Landkreis Sömmerda Büchel
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30. April 2019, 11:10 Uhr
Büchel liegt am Ufer der Unstrut im Landkreis Sömmerda. Der Ort im Thüringer Becken verdankt seinen Namen mit großer Wahrscheinlichkeit einem nahegelegenen Hügel.
Historische Belege
- um 815: (Abschrift 12. Jh.) In Buchilide (Breviarium sancti Lulli)
- 1027-1039 Builo(Dobenecker I Nr.730)
- 1052-1076 Ruoleichesdorf vel Builo (Dobenecker I Nr. 923)
- 1156 Curadus de Buchilde (Schultes, Coburg UB Nr. 3 S. 5)
- 1255 (Kopie) juxta Buchelde (UB DOB Hessen I Nr. 133 S. 107)
- 1288 Buchelde (DOB I Hessen Nr. 496 S. 373)
- 1358 (K) Fricze von Buchelde (UBHH 3,2508)
- 1378 Puchilde (RegDomMar 103b (B))
- 1446 Buchilde (SARudolst A c. 344, 345)
- 1506 Buchele (RegSubs 37)
- 1833 Büchel (König 3,8)
Zur Bedeutung des Ortsnamens Büchel:
Dieser Ortsname gehört zu den älteren in Thüringen, denn er ist mit dem Suffix -ithi gebildet, das erst im Verlauf der Jahrhunderte allmählich am Ende des Namens sein -d- verloren hat. Das Element -ithi ist in thüringischen Ortsnamen gut bezeugt, es besagt letztlich, dass das, was im ersten Teil steht, hier vorhanden ist; im Fall von Wehnde also eine Weide, ein Grasplatz.
Es fragt sich dann noch, was im ersten Teil des Namens steht, also etwa Buchil-,denn das dürfte die letztlich erkennbare Form sein, die sich aufgrund des Belegs des 9. Jahrhunderts abzeichnet.
H. Walther dachte an mittelhochdeutsch büechel "Buchecker", was bedeuten würde, dass es hier viele Bucheckern gegeben hat. Nun gibt es aber noch ein anderes Wort, das wahrscheinlich vorzuziehen ist: althochdeutsch buhil, mittelhochdeutsch bühel und, mit Schwund des -h-, mittelniederdeutsch bül ‘Hügel’ (zu diesem Wort s. die ausführliche Behandlung bei H. Ramge, Hess. Flurnamenatlas, Karte 71). Ich habe das vorgezogen (Udolph, -ithi, S. 93): " … nicht eher wie der Wüstungsname Bouhilite (s.o.) zu buhil 'Hügel'?" Der angesprochene Wüstungsname ist in Bayern zu vermuten und wurde ca. 1155 als Bouhilite erwähnt. Hinzu gekommen sind inzwischen noch weitere Ortsnamen, so etwa Bückeltebei Meppen, alt Boclithi, Buclide und Büchold bei Karlstadt/Unterfranken, 788 (Fälschungnach Kopie um 1160) Buhhulidi, 790/802 (Kopie um 1160) Buhhiliden, 9. Jh. (Kopie um 1160) Bûchelede (s. Andraschke, S. 56).
Somit kann Büchel als "Siedlung, Siedlungsstelle am Hügel" verstanden werden. Dabei kann sich die Namengebung, wie die Karte zeigt, nicht nur auf die Lage Büchels am Hang der Lossa beziehen, sondern auf die ringsum liegenden Hügel und Berge, die Büchel von drei Seiten her einschließen.
Literatur
"Die germanisch-frühdeutschen Ortsnamen des Regnitz- und
Obermaingebietes. von der elbgermanischen Landnahme bis zur Merowingerzeit" von J. Andraschke, Haßfurt 2016.
"Ortsnamen, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, Teil 1" von E. Förstemann, Nachdruck Hildesheim usw. 1983, Sp. 527
"Hessischer Flurnamenatlas" von H. Ramge (Hrsg.), Darmstadt 1987
"Die Ortsnamen auf -ithi" von J. Udolph, in: "Probleme der älteren Namenschichten", Heidelberg 1991, S. 85-145
"Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts" von H. Walther, Berlin 1971, S. 285
"Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens" von A. Werneburg, Nachdruck Köln/Wien 1983, S. 33
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag mit Haase und Waage | 30. April 2019 | 11:10 Uhr