MDRfragt - Das Meinungsbarometer für Mitteldeutschland Mehrheit der Mitteldeutschen will Verhalten durch Corona dauerhaft ändern
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09. Juli 2020, 05:00 Uhr
Weniger Händeschütteln, weniger Reisen: Einige veränderte Verhaltensweisen wollen zwei Drittel der Menschen auch nach Corona beibehalten. Das zeigen aktuelle MDRfragt-Ergebnisse. Auf Auslandsreisen und Flüge wollen fast die Hälfte der Teilnehmenden bis auf weiteres gänzlich verzichten.
Die Coronakrise und die getroffenen Regeln zur Eindämmung des Virus haben dazu geführt, dass viele Menschen ihr Verhalten ändern mussten. Reisen, ausgehen, konsumieren - vieles war plötzlich nicht mehr so einfach möglich. Bestimmte Hygieneregeln wurden zum neuen Standard. Einiges davon wollen sich viele Menschen auch dauerhaft beibehalten, wie die aktuellen Ergebnisse von MDRfragt zeigen. Fast zwei Drittel derjenigen, die an der Befragung teilgenommen haben, gehen davon aus, dass gewisse Verhaltensänderungen durch Corona dauerhaft erhalten bleiben – auch nach Abflauen der Pandemie.
Schon Mitte Mai hatten wir die mdrFRAGT-Gemeinschaft danach gefragt. Der Anteil derer, die von dauerhaften Verhaltensänderungen ausgehen, ist seitdem sogar leicht gestiegen:
Ja | Nein | |
---|---|---|
Mitte Mai | 56 | 44 |
Anfang Juli | 62 | 38 |
Weniger Händeschütteln, weniger reisen
Diejenigen, die angegeben haben, dass sich für sie etwas ändern wird, haben wir weiter befragt, was das konkret sein wird. Ein großer Teil will weniger Händeschütteln als vor Corona (86 %). Auch auf Großveranstaltungen und Flugreisen wollen viele verzichten:
In Kommentaren haben viele Nutzer außerdem geschrieben, dass sie auch zukünftig Abstand halten und zumindest in der Erkältungssaison Maske tragen wollen:
Ich hoffe, wir gewöhnen uns – vor allem mit Blick auf die nächste Welle von Erkältung und Grippe (kommt auf jeden Fall) – an das freiwillige Tragen einer Maske. Auch wenn es sehr gewöhnungsbedürftig ist. Lieber so eine Maske, als eine Sauerstoffmaske.
Abstand halten werde ich wohl unbewusst beibehalten. Wenn mich jemand spontan umarmen möchte, gehe ich automatisch einen Schritt zurück. Außer bei der Familie.
Fast die Hälfte will bis auf weiteres auf Auslandsreisen und Flüge verzichten
Die meisten Corona-Bestimmungen wurden nach und nach gelockert und viele Dinge sind nun wieder erlaubt – wenn auch teilweise noch unter Hygieneschutzauflagen. Wir haben die mdrFRAGT-Gemeinschaft gefragt, wie sie die "wiedererlangten Freiheiten" nutzen: Fast die Hälfte der Beteiligten der aktuellen Befragung gibt an, trotz Lockerungen bis auf weiteres auf Auslandsreisen (46 %) und Flüge (45 %) zu verzichten.
In anderen Bereichen sind die Menschen jedoch aktiver geworden wenn es darum geht, die wiedererlangten Freiheiten zu nutzen. So haben fast zwei Drittel (60 %) der beteiligten mdrFRAGT-Mitglieder bereits wieder einen Tagesausflug unternommen. Auch Gaststätten haben schon viele wieder besucht:
Mehr als die Hälfte hat Angst vor zweiter Welle
Mehr als die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer (53 %) haben große oder sehr große Angst davor, dass es in Deutschland zu einer zweiten Corona-Welle kommen könnte. Weniger oder kleine Sorgen haben 47 Prozent der Menschen.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam der repräsentative ARD-Deutschlandtrend vom 02.07.2020 auch für Gesamtdeutschland: Demnach haben 50 Prozent der Deutschen große oder sehr große Sorgen vor einer zweiten Infektionswelle, 49 Prozent dagegen weniger große oder kleine.
Einige Mitglieder der mdrFRAGT-Gemeinschaft haben uns zur zweiten Infektionswelle ihre Meinung geschrieben:
Ich glaube nicht an eine zweite Welle, aber daran, dass uns Corona noch über eine sehr lange Zeit begleiten und einschränken wird, z. B. mit dem Tragen des Mundschutzes.
