MDRfragt - Das Meinungsbarometer für Mitteldeutschland MDRfragt: Drei Viertel fordern mehr Anerkennung für die Freiwillige Feuerwehr
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30. August 2021, 05:00 Uhr
Mehr Würdigung für die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehren - das wünscht sich die große Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der aktuellen Befragung von MDRfragt. Außerdem fordern fast alle der befragten Mitglieder verpflichtende Erste-Hilfe-Kurse. Knapp 20.000 Menschen Menschen aus Mitteldeutschland haben sich an der Befragung beteiligt.
Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren üben ihre Einsätze in der Regel ehrenamtlich aus. Das heißt, sie bekommen kein Geld dafür und arbeiten auch abends, nachts und am Wochenende. Die große Mehrheit der Befragten (78 Prozent) fordert, dass es dafür mehr Würdigung in der Gesellschaft geben sollte.
Außerdem sind 72 Prozent der Meinung, dass es finanzielle Vorteile, zum Beispiel steuerliche Erleichterungen, zusätzliche Rentenpunkte oder Ermäßigungen bei Eintrittskarten für freiwillige Feuerwehrleute geben sollte. Knapp die Hälfte (46 Prozent) spricht sich zudem für mehr Urlaubstage vom Arbeitgeber aus und etwas mehr als ein Drittel (36 Prozent) für bestimmte Privilegien wie beispielsweise die Bevorzugung bei der Kitaplatz-Suche. Nur vier Prozent finden, dass es für das Ehrenamt keine zusätzlichen Anreize geben sollte.
In den Kommentaren haben uns die befragten MDRfragt-Mitglieder erklärt, warum die Freiwillige Feuerwehr mehr Anerkennung bekommen sollte:
Man kann die freiwillige und oft gefährliche, lebensgefährliche Arbeit der Feuerwehr gar nicht genug würdigen. Hier in Bad Düben wird das auch getan. Die Freiwillige Feuerwehr genießt hohes Ansehen. Das hat sie auch verdient, und das muss sein!
Zu bedenken geben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch, dass es auch viele weitere ehrenamtliche Tätigkeiten gibt:
Feuerwehr ist nicht das einzige Ehrenamt, zum Beispiel das Technische Hilfswerk. Alle ehrenamtlich Arbeitenden sollten gesellschaftliche Würden erhalten.
Feuerwehrleute genießen sehr hohes Ansehen
Fast alle Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer haben angegeben, dass sie die Arbeit der Feuerwehrleute schätzen. So genießen Feuerwehrleute bei 96 Prozent hohes Ansehen – das trifft sowohl auf die Berufsfeuerwehrleute als auch die freiwilligen Feuerwehrleute zu.
Großer Wunsch nach mehr Berufsfeuerwehren
Rund 95 Prozent der Feuerwehrleute in Deutschland sind ehrenamtlich organisiert. 5 Prozent sind Berufs- oder Werkfeuerwehrleute. Die überwiegende Mehrheit (78 Prozent) der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist mit dieser Verteilung nicht einverstanden und wünscht sich mehr Berufsfeuerwehren. Nur ein knappes Fünftel (19 Prozent) ist der Meinung, dass es derzeit genügend Berufsfeuerwehren gibt.
Die Forderung nach mehr Berufsfeuerwehrleuten konnten wir auch oft in den Kommentaren nachlesen, die uns die Teilnehmenden geschickt haben:
Es ist eine Schande, dass in Deutschland für so viele Dinge das Geld zum Fenster rausgeschmissen wird, aber ein Großteil der Feuerwehrleute nicht bezahlt wird. Es sollte grundsätzlich nur noch Berufsfeuerwehren geben, in anderen Ländern funktioniert das.
Auch haben uns Vorschläge erreicht, wie man das Konzept der Freiwilligen Feuerwehr überarbeiten könnte:
Eventuell muss man auch das Konzept der freiwilligen Feuerwehr überdenken, soweit sie alleine den Brandschutz sicherstellen muss. Beispielsweise könnte man auf dem Land eine Teilzeitberufsfeuerwehr einrichten, deren Mitglieder abwechselnd montags bis freitags bezahlten Bereitschaftsdienst haben und sonst ihre Aufgabe ehrenamtlich ausüben und einem weiteren Teilzeitjob nachgehen.
Freiwillige Feuerwehr: Soziales Engagement, Leben retten, Gemeinschaftssinn – die Hauptgründe fürs Engagement
Wir wollten wissen, wie viele der Befragten selbst aktiv in der Feuerwehr sind. Neun Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben das angegeben. Davon sind acht Prozent in der freiwilligen Feuerwehr und ein Prozent sowohl in der Berufs- als auch in der freiwilligen Feuerwehr.
Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren haben wir gefragt, warum sie sich dort engagieren. Als die drei wichtigsten Gründe haben sie genannt: Soziales Engagement (77 Prozent), um Leben zu retten (75 Prozent) und Gemeinschaftssinn (71 Prozent).
