Interview mit Silke Burmester "Im Fernsehen sind erfolgreiche Frauen verbissen und einsam – das ist Blödsinn!"
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29. September 2023, 00:00 Uhr
Silke Burmester ist Journalistin und Gründerin des Online-Magazins Palais F*luxx, das Themen für Frauen ab 47 thematisiert. Außerdem setzt sie sich mit dem Projekt "Let´s Change The Picture" für die Sichtbarkeit von Frauen mittleren Alters ein. Sie findet, dass alternde Frauen in den Medien nicht realitätsnah abgebildet werden und vermisst Vielfalt in den gezeigten Lebensentwürfen. Sie spricht über das Brechen mit Klischees, Freiheit im Alter und die Bedeutung von Erfahrung in der Medienbranche.
Silke Burmester: Eine Freundin von mir hat ja diesen wunderbaren Spruch gesagt. Sie hat gesagt: Hey, wir sind mit David Bowie sozialisiert. Wir werden nicht mit 60 anfangen, Schlager zu hören. In diesem Satz ist so viel drin, weil es natürlich heißt, das, was uns geprägt hat, – ich zum Bespiel bin sehr stark von der Popkultur geprägt – das wird bleiben. Ich möchte in einem Wohnprojekt leben, mit vielen Leuten und am liebsten bitte mit Musiker:innen. Und ich hoffe, da gibt es eine große Küche, und da sitzt immer jemand mit einer Gitarre. Also, das ist das, wie ich mir das vorstellen.
MEDIEN360G: Und findest du sowas wieder? Die Artikel, die geschrieben werden, oder auch Fernsehfilme, die es gibt, erzählen die davon, deiner Meinung nach, was du jetzt gerade beschrieben hast? Also Leute, die mit Popkultur aufgewachsen sind, die in WGs wohnen wollen, findest du so etwas wieder? Ich hatte gelesen, dass du keinen "ZDF-Ruhestand" haben wolltest oder so was. Deine Vorstellung war, dass es nicht so ist, dass du eine Gardine aufziehst und auf eine Almlandschaft guckst.
Silke Burmester: Das ist so, weil gerade beim ZDF haben die immer so dieses Klischeehafte. Das ist immer die Welt in Ordnung, und die Menschen ziehen dann morgens die Gardine auf, und dann steht eine Kuh vorm Fenster. Damit ist eigentlich die Welt schon beschrieben, und alles ist gut, und so ist es ja nicht. Ich glaube, die Frage, das mit den Vorbildern oder ob man das abgebildet sieht ist schwierig, weil es nicht so stark erzählt wird. Das Interessante ist: Es gibt ja diese Geschichten. Die Menschen sind ja alle da. Die leben ja und sind existent und haben ihre interessanten Geschichten. Und es wird zu wenig erzählt. Die Frage ist ja immer: Wie bürgerlich bist du? Wie bürgerlich lebst du? Also: Wie sehr lebst du in einer bürgerlichen Welt, innerhalb von Normen und Regeln und gesellschaftlichen Vorstellungen? Wenn du ein bisschen außerhalb dieser üblichen gesellschaftlichen Vorstellungen und denen des ZDF lebst, dann wird es ganz schnell auch ein bisschen lebendiger.
MEDIEN360G: Aber das ist doch komisch? Ich würde ja die ARD da noch mit reinnehmen. Die haben auch interessante Darstellungen von älteren Menschen, wie die leben. Das sind immer sehr konservative, wie ich finde. Ich stelle mir natürlich die Frage: Von wo ist denn das abgeguckt? Hast du darauf eine Antwort: Was wird denn da produziert? Was wird uns denn da gezeigt? Es gibt auch viele ältere Leute, die auch alleinstehend sind. Oder auch Menschen, die gar nicht so in diesem Zusammenhang leben. Wir haben da ältere Männer, die meinetwegen dann die Frau verlassen haben oder so. Aber es ist alles immer sehr statisch. Wie kann man da was Neues reinbringen? Die Lebensbiographien sind doch komplett anders, die der jetzt Älterwerdenden.
