Eine Frau räumt Plastikflaschen in wiederverwendbare Taschen.
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Der Redakteur | 18.03.2024 Was kommt in welche Tonne? - Fehler bei der Mülltrennung

18. März 2024, 20:14 Uhr

Es könnte so einfach sein. Ist es aber nicht. In welche Tonne gehört was - das ist schon in Thüringen nicht einheitlich geregelt. Das liegt daran, dass die Landkreise und kreisfreien Städte zuständig sind.

Alles, was Papier ist, kommt in die Blaue Tonne. Aber dieser Grundsatz wird schon etwas aufgeweicht, wenn es hygienisch bedenklich wird (benutzte Taschentücher, Servietten), wenn die Pommes-Pappschale vor Fett trieft oder der Pizza-Karton durchgeweicht ist.

Der Pizzakarton und die neuen Fisch-Grillschalen aus Papier haben eigentlich gleich zwei Ausschlusskriterien: verschmutzt und beschichtet. Sie sollten deshalb direkt in den Restmüll. Im Gegensatz dazu ist der Fensterumschlag in der Blauen Tonne bestens aufgehoben und das Paketklebeband darf am Karton bleiben.

Im Recyclingprozess werden diese Dinge herausgefischt aus dem großen Wasserbottich, in dem aus Papier und Kartons wieder Fasern werden. Wenn Sie Metallklammern entfernen, erleichtern Sie die Prozesse, es muss aber nicht sein. Nicht in die Blaue Tonne gehören hingegen komplette Aktenordner oder gar Tapete, egal, ob neu oder von der Wand. Und der kleine Kassenzettel kommt nur in die große Blaue Tonne, wenn er den Blauen Umweltengel trägt.

Was kommt in die Gelbe Tonne?

Das Gera und Greiz darf mehr in die Gelbe Tonne als in Jena oder Gotha. Das liegt daran, dass in Thüringen nur der Abfallzweckverband Ostthüringen eine Wertstofftonne hat. Das kostet rund zwei Euro pro Kopf und Jahr und damit ist die Tonne offen für vieles, das "stoffgleich" zu den Verpackungen ist. Also Plastetüte und Plasteschüssel, Aludose und Alu-Backform.

Der Hauptunterschied zwischen Wertstofftonne und Gelber Tonne ist nämlich: Letztere ist eigentlich nur für Verpackungen gedacht. Bedeutet: Im Gegensatz zu den gekauften harten Kunststoffeinsätzen der Blumentöpfe sind die dünnen Pflanztöpfchen und die Schalen, in denen diese im Baumarkt stehen, Verpackungen, deren Entsorgungspreis wir bereits an der Kasse entrichtet haben. Deshalb Gelbe Tonne.

Denn leider erlöst das recycelte Material aus der Gelben Tonne als Rohstoff nicht so viel, wie das Einsammeln, Sortieren und Aufarbeiten kostet. Kommen also zu den Joghurtbechern alte "unbezahlte" Plasteschüsseln hinzu, funktioniert das System nicht mehr.

Deshalb wird mit den zwei Euro Aufschlag in Greiz und Gera die Gelbe Tonne hochgestuft zur Wertstofftonne und damit dürfen dort auch Kaffeekessel, alte Zangen, Schrauben, Rührschüsseln usw. eingeworfen werden. Aber keine Elektrogeräte übrigens, das ist überall gleich: Handel oder Wertstoffhof!

Der "intelligente Fehlwurf"

Dietmar Lübcke ist Geschäftsleiter des Abfallwirtschaftszweckverbandes Ostthüringen und ein großer Fan der Wertstofftonne. Durch sie bekomme auch der Kleiderbügel die Chance auf ein zweites Leben, sagt Dietmar Lübcke und erzählt seine Lieblingsgeschichte. Wer in Jena oder Gera ein Kleidchen kauft und den Bügel mitbekommt, hat damit einen Verpackungsgegenstand erworben, der - wenn zerbrochen - in der Gelben Tonne zu entsorgen ist. So weit, so gleich. Nun gibt es diese identischen Bügel aber auch als 10er-Pack zu kaufen. Diese sind dann aber keine Verpackung mehr, sondern ein gekauftes Produkt. Damit trennen sich die Entsorgungswege der Bügel von Gera und Jena.

Sollten diese gekauften Bügel kaputt gehen, dürften sie in Gera in die gelbe Wertstofftonne, in Jena müssen sie in die Restmülltonne. Das ist verrückt.

Dietmar Lübcke, Geschäftsleiter des Abfallwirtschaftszweckverbandes Ostthüringen

Nun handelt der Jenaer natürlich in guter Absicht, weil er dem Material des defekten Bügels ein zweites Leben ermöglichen will. Deshalb wird in Fachkreisen von einem "intelligenten Fehlwurf" gesprochen, wenn der Bügel in der Gelben Tonne landet. Als unverschämt dämlichen Fehlwurf darf man hingegen die Windel bezeichnen, die in der Gelben Tonne gelandet ist. Viel zu oft übrigens, wie auch Kloschüsseln oder Abflussrohre. Nur mal so: In den Sortieranlagen, zum Beispiel in Untitz bei Gera, arbeiten Menschen, die die Systeme überwachen und zwar direkt an den Bändern.

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Und noch etwas passiert in den Anlagen in Untitz: Dort treffen sich die Inhalte der Geraer Wertstofftonne und der Gelben Tonne aus Jena, was den eifrigen Mülltrenner etwas ratlos zurücklässt. Bedeutet: An den Systemen der Sortieranlagen liegt es nicht, dass wir kaum Wertstofftonnen haben. In Greiz und Gera kommen jedenfalls 7 Kilo pro Jahr und Bürger zusammen an stoffgleichen Dingen wie Topf und Schüssel. Das haben Dietmar Lübcke und seine Kollegen ermittelt. Und der trommelt deshalb seit 2011 eifrig für die Wertstofftonne in ganz Thüringen.

Weil es das Entsorgen auch einfacher macht. Zuständig wären jeweils die Abgeordneten der anderen Städte und Kreise, die die Abfallsatzungen ändern und auch die Höhe des Aufschlags auf die Müllgebühren beschließen müssten. Vielleicht ist das das Problem. Dietmar Lübcke empfindet das jedenfalls als fairere Lösung, im Vergleich zu den angeblich doch so "intelligenten" Fehlwürfen.

MDR (dvs/jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 18. März 2024 | 16:40 Uhr

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