Ein Gänsebraten wird zu einem Festessen serviert.
Viele Menschen essen traditionell zum Weihnachtsfest Gänsebraten mit ihrer Familie. (Symbolbild) Bildrechte: Colourbox.de

Der Redakteur | 22.12.2023 Gans und gar: Warum essen viele zu Weihnachten gern Gänsebraten?

22. Dezember 2023, 15:31 Uhr

Auch wenn so mancher die Ente bevorzugt oder auch mal Wild oder Karpfen – der "Klassiker" ist die Gans und der Tag für den Braten meistens der 25. Dezember. Doch wie kam die Gans zu der "Ehre"?

Legenden gibt es einige. Bei den Römern wurde die Gans verehrt, weil sie bei einem Angriff auf die Stadt 390 v.Chr. Alarm schlugen – die frühen Christen entschieden sich deshalb später für die Gans, auf der Suche nach einer "verehrenden Speise" für das Gotteskind Jesus.

Klug erscheint es aber irgendwie nicht, sich eine erprobte Warneinrichtung feierlich durch den Schlund zu jagen. Bei einer weiteren Legende spielt das weiße Federkleid eine Rolle, das so rein ist. Der triste Weihnachtskarpfen soll irgendwann nicht festlich genug gewesen sein, man hat ein anderes Wassertier gesucht, wäre eine weitere Variante.

Bringt der Gänsebraten Glück?

Und dann ist da noch die englischen Königin Elizabeth I., die soll im 16. Jarhundert bei Tisch gesessen haben, als die gute Nachricht kam, dass die angreifende spanische Armada abgesoffen ist. Auf dem Tisch: ein Gänsebraten.

Diese Erklärung hält Brauchtumsforscher Prof. Dr. Manfred Becker-Huberti für die wahrscheinlichste, denn das Volk hat die Gans als Glücksbringer ausgemacht und sie dann zum Festtagsbraten erklärt.

Gänseessen bringt also Glück und wenn man Weihnachten Gans isst, hat man Weihnachten Glück und im kommenden Jahr.

Prof. Dr. Manfred Becker-Huberti Theologe und Brauchtumsforscher

Solche auslösenden Ereignisse für Bräuche hat es immer wieder gegeben, erklärt Prof. Becker-Huberti und bringt das weiße Brautkleid als Beispiel. Königin Victoria hatte entgegen der bisherigen Tradition ganz in weiß geheiratet. Vorher war es das Schwarz, dass die Leute als trist empfanden und das zur Trauer gehörte. Man nahm eine solche Anregung also dankbar auf. Manchmal wurden aber Legenden auch erfunden.

Eine Portion Gänsekeule mit Rotkraut und Klößen steht auf einem Tisch im Restaurant 7 min
Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jan Woitas
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Die Geschichte der Weihnachtsgans vom Teller der englischen Königin bis auf unsere Teller heute erklärt Theologe und Brauchtumsforscher Prof. Dr. Manfred Becker-Huberti im Interview mit Thomas Becker.

MDR THÜRINGEN - Das Radio Fr 22.12.2023 16:40Uhr 07:23 min

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Legenden als Erklärung für verschiedene Brauchtümer

Fake News als Erklärungsversuch für unerklärbares. Die Martinsgans mit der Geschichte des Heiligen Martin von Tours gehört dazu, der angeblich in seiner Bescheidenheit nicht Bischof werden wollte und sich im Gänsestall versteckt haben soll. Die schnatternden Gänse hätten ihn dann verraten, so die Erzählung. Klingt gut und passt zu dem von ihm gezeichneten Bild, aber die Geschichte entstand erst Jahrhunderte nach der angeblichen Schnatterei, sodass die ganz banale jährliche Steuereintreibung der wahre Grund für die Martinsgans sein dürfte.

Zu Martini musste nämlich von den Bauern die kleine Pacht bezahlt werden an den Gutsherren bzw. Landbesitzer, damals noch in Naturalien. Die Gänse waren schlachtreif und vielfältig nutzbar. Als Braten eben und fürs wärmende Winterbett, denn die hohen Herren schliefen schon unter Federn und Daunen, erklärt Prof. Becker-Huberti, während das Landvolk noch im Stroh übernachtete.

Federn der Martinsganz beliebt als Schreibgerät

Und der dritte Grund, weshalb die Martinsgans so beliebt war in feineren Kreisen: Die Federkiele waren die Kugelschreiber ihrer Zeit und die hohen Herrschaften konnten lesen und schreiben und brauchten Stifte. Während sich die Geschichten und Legenden unterm Volk eher von Mund zu Mund verbreiteten, mit den Ungenauigkeiten und Missverständnissen, die diese Kommunikationsform mit sich bringt.

Da muss nur einer mal etwas quer verstehen und falsch verbinden und dann entstehen solche Geschichten und da es etwas Neues ist, ist es interessant und wird weitererzählt.

Prof. Dr. Manfred Becker-Huberti Theologe und Brauchtumsforscher

Quelle: MDR (jw)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 22. Dezember 2023 | 16:40 Uhr

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