Silke Burmester: Das ist ja das, was wir mit Palais F*luxx und unserer Kampagne "Let’s Change The Picture" versuchen: Dafür eine Sensibilität erstmal herzustellen. Also erstmal in diesen Sendern klarzumachen: Das, was ihr da erzählt, das existiert so auch noch, aber eben nicht nur, nicht in der Masse. Das ist ja ein Gesellschaftsbild, auch ein Frauenbild, von dem wir das Gefühl haben, es ist so in den 90er-Jahren hängengeblieben: Sehr stark Mann-orientiert, sehr stark Ehe-orientiert. Sehr stark: Die Frau ist immer in der kümmernden Rolle. Wenn sie Erfolg hat, ist sie immer verbissen und einsam. Erfolgreiche Frauen sind im Fernsehen meistens einsam und isoliert. Das ist völliger Blödsinn.
Was ich ganz interessant finde: Bei Palais F*luxx – bei dieser Online-Plattform, die wir da betreiben – haben wir sehr intensiven Kontakt mit den Frauen, die uns lesen und kriegen ja mit, was die tun. Da ist zum Beispiel eine, die hat sich den Rücken tätowieren lassen. Die nächste, die hat jetzt eine Woche lang ihren 60. Geburtstag gefeiert. Eine andere, die ist für eine Party für vier Tage nach Malta geflogen und hatte auf so einer Hausparty getanzt. Und es war ein Wagnis: Traut sie sich das allein mit 50?! Das sind die Dinge, die passieren. Das ist aber auch genau das, was eben im Fernsehen nicht stattfindet. Und das ist natürlich problematisch, weil das sind halt Realitäten. Und es sind eben auch alleinstehende Frauen oder Frauen, die in anderen Lebenssituationen sind als nur mit einem Mann, oder irgendwie so ein Quatsch.
Meine Erfahrung ist die, dass so ein hierarchischer Mittelbau – und das ist es ja häufig zum Teil schon… Also auch in Fernsehanstalten gibt es den Mittelbau und die höhere Hierarchiestufe, die die Entscheidungen trifft: Welche Stoffe werden verfilmt? Das sind meiner Erfahrung nach an anderen Stellen, die Angst-besetzten Stellen. Die Menschen, die dort arbeiten, sind da, um ihre Aufgabe bitte, bitte, bitte richtig zu machen. Die wollen die Dinge richtig machen. Das heißt: Da ist immer die Angst vor Wagnis, die Angst, etwas falsch zu machen, die Angst, nicht zu genügen. In dem Moment ist Angst ein Hemmschuh für Kreativität. Wenn die zum Beispiel auch sehr bürgerlich leben, wie sollen die das denn mitkriegen? Die kriegen es ja gar nicht mit, dass die Welt viel, viel bunter ist, viel diverser und dass ihre Nachbarin sich den Rücken hat tätowieren lassen. Da muss man mal sagen: Hier, Augen auf, was die Welt anbelangt. Das ist meine einzige Vermutung, dass es daran liegt.
MEDIEN360G: Die mittlere Ebene der Entscheider und Entscheiderinnen, dass die nicht mutig genug sind?
Silke Burmester: Genau.
MEDIEN360G: Es gibt ja diesen schönen Spruch dazu, dass denen die Eier fehlen, sage ich mal jetzt so.
Silke Burmester: So kann man das sagen. Ich habe das jetzt nicht gesagt. Ich glaube, deswegen ist es so wahnsinnig wichtig: Wenn man etwas verändern will, dann ist es ganz wichtig, die Menschen, die an der Spitze zum Beispiel eines Senders stehen, von der Notwendigkeit zu überzeugen. Weil die müssen die Ansage treffen: Ich möchte, dass sich etwas ändert – damit das nach unten durchgereicht wird. Und die Menschen, die eben am Ende ja auch aufs Dach kriegen, wenn was nicht läuft, die müssen das hören, die müssen wissen: Okay, unser Chef, unsere Chefin sagt, wir sollen das ändern. Wenn man sich vorstellt, dass so eine Message bei denen ankommt, das heißt ja auch: Die haben einen viel größeren Gestaltungsspielraum. Auf einmal wird die eigene Arbeit wieder interessant. Jetzt ist natürlich so ein bisschen die Frage: Wie interessant darf es gerade bei den öffentlich-rechtlichen Sendern werden? Wie viel Unruhe verträgt ein Sender, bevor er auseinanderkracht? Ich glaube, das ist ja die große Angst. Das sind alles bewahrende Strukturen. Es geht immer nur darum, Strukturen zu bewahren. Da hat keiner wirklich – also Mut ist was anderes. Das ist ein bisschen schade.
