Sonderführung Was Sie schon immer von uns wissen wollten
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07. August 2024, 08:00 Uhr
Inhalt des Artikels:
Um im Gespräch zu bleiben, gibt es viele Kontaktmöglichkeiten - etwa das kostenlose Service-Telefon, die MDR-fragt-Community oder den Redakteur für Hörerfragen, der übers Jahr Themenanregungen der Hörer aufgreift. In den Sommermonaten vor der Landtagswahl erweitern wir unsere Kontaktangebote und öffnen unsere Türen.
Thomas Becker, bekannt aus der Hörfunk-Rubrik "Der Redakteur", lud Sie an fünf Terminen ins MDR-Landesfunkhaus nach Erfurt ein.
Sie fragen - wir antworten
Einmal dort stehen, wo der Morgenhahn das Land weckt, wo Sina Waage, Matthias Haase oder Marko Ramm täglich senden. Und Sie haben Fragen mitgebracht, die Ihnen schon lange unter den Nägeln brennen: Wer legt fest, was der Moderator sagt? Wer schreibt das? Wer sucht die Musik aus? Warum sendet ihr englischsprachige Oldies und nicht Peter Alexander? Und was haben eure Musikredakteure gegen AC/DC?
Tatsächlich haben die Musikredakteure nichts dagegen, aber deren Geschmäcker sind überraschenderweise auch nicht ausschlaggebend für unser Programm. Unter den Kollegen gibt es genauso Operettenfreunde oder Metal-Fans wie im Querschnitt der Bevölkerung.
Ein Radioprogramm, das musikalisch keine Sparte bedient, muss immer einen Kompromiss finden, mit dem möglichst viele Menschen gut leben können. Die Kombination aus Oldies - mittlerweile bis hinein in die 1980er-Jahre - und regionalen Informationen hat sich für die Zielgruppe um die 60 Jahre als optimal erwiesen. Die Musiktitel werden regelmäßig empirisch getestet. Titel, die hier durchfallen, haben es schwer, trotzdem ins Programm zu kommen.
Wer schreibt euch eigentlich vor, was ihr senden dürft?
Ein Schwerpunkt in den Diskussionen mit Hörfunkchef Jens Christof, MDR THÜRINGEN-Redakteur Thomas Becker und anderen Kollegen vom Radio, Fernsehen und Online ist die Meinungsfreiheit. Darf man eigentlich noch "alles" sagen? Wer gibt euch Medien eigentlich vor, was ihr zu senden habt? Die Landesregierung oder nicht doch gleich das Kanzleramt?
Man kann es als Ignoranz oder Geringschätzung ansehen, aber schon Frau Merkel hat sich 16 Jahre lang herzlich wenig darum geschert, was MDR THÜRINGEN so treibt. Olaf Scholz kümmert sich auch nicht.
Die Politiker in Thüringen haben hingegen schon eher Interesse an unseren Themen und Sendungen. Die Pressestellen der Parteien und Fraktionen kennen auch die Mailadressen unserer "Sammelbecken". Dort landen Presseinformationen aus ganz Thüringen und darüber hinaus. Und zwar aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur, Polizei und Justiz oder der Gesellschaft bis zum Thüringer Vereinswesen.
Diese Informationen werden gesichtet und gewichtet. Was ist relevant, was ist neu, was ist "nur" eine kleine Regionalmeldung? Was ist ein Veranstaltungstipp, was ein netter Versuch, Werbung zu platzieren, was ist eine thüringenweit relevante Nachrichtenmeldung. Was bedarf einer kleineren oder größeren Recherche?
Für bildstarke Themen interessieren sich das Fernsehen und die Online-Redaktion. Ein Thema mit Unterhaltungswert und Morgen-Affinität könnte eher bei unserem Kollegen Johannes in der Radiosendung landen oder bei den Online-Kollegen, die Social-Media-Kanäle betreuen.
Vorschriften gibt es nur durch den Programmauftrag, den der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat, und dazu gehört, journalistische Standards einzuhalten. Mit diesem Ansatz gehen wir auch die Themen an, die unsere Besucher mitbringen. Die Gefahr durch künstliche Intelligenz und wie diese minimiert werden, wird deshalb genauso zum Thema werden wie der nicht barrierefreie Bahnhof von Großheringen oder die vielen Baustellen in Erfurt.
Wo ist eigentlich meine Meinung?
Meinungsfreiheit ist schnell eingefordert in diesen Tagen, doch wenn es konkret wird und das rote Licht des Mikrofons aufleuchtet im Studio, dann ist es ein bisschen wie in der Schule. Nur wenige melden sich sofort und freiwillig. Das ändert sich im Laufe der Diskussionen des Nachmittags oder des Abends und das hat etwas mit Vertrauen zu tun, das in diesen Tagen überraschend schnell entsteht.
Gegenläufig werden viele Vorurteile abgebaut. Dass die Renten zu gering sind, darüber ist schnell Konsens, ebenso darüber, dass das Geld auch erwirtschaftet werden muss. Und schon sind wir mitten in einer Gelddiskussion. Jeder bringt seine persönliche Präferenz ein und am Ende erscheinen Mittelwege sinnvoll, damit irgendwie alle etwas abbekommen.
Klingt sehr nach Demokratie und Kompromiss, mit dem sich die Gesellschaft wohl aktuell ein wenig schwer tut. Umso wichtiger ist es, ins Gespräch zu kommen und im Gespräch zu bleiben.
MDR (dvs,thk)