Der Redakteur | 06.12.2024 Wieso fallen Schuhe immer unterschiedlich aus?
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06. Dezember 2024, 15:45 Uhr
Die Suche nach dem passenden Schuh kann frustrierend sein. Aus der üblichen Schuhgröße wird's bei einer anderen Marke schnell mal eine Größe größer. Doch warum passen Schuhe oft nicht, obwohl die Größe angeblich stimmt?
Die Schuhgröße müssen Käufer wissen: Sie basiert in der Regel nur auf der Länge des Fußes. Doch Füße sind dreidimensionale Objekte, die auch in Breite und Höhe variieren. Dr. Monika Richter vom Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens erklärt, dass Schuhe auf einem Leisten gefertigt werden - dem stilisierten Modell eines Fußes.
Dieser gibt nicht nur die Länge, sondern auch die Form des späteren Schuhs vor. Die ja zudem auch modisch geprägt ist. Und hier liegt die Herausforderung: Ein Schuh, der in der Länge passt, kann in der Breite oder im Spann zu eng sein. Menschen mit kräftigen Füßen oder hohem Spann haben hier oft das Nachsehen und greifen zu den nächsten Größen.
Normalerweise wäre es ideal, Schuhe in mehreren Weiten pro Länge anzubieten. Aber das ist teuer, da jede Schuhweite komplett neue Werkzeuge und Materialien erfordert.
Dies führt dazu, dass nur wenige Hersteller eine breite Auswahl an Weiten anbieten. Monika Richter und ihre Kollegen haben einmal ermittelt, dass man den Schuh einer bestimmten Länge - also Größe - in acht verschiedenen Weiten anbieten müsste, um etwa 90 Prozent der Menschen zu erreichen, die eben diese Länge brauchen. Da stünden also immer noch zehn Prozent ohne Schuhe da.
Die Lösung: Regionale Unterschiede bei den Fußformen ausnutzen
Interessanterweise sind Fußformen regional geprägt. Die Schuhhersteller vermessen deshalb ihre Zielgruppen, um typische Fußgrößen und -formen zu ermitteln. Im Ergebnis produzieren zum Beispiel skandinavische Hersteller tendenziell breitere Modelle, während Schuhe aus Asien oder Südeuropa oft schmaler ausfallen.
Mit diesem Wissen sollte man gezielt nach Herstellern aus der zum eigenen Fuß passenden Region suchen, wenn man vom "deutschen Durchschnittsfuß" zu weit abweicht.
Das Internet eröffnet neue Möglichkeiten. Früher war es fast unmöglich, Schuhe aus anderen Ländern zu beziehen, heute kann man weltweit nach passenden Modellen suchen.
Monika Richter rät, gezielt nach Marken zu suchen, mit deren Modellen man gute Erfahrungen gemacht hat und diesen Marken möglichst treu zu bleiben. Es sei denn, sie ändern ihre Leisten.
Die Schwieirgkeit einheitlicher Größenstandards
Ein weiteres Problem ist das Fehlen einheitlicher Bezeichnungen. Unterschiedliche Systeme wie das europäische, englische oder US-amerikanische Maß machen es schwer, Schuhe international zu vergleichen. Erstens haben die Größen unterschiedliche Abstände und dann basieren gleich aussehende englische und amerikanische Größen (10, 11, 12) auch noch auf unterschiedlichen Nullpunkten. Also hier gilt nicht einmal 11=11.
Die europäischen Größen basieren auf dem Pariser Stich, das ist eine Maßeinheit in der Schuhindustrie, die um 1800 herum in Frankreich festgelegt wurde. Ein Pariser Stich entspricht 6,66 Millimetern. Also zwischen zwei Schuhgrößen bei uns liegen 6,66 Millimetern. Ein Schuh mit einer Innensohlenlänge von 266,4 Millimetern hätte - geteilt durch 6,66 Millimetern - exakt die Größe 40.
Bei den englischen und amerikanischen Größen liegen zwischen zwei Schuhgrößen wie zum Beispiel zwischen der 10 und der 11 allerdings 1/3 Zoll (etwa 8,46 Millimeter). Das Umrechnen führt am Ende zu so eigenartigen "Größen" wie 43 3/4 , die häufig Sportschuhe zieren.
Das nächste Problem: Man misst in Amerika statt der Innensohle den Leisten. Um dieses Chaos zu beseitigen wurde das sogenannte Mondopoint-System entwickelt, das die Fußlänge in Millimetern angibt, eine Maßeinheit, die in "Zoll-Ländern" aber kaum jemand anwendet. Das Mondopoint-System konnte sich in der Folge außerhalb von Spezialbereichen wie Militär- oder Sicherheitsschuhen nicht durchsetzen.
Eine Umstellung wäre sehr aufwendig. Eben weil man da ja alles hätte komplett umkrempeln müssen.
Zur Erinnerung: Die Amerikaner fiebern nach wie vor bei 98,6 Grad Fahrenheit, eine Umstellung auf Celsius ist undenkbar, so wie bei uns eine Umstellung auf Fahrenheit.
Maßgeschneiderte Schuhe finden durch KI?
Die technologische Entwicklung bietet Hoffnung für die Zukunft der Schuhpassform. Systeme, die 3D-Daten der Füße mit den Maßen von Schuhen abgleichen, könnten die Suche nach passenden Schuhen erheblich vereinfachen. Solche Technologien stecken jedoch noch in den Kinderschuhen. Würde man sich mit dem 3D-Modell der eigenen Füße auf die Suche begeben, könnte die KI in Sekunden passende Paare aus den ebenso vermessenen Schuhen herausfiltern.
Allerdings gibt es da trotzdem noch kleines Problem: Die Gewohnheit. Wer von klein auf die Schuhe eng getragen hat und plötzlich etwas "gesunde Luft" bekommt, der hat das Gefühl, die Schuhe zu verlieren. Umgekehrt sind die Liebhaber ausgelatschter Schuhe mit auf dem Punkt passenden Modellen vielleicht auch nicht zufrieden.
Schuhkäufer werden also weiter probieren müssen. Und wer ausgefallene Fußformen hat, sollte sich zuerst die passende Marke suchen und dann bei seinem persönlichen Leisten bleiben, den der Hersteller ja offenbar zufällig verwendet. Damit wäre man fast schon bei Maßanfertigungen, also Schuhen, die wirklich passen.
MDR (ifl,thk)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 06. Dezember 2024 | 15:45 Uhr
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