Der Redakteur | 19.12.2023 Fanatasielogos und gefährliche Tapetenmuster: Schleichwerbung vermeiden
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19. Dezember 2023, 18:32 Uhr
Warum werden bei Filmen Autologos überklebt? Die Kommissare sitzen im Auto, es geht um Leben und Tod und in der Mitte des Lenkrades ist - nichts. Obwohl da eigentlich ein Stern wäre. Was bringt die Geheimniskrämerei?
Man könnte es sich einfach machen. Wer bezahlt, kommt ins Bild. Das nennt man Produktplatzierungen, das muss transparent gekennzeichnet werden und dann ist das auch in Ordnung. Nicht aber im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen. Hier gelten u.a. für Filme und Serien besonders strenge Regeln.
Neben der Unabhängigkeit ist auch die Vielfalt wichtig, die abgebildet werden muss, erklärt Adrian Paul, Redaktionsleiter Fernsehfilm beim Mitteldeutschen Rundfunk. Wenn nur Autos eines Herstellers präsent durchs Bild rollen, wird selbiges verfälscht.
Aber man erkennt doch das Auto trotzdem
Natürlich erkennt der interessierte Autofreund sofort, in welchem Auto die Kommissare sitzen. Aber es geht auch nicht darum, aus den Autos komplette Erlkönige zu machen, also Autos, die unerkannt unter dem Radar segeln. Aber immer dann, wenn etwas sehr präsent im Bild platziert wird, sei es ein Logo eines Autos, Computers oder das Etikett einer Bierflasche, dann muss eingegriffen werden.
Auch die Klamotten der Darsteller oder Komparsen haben keine sichtbaren Markenlogos. Entweder kommt ziemlich unkreativ ein schwarzer oder grauer Aufkleber drauf oder in der Requisite wird ein Phantasielogo entworfen. Und wenn gegoogelt werden soll, dann gibt es dafür eine Fantasie-Website. Entweder hat diese tatsächlich ein paar Klickfunktionen oder es läuft nur ein Film auf dem Bildschirm ab und der Schauspieler tippt und klickt gar nicht wirklich.
Das mit der Schleichwerbung ist aber nur das eine Problem, das zweite ist der Schutz von Markenrechten. Und nicht jeder Zusammenhang ist immer positiv für die Firma. Ein großer Küchenmesserhersteller würde ganz sicher nicht begeistert sein, wenn sein Messer für einen Mord eingesetzt wird. Das Produkt kauft dann nie wieder jemand.
Tapetenlizenzen sind kein Spaß
Hinzu kommen auch noch urheberrechtliche Probleme. Gemalte oder gedruckte Bilder, Fotos, bestimmte erkennbare Designermöbel oder gar Tapetenmuster sind für bestimmte Anwendungen lizensiert. Für den Verkauf beispielsweise oder für eine Druckauflage von 10.000 Exemplaren. Dass etwas Teil eines Fernsehfilmes wird, hat der Designer aber so nicht lizensiert. Eine solche Situation hatte Adrian Paul auch schon in einer Produktion, dass sich nach der Ausstrahlung eines Films der Tapetendesigner gemeldet hat. Die Tapete hing einfach nur in einer Wohnung, in der gedreht wurde.
Das hat jemand gesehen, der das Muster für den Tapetenhersteller entworfen hat. Der hat sich dann gemeldet und seine Rechte geltend gemacht.
Die Gefahren beim Außendreh
Natürlich tobt das wahre Leben draußen. Und wenn der Kommissar zum Rockkonzert geht, ist es deutlich billiger, ein echtes Konzert zu nutzen und mit kleinem Besteck ein paar Szenen einzufangen, statt ein eigenes Konzert zu veranstalten.
Doch da kommt wieder das Recht am eigenen Bild ins Spiel. Wenn hier fremde Leute größer im Bild erscheinen und nicht nur in der grauen Masse, müssen sie auch gefragt werden. In der Regel steht auf den Tickets, dass man mit Betreten des Geländes oder der Halle mit Bild- und Tonaufnahmen einverstanden ist, aber wenn dort quasi nebenbei auch noch ein Fernsehfilm entsteht, muss das extra bekannt gemacht werden.
Auch bei Dreharbeiten in der Öffentlichkeit, die nicht in so freier Natur erfolgen wie bei Abenteuer in Ostböhmen – vom Adlergebirge nach Königgrätz, sondern wo im Hintergrund Plakate hängen oder Aufkleber mit Parolen kleben, ist Vorsicht geboten. Das muss sich die Außenrequisite genau anschauen, damit es am Set oder hinterher im Schnitt keine bösen Überraschungen gibt. Die können sehr teuer werden – wenn zum Beispiel nachgedreht werden muss, weil Szenen nicht verwendbar sind und die Filmschaffenden schon in alle Himmelsrichtungen verstreut.
Da gehen deshalb vorher Leute von der Außenrequisite hin und schauen: Da wird die Szene stattfinden, das ist der Bildausschnitt, also checken die den gesamten Bereich.
Alles unter Kontrolle - das Studio
Am sichersten sind natürlich Studioaufnahmen. Vor allen Dingen bei Serien lohnt es sich, die komplette Lebenswelt der Protagonisten selbst zu bauen. Bis ins kleinste Detail ist dann alles gestaltet, in der Wohnung, im Büro, im OP oder der Kantine. Dann kann auch nichts passieren. So ist es auch bei den Produktionen von "In aller Freundschaft" in Leipzig und den jungen Ärzten in Erfurt.
Wobei es auch dort Bereiche gibt, die im wahren Leben genutzt werden, zum Beispiel von den Firmen, sie sich im Haus eingemietet haben. Also der eine oder andere Flur oder der Empfangstresen ist auch wirklich so etwas und wenn gedreht wird, gibt’s hausinterne Umleitungen oder verkürzte Wege. Weil der Klinikflur eben doch noch ein bisschen angepasst werden muss, damit die Kamera auch nur das sieht, was sie sehen soll.
Dann wird für die Dreharbeiten abgesperrt und man hat dann Rollwände, die man hinschiebt, damit es aussieht, als sei der Gang dort zu Ende.
Film und Fernsehen ist eben auch viel Illusion. Und es lohnt sich, öfter mal genauer hinzugucken. Was trinkt der da, oder was ist denn das für ein komisches Logo oder süßer Brotaufstrich am Frühstückstisch. Gerade in Zeiten von HD kann man da einige Überraschungen entdecken.
MDR (dvs)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 19. Dezember 2023 | 16:40 Uhr
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