MEDIEN360G: Und wie sieht es aus, Frauen in unserem Alter zu zeigen? Man sieht ja nicht so viele Frauen in Fernsehdarstellungen oder in Fernsehfilmen, die jetzt in unserem Alter sind, die nicht nur Mütter, sondern auch noch etwas anderes sind. Das ist ja eine Rolle, auf die wir festgelegt werden. Davon versuchst du dich ja auch ein bisschen zu lösen – nicht, weil du damit konfrontiert bist, aber weil natürlich den Frauen in dem Alter und wenn sie noch älter werden, das zugeschrieben wird. Ist es da nicht auch Zeit eine Veränderung herbeizuführen?
Silke Burmester: Klar ist es an der Zeit, wie gesagt, weil die Realität eine andere ist. Die Realität sieht ja anders aus als das, was wir im Fernsehen sehen, weil es ja wahnsinnig eingeschränkt ist. Das versuchen wir herzustellen mit unserer Kampagne "Let´s Change The Picture". Etwas ganz Tolles ist, dass wir da jetzt zum Beispiel bei der ARD mit dem Chef der Film- und Fernsehproduktionsfirma Degeto im Gespräch sind und bald auch verantwortliche Redakteur:innen treffen werden, um mit ihnen darüber zu reden. Erst mal zum Verständnis, dass sich was ändern muss. Und dann eben Impulse zu geben, wie das gehen könnte. Denn was wir ja auch mitkriegen, ist, dass die Zuschauerinnen – und das sind am Ende auch die Gebührenzahlerinnen, also die Menschen, die diese Sender finanzieren – auch total unzufrieden sind. Die finden sich da nicht wieder. Die sagen: ‘Tschuldigung, mein Leben sieht doch so anders aus. Was lustig ist: Es heißt von Sendern immer, alte Leute wollen keine alten Leute sehen. Ältere wollen keine Älteren sehen. Aber ich will überhaupt gar keine – ich gucke mir nicht die Geschichten von jungen Frauen an, die irgendwie zusehen müssen, wie sie mit einem blöden Mann an ihrer Seite Familie und Kind auf die Reihe kriegen. Das interessiert mich nicht, das ist bei mir durch. Ich habe das super hingekriegt. Mein Kind ist erwachsen. Das interessiert mich einfach nicht. Ich will Geschichten sehen von Frauen, die so alt sind wie ich, und jetzt irgendwie aufbrechen und ein Jahr China bereisen, oder so. Das ist das, was ich sehen möchte. Es ist ja auch so: Wo ist die Erotik? Frauen in unserem Alter sind ja Frauen ohne Unterleib im deutschen Fernsehen. Zum Beispiel, der Film mit Emma Thompson war ja so wahnsinnig erfolgreich. Wo sie sich in einem Hotel mit einem Callboy trifft, der deutlich jünger ist. Warum war der so beliebt? Ja, weil die ganzen Zuschauerinnen der das irrsinnig gegönnt haben, stellvertretend für sie selbst, dass sie ein tolles Sexleben hat. Dass da etwas wieder erwacht, und dass sich etwas entfaltet. Und zwar mit einem jungen, attraktiven Mann und nicht irgendwie mit so einem ausgelutschten Heini, den man schon seit 25 Jahren nicht mehr riechen mag. Ich glaube, deswegen sind ja solche Filme dann so erfolgreich, weil diese Frauen das stellvertretend für uns erleben.
MEDIEN360G: Widerspricht aber so ein bisschen dem, was die ARD zum Beispiel gerade vorhat: Wir wollen jünger werden in einer alternden Gesellschaft.
Silke Burmester: Ja, das ist doof, dass daraus ein Widerspruch gemacht wird. Das könnte ein Nebeneinander sein. Kluge Menschen würden ein Nebeneinander damit machen. Was wir als Gesellschaft brauchen, ist das Miteinander. Wenn wir jetzt eine Kluft aufmachen oder Verteilungskämpfe – Alt gegen Jung – kriegen wir ein Riesenproblem gesellschaftlich vom Klima her. Stattdessen geht es darum: Miteinander. Wir müssen miteinander diese ganzen Aufgaben, die wir haben, ob das der Klimawandel ist oder was da sonst noch ansteht – das gilt es ja gemeinsam zu lösen. Deswegen ist dieses Gegeneinander so dämlich. Wenn gute Fernsehgeschichten erzählt werden, dann ist gar nicht die Frage: Ist der Protagonist alt, oder ist die Protagonistin jung? Sondern: Ist da eine gute Geschichte mit Menschen? Und ich denke: Das ist aber interessant. Dann stelle ich als junger Mensch fest: Mein Gott, die ist ja so alt wie meine Mutter, aber das ist echt sehr toll. Darum geht's. Das denen begreiflich zu machen, das ist ein interessantes und schönes Unterfangen.
