MDRfragt Energieeinsparverordnung: Mehrheit gegen Heizgrenze für Arbeitsräume
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12. September 2022, 05:00 Uhr
Um in der angespannten Lage Energie zu sparen, hat die Bundesregierung Regelungen getroffen. So sollen Büroräume in öffentlichen Gebäuden nur noch bis zu einer Raumtemperatur von 19 Grad geheizt werden. Die Mehrheit der MDRfragt-Teilnehmenden findet das nicht in Ordnung. Andere Maßnahmen dagegen, beispielsweise das Beleuchtungsverbot für Denkmäler und Gebäude, treffen eher auf Verständnis. Das zeigt die aktuelle MDRfragt-Befragung mit rund 29.000 Teilnehmenden.
Seit 1. September gelten neue Regeln der Bundesregierung, um den Gas- und Energieverbrauch zu senken. Sie betreffen auch kommunale Einrichtungen und das öffentliche Leben – und spätestens, wenn es draußen kühler wird, wohl auch den Großteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: Büroräume dürfen nicht mehr nach Belieben geheizt werden, sondern 19 Grad müssen in diesem Winter reichen. Diese Regelung der Energieeinsparverordnung lehnt die Mehrheit der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, ab. 42 Prozent jedoch befürworten sie.
Einige MDRfragt-Mitglieder haben uns in ihren Kommentaren geschrieben, weshalb sie diese Regelung kritisch sehen:
Eine Temperatur in Büroräumen von 19 Grad ist nicht zielführend und wird sich nicht durchsetzen! Ich als Inhaber eines kleinen Büros möchte, dass die Mitarbeiter möglichst motiviert ihrer Arbeit nachgehen können.
Ich arbeite in der Verwaltung und muss nun bei 19 Grad im Winter frieren. Da ich schnell friere, habe ich große Bedenken, wie ich das aushalten soll. Das finde ich unverschämt.
19 Grad in Räumen mit sitzenden Tätigkeiten sehe ich als problematisch an. Hohe Krankenstände könnten die Folge sein.
Deutliche Mehrheit befürwortet Großteil der anderen Energieeinsparmaßnahmen
Für die meisten anderen Energieeinsparmaßnahmen, die beschlossen wurden, hat die deutliche Mehrheit der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer allerdings Verständnis:
- 81 Prozent finden es richtig, dass Ladentüren geschlossen bleiben sollen, damit keine Wärme entweicht.
- 70 Prozent befürworten, dass Flure und Foyers in öffentlichen Gebäuden nicht mehr beheizt werden sollen.
- 69 Prozent sind dafür, dass nachts Gebäude und Denkmäler nicht mehr beleuchtet werden – und 67 Prozent, dass auch Schaufenster nachts dunkel bleiben.
Lediglich die Idee, dass in öffentlichen Gebäuden kein warmes Wasser zum Händewaschen mehr bereitgestellt werden soll, trifft auf weniger Verständnis: Hier sind zwar 52 Prozent und damit die knappe Mehrheit dafür, 46 Prozent lehnen das jedoch ab.
Einige MDRfragt-Mitglieder haben uns ihre Ideen geschrieben, wie außerdem noch gespart werden könnte:
Weiteres Potential sehe ich bei der Straßenbeleuchtung. Die Städte müssen nicht so hell ausgeleuchtet werden, dass man vom Satelliten aus selbst Kleinstädte bei klarem Himmel gut erkennen kann. Ich freue mich auf die Abschaltungen und auf den Sternenhimmel, den man dann wieder sehen kann.
Fußballspiele bei Flutlicht z.B. haben keinen guten Vorbildcharakter...
Zwingende Förderung vom Staat, um Gebäude effizient zu dämmen. Es gibt viel zu viele Häuser, sehr stark im ländlichen Bereich, die überhaupt nicht gedämmt sind, demzufolge heizen die die Energie zum Fenster raus.
Man könnte wegen der Energie, aber auch wegen Corona, wieder eine Homeoffice-Pflicht einführen, denn zuhause muss ohnehin geheizt werden. Den Mitarbeitern, die das betrifft, könnte man einen Heizkostenzuschuss zahlen.
Geteilte Meinung, was Energiesparvorgaben grundsätzlich anbelangt
Dass der Bund in der Energiekrise Vorgaben zum Energiesparen macht, trifft auf geteiltes Echo: Genauso viele, wie es grundsätzlich richtig finden, finden es falsch (48 Prozent).
Auch dazu haben wir einige Kommentare erhalten:
Als mündiger Bürger, der bald gnadenlose Rechnungen bekommen wird, weiß ich selbst, wo ich sparen muss. Da brauche ich keine Bevormundung.
Vorgaben sind nie schön, aber wir haben es verlernt, Energie zu sparen, daher müssen jetzt Vorgaben sein.
Alles in allem sind das Maßnahmen, die schon viel länger beschlossen sein konnten. Im Endeffekt braucht es die Vorgaben meines Erachtens auch nicht vom Gesetzgeber. Unternehmerisches Handeln sollte hier selbstverständlich sein und in jedem Betrieb bzw. öffentlichen Einrichtung zu diesen Maßnahmen führen.
Über diese Befragung
Die Befragung fand vom 02.-04.09.2022 statt und stand unter der Überschrift:
Deutschland in der Inflation: Preise oben, Stimmung im Keller?
28.887 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.
Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 359 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 4.523 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 12.327 Teilnehmende
65+: 11.678 Teilnehmende
Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 14.791 (51 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 7.073 (24 Prozent)
Thüringen: 7.023 (24 Prozent)
Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 13.100 (45 Prozent)
Männlich: 15.722 (54 Prozent)
Divers: 65 (0,02 Prozent)
Insgesamt sind bei MDRfragt 62.512 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 05.09.2022, 13:30).
Die Ergebnisse der Befragungen sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Fakt ist! aus Erfurt: Heizung runter und Flutlicht aus – Wie viel Verzicht muss sein? | 12. September 2022 | 22:10 Uhr