der staatlichen Einheit steht jedoch weit, weit, weit hinter dem Tag des Mauerfalls (für viele auch noch weit nach dem Tag der Währungs-Einheit).
Der wahre Tag der Deutschen Einheit ist der 9. November. Mit diesem Tag verbindet wohl fast jeder der damals Lebenden sehr große Freude. Der 3. Oktober hingegen ist politisch festgelegt worden.
Andere begehen den 3. Oktober jedoch auch ganz bewusst:
Unsere westdeutschen Freunde gratulieren uns jedes Jahr am 3. Oktober zum Tag der Deutschen Einheit, wir haben uns schon mehrfach gegenseitig besucht und ausgetauscht. Das ist doch toll, oder?
Wir, d.h. meine Frau und ich, feiern den Tag auf besondere Weise. Der 3. Oktober ist unser Hochzeitstag. Mit etwas Augenzwinkern feiern wir den Tag nämlich auch für unsere politische Weitsicht, dass wir vor deutlich mehr als 50 Jahren diesen Tag für uns gewählt haben und wer kann das schon.
3. Oktober nur für Hälfte der Teilnehmer ein emotionaler Tag
Der Tag der Deutschen Einheit hat nur für die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer (51 %) eine große emotionale Bedeutung. Mehr als ein Drittel (34 %) gibt an, dass der Tag eine eher kleine oder kleine Bedeutung für sie hat. Emotional völlig unbedeutend ist der Tag für 15 Prozent der beteiligten mdrFRAGT-Mitglieder.
Unterschiede überwiegen auch 30 Jahre nach der Einheit deutlich
Für zwei Drittel der mdrFRAGT-Teilnehmer überwiegen auch 30 Jahre nach der Deutschen Einheit die Unterschiede zwischen Ost und West. Nur 30 Prozent sind der Meinung, dass die Gemeinsamkeiten überwiegen.
Deutsche Einheit wird als Gewinn angesehen
Trotz all des Negativen, das diese Befragung offenbarte: Das Fazit, das die mdrFRAGT-Mitglieder nach 30 Jahren Deutsche Einheit ziehen, ist ein Positives. Für den Großteil ist die Einheit überwiegend ein Gewinn. Insgesamt 60 Prozent sehen in ihr vor allem einen Gewinn oder zumindest eher einen Gewinn als einen Verlust. Für etwa ein Viertel (26 %) halten sich Gewinn und Verlust die Waage, und nur jede oder jeder Zehnte sieht in der Einheit überwiegend einen Verlust.
Über die Befragung
In einer Befragung vom 9. bis 14. September 2020 wollten wir von den mdrFRAGT-Teilnehmerinnen und Teilnehmern wissen: "Unterschiede oder Gemeinsamkeiten – Was überwiegt nach 30 Jahren Einheit?"
An der Befragung haben 17.635 Menschen teilgenommen. Insgesamt sind mittlerweile 30.390 registrierte Mitglieder aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Teil der mdrFRAGT-Gemeinschaft.
51 Prozent der Befragten kommen aus Sachsen, 25 Prozent aus Sachsen-Anhalt und 24 Prozent aus Thüringen. Das entspricht in etwa der Verteilung der Einwohner in den drei Bundesländern.
56 Prozent der Befragten sind männlich und 44 Prozent weiblich.
Die Teilnehmer dieser Befragung verteilen sich auf folgende Altersgruppen:
330 Menschen sind zwischen 16 und 30 Jahre alt,
3.255 zwischen 31 und 50 Jahren,
7.320 zwischen 51 und 64 Jahren und
6.730 Teilnehmer sind 65 Jahre und älter.
Die Befragungen sind nicht repräsentativ, aber sie werden nach statistischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung und Beruf gewichtet. Die Gewichtung ist eine Methode aus der Wissenschaft bei der es darum geht, die Befragungsergebnisse an die real existierenden Bedingungen anzupassen. Konkret heißt das, dass wir die Daten der Befragungsteilnehmer mit den statistischen Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgleichen.
Wenn also beispielsweise mehr Männer als Frauen abstimmen, werden die Antworten der Männer weniger stark, die Antworten der Frauen stärker gewichtet. Die Antworten verteilen sich dann am Ende so, wie es der tatsächlichen Verteilung von Männern und Frauen in der Bevölkerung Mitteldeutschlands entspricht.
Dabei unterstützt ein wissenschaftlicher Beirat das Team von "mdrFRAGT". Mit dem MDR Meinungsbarometer soll ein möglichst breites Stimmungsbild der Menschen in Mitteldeutschland eingefangen werden – mit möglichst vielen Teilnehmenden.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR extra: 30 Jahre Deutsche Einheit | 01. Oktober 2020 | 17:30 Uhr