MEDIEN360G: Ich würde noch einmal zur ARD und zum Programm der ARD rumhüpfen. Da gibt es ja mittlerweile Frauen, die auch gezeigt werden. Wen gibt es denn da? Anne Will, die wird so vielleicht auch Ende 50 sein? Caren Miosga kommt da jetzt mit dazu. Dann gibt es noch eine andere Riege der jetzt 40-Jährigen, eine fast 30-Jährige kommt noch mit dazu. Da ist ja schon auch was in der Bewegung, wird auch schon abgebildet. Nur eben 60- und 70-Jährige eigentlich im Programm nicht. Wenn man sagt, dass man für alle den Auftrag hat…?
Silke Burmester: Das ist richtig. Ich weiß nicht genau, wie das in den Regionalsendern aussieht, also ob da nicht noch mal eine Ältere ist. Man hat manchmal auch ältere Männer, die haben es auch im Fernsehen leichter. Anne Will ist auch 57. Wie gesagt, die wird jetzt durch Caren Miosga abgelöst. Da ist natürlich jetzt auch die Frage: Das ist eine der wichtigsten oder überhaupt die wichtigste Politsendung im Fernsehen oder in der ARD. Jetzt kann man überlegen: Macht man so weiter oder bräuchte man mal jemand Jüngeren? Aber ich glaube, was an der Stelle ganz wichtig ist: Du brauchst jemanden mit Expertise. Du brauchst nicht nur jemand mit einer politischen Erfahrung – das haben andere auch –, aber du brauchst jemanden mit Fernseherfahrung. Du brauchst jemanden mit Live-Erfahrung. Ich finde dieses Beispiel – Caren Miosga löst Anne Will ab – zeigt sehr deutlich, was Ältere mitbringen und was so wertvoll ist. Nämlich die Erfahrung. Eine Caren Miosga, die jetzt seit X Jahren die Tagesthemen moderiert, live, mit sehr vielen Live-Gesprächen, bringt das mit. Das könnte jetzt eine 30-Jährige nicht. Oder zum Beispiel Jenny Wellmer wird Caren Miosga bei den Tagesthemen ablösen. Die ist, ich weiß nicht, wie alt ist, wahrscheinlich…
MEDIEN360G: 43 ist sie.
Silke Burmester: … Anfang 40, so etwas in dem Dreh. Du wirst ja auch zu etwas aufgebaut da darüber. Was ich so toll daran finde, ist, dass das so deutlich macht – diese Ablöse durch Miosga: es geht um Erfahrung, die ist was wert. Ich glaube, dass wir sehr gut daran täten, insgesamt auf Erfahrungen mehr draufzugucken, die wertzuschätzen und zu fragen: An welcher Stelle können wir die brauchen? Anstatt zu sagen: Komm hier, geh mal zur Seite, ich brauch dich nicht mehr.
MEDIEN360G: Als du 25, 30 warst, hast du da geglaubt, dass du so bist, wie du jetzt bist? Hast du dir Gedanken darüber gemacht, wie das ist, wenn du älter werden wirst?
Silke Burmester: Ja, weil ich war mit 16 Au-Pair in London. In der Sprachschule hatten wir ein englisches Gedicht: "When I Am Old". Diese Frau hat skizziert, was sie machen wird, und – es hat sich mir total eingebrannt – dann werde ich meinen Stock nehmen und am Zaun entlang rattern. Und da hab ich gedacht: Ja, das will ich auch. Das Tolle ist ja das Alter – und jetzt reden wir wirklich über das Alter – bringt ja Freiheit. Das ist neben der Kindheit der zweite Zeitraum im Leben, wo dir unglaublich viel Freiheit zugestanden wird. Im Zweifelsfall, weil du die Leute nicht mehr ernst nimmst. So wie man bei Kindern sagt: Okay, komm, die sind Kinder, die können es nicht wissen; denkt man dann bei Alten: Okay, komm, die ist alt, die ist halt schrullig. Oder: Die lassen wir. Oder was auch immer. Das ist ein Irrsinnsraum von Freiheit. Da kann man so anarchisch unterwegs sein. Und das ist doch eine große Freude! Das ist doch toll, die Vorstellung, dass man alt ist und sich nicht mehr an die Regeln halten muss.