Ihre Feuerwehrvereine haben mit großen Problemen zu kämpfen, sagen die befragten Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren. Dabei steht mit 63 Prozent an erster Stelle die Sorge um den Nachwuchs. Ebenfalls auf der Liste mit Problemen ganz oben: der Mitgliederschwund (46 Prozent), Bürokratie (44 Prozent) und Überalterung (42 Prozent). Nur vier Prozent geben an, dass es in ihrem Verein keine Sorgen gibt.
Mangelnde Kondition ist der Grund, um nicht bei der Feuerwehr aktiv zu werden
Diejenigen Befragungsteilnehmer und -teilnehmerinnen, die nicht in der Feuerwehr aktiv sind, haben wir gefragt, aus welchen Gründen das für sie nicht in Frage kommt. An erster Stelle stehen mit 46 Prozent gesundheitliche bzw. konditionelle Gründe. Aber auch der große Zeitaufwand (18 Prozent) und andere ehrenamtliche Tätigkeiten (15 Prozent) werden als Hindernisse aufgeführt.
Erste-Hilfe-Kurse sollten verpflichtend sein - vor allem an Schulen
Erste-Hilfe-Kurse sollten verpflichtend sein – darin sind sich die meisten der befragten MDRfragt-Mitglieder einig. Vor allem beim Lehrplan an Schulen sollten sie obligatorisch sein, dem stimmen 95 Prozent zu. Aber auch als regelmäßige Auffrischung für Autofahrerinnen und -fahrer sollten Erste-Hilfe-Kurse verpflichtend sein, das meinen 79 Prozent. Etwas mehr als die Hälfte (55 Prozent) ist auch der Meinung, dass alle Bürgerinnen und Bürger regelmäßig an solchen Kursen teilnehmen sollten.
Viele wünschen sich höhere Strafen und Sozialstunden für Gaffer
Gaffer und Schaulustige bei Rettungseinsätzen können derzeit mit einer Geldstrafe von bis zu 1.000 Euro belegt werden. Diese Summe finden drei Viertel (75 Prozent) der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer für zu gering. Knapp ein Viertel (23 Prozent) ist der Meinung, dass sie angemessen ist.
Sollte es aus Ihrer Sicht neben Bußgeldern auch andere Sanktionen für Gaffer und Schaulustige geben? Diese Frage haben die meisten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit „ja“ beantwortet. So sprechen sich 80 Prozent für Sozialstunden im Rettungs- und Gesundheitswesen aus, 47 Prozent für Punkte in Flensburg bzw. Fahrverbote. Nur sieben Prozent sind der Meinung, dass die Bußgelder ausreichend sind und nur ein Prozent ist der Meinung, dass es gar keine Strafen für Gaffer geben sollte.
Knapp zwei Drittel wünschen sich höhere Strafen bei fehlenden Rettungsgassen
Mit mindestens 200 Euro Bußgeld und zwei Punkten in Flensburg wird man derzeit bestraft, wenn man keine Rettungsgasse bildet. Knapp zwei Drittel (65 Prozent) halten diese Strafe für zu gering, fast ein Drittel (32 Prozent) findet sie angemessen. Nur zwei Prozent finden die Strafe zu hoch.
Über diese Befragung
Die Befragung vom 12.07.- 09.08.2021 stand unter der Überschrift:
Retten, löschen, bergen – zu viel oder zu wenig Ehren bei der Feuerwehr?
Insgesamt sind bei MDRfragt 47.101 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 11.08.2021, 09.00 Uhr).
19.799 Menschen aus Mitteldeutschland haben online an dieser Befragung teilgenommen.
Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 446 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 3.439 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 8.124 Teilnehmende
65+: 7.790 Teilnehmende
Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 9.857 (50 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 5.288 (27 Prozent)
Thüringen: 4.654 (24 Prozent)
Verteilung nach Geschlecht:
Männlich: 54 Prozent
Weiblich: 46 Prozent
Die Befragungen sind nicht repräsentativ, aber sie werden nach statistischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung und Alter gewichtet. Die Gewichtung ist eine Methode aus der Wissenschaft bei der es darum geht, die Befragungsergebnisse an die real existierenden Bedingungen anzupassen. Konkret heißt das, dass wir die Daten der Befragungsteilnehmer mit den statistischen Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgleichen.
Wenn also beispielsweise mehr Männer als Frauen abstimmen, werden die Antworten der Männer weniger stark, die Antworten der Frauen stärker gewichtet. Die Antworten verteilen sich dann am Ende so, wie es der tatsächlichen Verteilung von Männern und Frauen in der Bevölkerung Mitteldeutschlands entspricht.
Dabei unterstützt ein wissenschaftlicher Beirat das Team von "MDRfragt". Mit dem MDR Meinungsbarometer soll ein möglichst breites Stimmungsbild der Menschen in Mitteldeutschland eingefangen werden – mit möglichst vielen Teilnehmenden.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 30. August 2021 | 16:00 Uhr