MDRfragt Große Mehrheit für 1.000-Meter-Regel bei Windrädern
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27. Juni 2022, 05:00 Uhr
Die Bundesregierung will die erneuerbaren Energien massiv ausbauen und die Fläche für Windräder mehr als verdoppeln. Dazu könnte auch die in einigen Ländern geltende Mindestabstands-Regel zu Wohnhäusern von einem Kilometer gekippt werden. Die große Mehrheit der MDRfragt-Mitglieder befürwortet jedoch den Mindestabstand, wie die aktuelle Befragung mit knapp 30.000 Teilnehmenden aus ganz Mitteldeutschland zeigt.
80 Prozent der MDRfragt-Teilnehmenden sind der Ansicht, dass der Abstand von Windrädern zu Ortschaften grundsätzlich mindestens 1.000 Meter betragen sollte. 14 Prozent sehen das nicht so.
Warum sie sich gegen Windkraftanlagen in der Nähe von Wohnhäusern aussprechen, erklären die Teilnehmenden in den Kommentaren:
Windkraftanlagen verunstalten die Natur. Wenn dann müsste es Windkraftparks gebündelt geben. Zentral an einem Punkt und bestenfalls weit weg aus dem Sichtfeld.
Ich habe in meinem Umfeld Windräder und kenne die Belastung für Menschen in den Wohnsiedlungen durch die Geräuschentwicklung vor allem nachts, wenn es ruhig ist und die Menschen schlafen wollen.
Windräder sollten auf Flächen gebaut werden, die anders nicht nutzbar sind. Nicht in der Nähe von Orten.
Andere Teilnehmende befürworten ortsnahe Windräder:
Ich komme aus einem Dorf in der Börde. Dort stehen seit mehr als zehn Jahren Windräder und das vielleicht mal gerade 400 Meter vom letzten Haus entfernt. Wenn ich meine Eltern heute dort besuche, stören diese Windräder niemanden, sondern man hat sich daran gewöhnt.
Im Allgemeinen gilt in Deutschland leider immer noch die Regel: Klima retten ja, aber nicht vor meiner Haustür. Das ist traurig.
Mehr als zwei Drittel gegen Gesetz, das Abstandsregeln aushebeln könnte
Ein Gesetzentwurf der Bundesregierung sieht nun vor: Wenn nicht genügend Platz für den Bau von Windrädern zur Verfügung steht, dann darf der Mindestabstand von 1.000 Metern zwischen Windrad und Siedlung unterschritten werden. Damit dürfte sich der Bund über die Regeln der Länder hinwegsetzen. Mehr als zwei Drittel der Befragungsteilnehmenden lehnen diese Regelung ab. Ein Viertel befürwortet sie.
Menschen auf dem Land lehnen Gesetz eher ab
Die Bewohnerinnen und Bewohner ländlicher Regionen, die sich an der Befragung beteiligt haben, lehnen die Pläne der Bundesregierung eher ab als diejenigen, die in der Stadt leben.
Zwei Drittel für Ausbau der Windkraft
Die erneuerbaren Energien insgesamt betrachtet, erachtet die deutliche Mehrheit der MDRfragt-Teilnehmenden (80 Prozent) ihren Ausbau als sinnvoll. 18 Prozent finden, er sei nicht sinnvoll.
Auch konkret den Ausbau der Windkraft befürwortet die Mehrheit der Befragungsteilnehmenden - mit 65 Prozent sind es jedoch weniger als beim Ausbau der erneuerbaren Energien. 32 Prozent sind der Ansicht, der Ausbau von Windkraft sollte in Deutschland nicht vorangetrieben werden.
In den Kommentaren erklären die MDRfragt-Teilnehmenden ihre Zustimmung bzw. Ablehnung zum Thema Windkraft-Ausbau:
Es muss unbedingt weiter ausgebaut werden, hätte schon vor 20 Jahren gemacht werden sollen. Entlang der Autobahnen gibt es genug Flächen, wo niemand wohnt und gestört wird.
Es sollte so viel regenerative Energie aus dem eigenen Land genutzt werden, wie nur irgend möglich. Und Wind hilft dabei noch mehr als Sonne.
Zurück zur Atomenergie. Nur so werden wir in Zukunft unabhängig von anderen sein. Alles andere wäre ein Witz. Dann kaufen wir teuren Atomstrom aus Frankreich oder Tschechien.
Wir brauchen Versorgungssicherheit. Wir brauchen Kraftwerke, die Strom liefern, wenn er gebraucht wird und die die sehr stark schwankende Stromerzeugung der erneuerbaren (Sonne, Wind) ausgleichen können.
Nur knappe Mehrheit für mehr Fläche für Windräder
Mehr Flächen für Windräder zu schaffen, das befürwortet eine kleine Mehrheit (54 Prozent) der MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer. 42 Prozent lehnen die Planung des Bundes, mehr Flächen für den Bau neuer Windräder zu schaffen, ab.
Große Zustimmung für Gewinnbeteiligung der Kommunen
Dafür, dass Gemeinden grundsätzlich an Gewinnen von Windpark-Betreibern beteiligt werden können, sprechen sich 82 Prozent der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer aus. Neun Prozent lehnen die Idee dagegen ab.
Über diese Befragung
Die Befragung vom 17.06.-20.06.2022 stand unter der Überschrift:
Entlastungspaket: Was kommt bei Ihnen an?
Insgesamt sind bei MDRfragt 61.323 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 20.06., 13.00 Uhr).
29.772 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.
Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 419 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 4.909 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 12.569 Teilnehmende
65+: 11.875 Teilnehmende
Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 15.331 (51 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 7.265 (24 Prozent)
Thüringen: 7.176 (24 Prozent)
Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 13.666 (46 Prozent)
Männlich: 16.045 (54 Prozent)
Divers: 61 (0,2 Prozent)
Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.
Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Fakt ist! | 27. Juni 2022 | 22:10 Uhr