MEDIEN360G: Du freust dich schon.
Silke Burmester: (lacht) Ich freu mich schon. Also, Regeln immer, solange sie keinem anderen wirklich Schaden zufügen. Das muss man auch sagen. Es geht jetzt nicht darum, wirklich verletzend zu sein, das nicht. Aber so ein bisschen aus der Rolle fallen, ist doch ganz schön. (lacht) Es ist ja sonst auch langweilig. Was willst du denn machen? Stell dir vor, du bist irgendwie jetzt alt und sitzt da immer mit einer Tasse Tee und fällst nicht aus der Rolle. Das ist doch total boring. Wer soll das denn aushalten?
MEDIEN360G: Und was wäre dann – wenn man noch mal kurz auf die Medien zurückkommt –, wenn man Zeitung, Radio, Fernsehen, Social Media hat? Was sind denn die Option, die es dann gibt, um genau die Realität, die wir jetzt die ganze Zeit schon besprochen haben, die nämlich anders ist, weil man noch beweglicher ist, weil man vielleicht noch größere Interessen hat, weil man nach wie vor tanzen geht, verreist, sonst was macht – wenn das Geld dazu da ist –, wie ist das abzubilden? Mehr Geschichten darüber, mehr normalere Geschichten, mehr Geschichten übers persönliche Altern?
Silke Burmester: Ich glaube, das eine ist, das ist ganz wichtig, dass die Menschen sich selbst einbringen und mitgestalten. Ich bin eine große Anhängerin des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Aber ich bin auch eine große Anhängerin der Öffnung. Seit Jahren finde ich schon: Die Menschen, die es bezahlen, sollen es auch mitgestalten. Die sollen da auch vorkommen. Das heißt nicht, so ein Bürgerfernsehen, vor dem wir alle Angst haben, weil es schlecht ist, wo irgendwelche Dilettanten was machen. Das ist nicht die Antwort. Aber ich glaube, man kann Menschen sehr geschickt einbinden. Geschickt im Sinne davon, dass man eine schöne Qualität hat und die eben Teil davon sind und das mitgestalten. Das ist, glaube ich, das Wichtige, dass Leute Lust haben, sich einzubringen. Das Internet ist ein Geschenk dafür. Da kann jeder eine Seite aufmachen, sagen: Hier bin ich. Das passiert ja auch schon. Das kann man aber natürlich noch mehr nutzen. Es ist ja oft ganz toll für Menschen, die zum Beispiel eingeschränkt sind. Sie können ja trotzdem Museen besuchen. Es ist ja alles virtuell da – oder nicht virtuell, sondern im Netz. Du könntest dann ja aber in den Austausch gehen. Du kannst ja sagen: Okay, ich war heute im Louvre. Und hast dann vielleicht irgendwo eine Gruppe, wo auch Kunstinteressierte sind, und dann tauscht man sich aus. Das kann ja alles irgendwie da sein. Also man kann sich, glaube ich, sehr stark einbringen.
Die Sender müssen verstehen, dass sie gut daran täten, diese Menschen mit ihren Leben abzubilden, weil dann ihr Angebot interessanter wird. Auch diese Krimis, die wir da die ganze Zeit sehen. Das ist ja alles hackenöde, das kannst du alles austauschen. Das sind ja nur noch so formatierte Geschichten, die man austauschen kann – und man würde es ja wahrscheinlich noch nicht mal merken. Momentan spielen irgendwie ganz viele, wenn jetzt Familiengeschichten erzählt werden – die Leute sind immer gut situiert und die leben immer in diesen komischen Betonvillen, wo auch immer alles total clean ist. Und selbst wenn sie Kinder haben; es liegt nie Spielzeug rum. Das ist doch völliger Blödsinn. Ich glaube, dass wenn man da rangehen würde, würde Film und vor allem das Fernsehen eine größere Lebendigkeit erfahren. Und das würde dem wahnsinnig gut tun.