Durch das Fliegen in andere Länder wird es zu einer zweiten Corona Welle kommen.
Ich gehe davon aus, dass eine zweite Welle kommt, habe aber weniger Sorgen damit, weil man jetzt mehr weiß, womit man es zu tun hat.
Ende der Corona-Krise: Zuversicht sinkt wieder
Die Zuversicht, dass die Corona-Krise schon bald überstanden ist, ist zuletzt wieder gesunken. Rund 60 Prozent glauben nicht daran – das ist ein deutlicher Rückgang im Vergleich zur letzten Befragung, wo mehr als die Hälfte eher bis sehr zuversichtlich dahingehend waren. Die Sorge vor der eigenen Ansteckung mit dem Virus ist jedoch auf einem annähernd gleichbleibend niedrigen Level: Drei Viertel der Menschen haben weniger große bis kleine Sorgen, sich anzustecken.
Mehrwertsteuersenkung am ehesten in Super- und Drogeriemarkt zu spüren
Erst seit kurzem gilt die gesenkte Mehrwertsteuer in Deutschland. Drei Viertel der mdrFRAGT-Mitglieder, die uns geantwortet haben, halten die Senkung nicht für sinnvoll (75 %). 21 Prozent betrachten sie als sinnvoll.
Außerdem haben wir die mdrFRAGT-Gemeinschaft gefragt, wo ihrer ersten Erfahrung nach die Auswirkungen der Mehrwertsteuersenkung zu spüren sind:
- Vor allem in Super- und Drogeriemärkten wird nach Einschätzung der Teilnehmenden die Ersparnis weitergegeben: Ein Drittel (33 %) findet, Supermärkte geben die Ersparnis weiter; mehr als ein Drittel zudem (39 %), dass sie zumindest teilweise weiter gegeben wird.
- Ein Viertel (24 %) spürt die Ersparnis im Drogeriemarkt, 29 Prozent spüren sie dort teilweise.
- In Gastronomie, Tourismus und Dienstleistungen dagegen spürt mehr als ein Viertel bis ein Drittel der Befragten keine günstigeren Preise durch die Absenkung der Mehrwertsteuer:
In vielen Bereichen haben die Befragten offenbar jedoch auch noch zu wenig Erfahrungen gesammelt, denn gerade bei den Themen Tourismus, Dienstleistungen und Gastronomie ist der Anteil derer, die keine Angabe gemacht haben, ziemlich hoch (zwischen 44 und 59 %).
Über die Befragung
In einer Befragung vom 03. bis zum 06. Juli 2020 wollten wir von den mdrFRAGT-Teilnehmerinnen und Teilnehmern wissen: "Rekordschulden und dauerhafte Umbrüche – Inwiefern verändert Corona unser Leben dauerhaft?"
An der Befragung haben 14.946 Menschen teilgenommen. Insgesamt sind mittlerweile 29.139 registrierte Mitglieder aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Teil der mdrFRAGT-Gemeinschaft.
52 Prozent der Befragten kommen aus Sachsen, 24 Prozent aus Sachsen-Anhalt und 24 Prozent aus Thüringen. Das entspricht in etwa der Verteilung der Einwohner in den drei Bundesländern.
56 Prozent der Befragten sind männlich und 44 Prozent weiblich.
Die Teilnehmer dieser Befragung verteilen sich auf folgende Altersgruppen:
305 Menschen sind zwischen 16 und 30 Jahre alt,
2.767 zwischen 31 und 50 Jahren,
6.162 zwischen 51 und 64 Jahren und
5.712 Teilnehmer sind 65 Jahre und älter.
Die Befragungen sind nicht repräsentativ, aber sie werden nach statistischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung und Beruf gewichtet. Die Gewichtung ist eine Methode aus der Wissenschaft bei der es darum geht, die Befragungsergebnisse an die real existierenden Bedingungen anzupassen. Konkret heißt das, dass wir die Daten der Befragungsteilnehmer mit den statistischen Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgleichen.
Wenn also beispielsweise mehr Männer als Frauen abstimmen, werden die Antworten der Männer weniger stark, die Antworten der Frauen stärker gewichtet. Die Antworten verteilen sich dann am Ende so, wie es der tatsächlichen Verteilung von Männern und Frauen in der Bevölkerung Mitteldeutschlands entspricht.
Dabei unterstützt ein wissenschaftlicher Beirat das Team von "mdrFRAGT". Mit dem MDR Meinungsbarometer soll ein möglichst breites Stimmungsbild der Menschen in Mitteldeutschland eingefangen werden – mit möglichst vielen Teilnehmenden.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 08. Juli 2020 | 21:45 Uhr