MDRfragt MDRfragt: Hilfsbereitschaft gegenüber Ukraine-Flüchtlingen nimmt ab
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14. November 2022, 09:30 Uhr
Bei mehr als jedem dritten MDRfragt-Teilnehmenden ist die Hilfsbereitschaft gegenüber Geflüchteten aus der Ukraine in den vergangenen Wochen gesunken. Während der Bund Ländern und Kommunen angesichts der steigenden Anzahl ukrainischer Geflüchteter mehr Geld zur Verfügung stellt, empfindet mehr als jeder Zweite den Umfang der Hilfsmaßnahmen als zu groß: Das ist das Ergebnis einer MDRfragt-Befragung mit rund 24.000 Teilnehmenden aus ganz Mitteldeutschland.
Knapp neun Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine ist die Hilfsbereitschaft für ukrainische Geflüchtete unter den MDRfragt-Mitgliedern, die an der Befragung teilgenommen haben, rückläufig. Zwar haben 42 Prozent angegeben, dass ihre Hilfsbereitschaft in den letzten Wochen und Monaten unverändert geblieben ist. Bei einem guten Drittel ist sie allerdings geringer geworden. Nur ein Prozent hat angegeben, dass seine Hilfsbereitschaft zugenommen hat.
Bei der Hälfte ist die Hilfsbereitschaft aktuell gering
Schaut man sich den aktuellen Stand der Hilfsbereitschaft an, wird deutlich, dass er bei rund der Hälfte der MDRfragt-Teilnehmenden derzeit gering ist. Etwas mehr als ein Viertel hat angegeben, dass seine Hilfsbereitschaft groß ist.
Jeder Zweite bewertet Umfang staatlicher Hilfsmaßnahmen als zu groß
Der Bund wird den Ländern und Kommunen angesichts der steigenden Anzahl ukrainischer Flüchtlinge mehr Geld zur Verfügung stellen. 56 Prozent der MDRfragt-Mitglieder, die an der Befragung teilgenommen haben, finden den Umfang staatlicher Hilfsmaßnahmen bzw. Sozialleistungen, welche für ukrainische Geflüchtete bereitgestellt werden, als zu groß. Rund ein Viertel bewertet sie als verhältnismäßig. Vier Prozent empfinden sie als zu gering.
Ihre Meinungen zur Flüchtlingspolitik allgemein teilen die MDRfragt-Teilnehmenden in den Kommentaren mit:
Wer soll das bezahlen? Wir schaffen es ja nicht einmal mehr, unsere eigenen Leute zu versorgen. Siehe Krankenhausversorgung, Altenversorgung, Infrastruktur...
Es gibt einen zu großen Anreiz für 'Sozialtourismus'.
Ich finde es wichtig, dass Geflüchteten gleich welcher Nationalität geholfen wird, aber auch hier sollte eine schnellstmögliche Erwerbstätigkeit erreicht werden. Es kann nicht sein, dass wir Menschen durchfinanzieren, ohne Gegenleistung.
Flüchtlingsrechte sind Menschenrechte. Es ist unsere Pflicht, guter Gastgeber zu sein.
Große Mehrheit sieht Deutschland heute nicht besser vorbereitet als 2015
Im Jahr 2015 sind besonders viele Geflüchtete nach Deutschland gekommen – insgesamt waren es 2,1 Millionen. In diesem Jahr könnte die Zahl der Geflüchteten noch höher liegen. Der überwiegende Teil der MDRfragt-Teilnehmenden – 70 Prozent – ist nicht der Ansicht, dass Deutschland aufgrund der Erfahrungen aus den Jahren 2015 und auch 2016 heute besser auf die Aufnahme Geflüchteter vorbereitet ist. Ein knappes Viertel denkt das dagegen schon.
8 von 10 befürchten Anti-Flüchtlings-Stimmung wie 2015
Zuletzt haben Proteste auch gegen Geflüchtete zugenommen, in Bautzen wurde vor Kurzem auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft ein Brandanschlag verübt. 81 Prozent der MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer glauben, dass es in den kommenden Wochen und Monaten in Deutschland zu einer ähnlichen Anti-Flüchtlings-Stimmung wie 2015 kommen könnte. 13 Prozent sind nicht dieser Meinung.
Rund ein Drittel spürt Belastung durch Geflüchtete in seinem Wohnort
Wenn es konkret um die eigenen Erfahrungen mit Geflüchteten in ihrem Wohnort geht, empfindet die Mehrheit der MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer derzeit keine Belastung durch sie. 38 Prozent haben aber angegeben, dass sie eine solche Belastung spüren.
Welche Erfahrungen die MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer mit Geflüchteten in ihrem Heimatort machen, schreiben sie in den Kommentaren:
Ich kenne viele geflüchtete Menschen, alle sind sehr nett und höflich. Sie geben sich große Mühe zu integrieren. Leider werden den Flüchtlingen staatlicher Seits große Probleme bereitet. Im Bezug auf Arbeitserlaubnis, medizinische Versorgung oder Sprachkurse.
Es ist eine hohe Anzahl Geflüchteter in Dresden, allerdings bekomme ich bisher keine negativen Nachrichten über sie mit.
Meine bzw. unsere Hilfsbereitschaft war am Anfang groß, sie hat sich aber durch die nicht gezeigte Dankbarkeit, sogar im eigenen Haus, durch die ständigen und immer unangemessenen Forderungen und Beleidigungen der Politiker ukrainischer Seite und auch Flüchtlinge stark verringert.
Ich weiß zwar, dass es in einer Siedlung einige Wohnungen gibt, die an Flüchtlinge aus allen Herren Länder vermietet werden, selber sehe ich diese Menschen aber nicht.
Über diese Befragung
Die Blitz-Befragung zum Bund-Länder-Treffen fand vom 02.- 03.11.2022 statt. Darin gab es auch einen Befragungsteil zur Flüchtlingspolitik.
Insgesamt sind bei MDRfragt 62.745 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 03.11.2022, 2 Uhr).
24.154 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.
Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 307 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 3.713 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 10.146 Teilnehmende
65+: 9.988 Teilnehmende
Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 12.237 (51 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 6.056 (25 Prozent)
Thüringen: 5.861 (24 Prozent)
Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 10.603 (44 Prozent)
Männlich: 13.497 (56 Prozent)
Divers: 54 (0,02 Prozent)
Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.
Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Fakt ist! | 14. November 2022 | 22:10 Uhr