Karneval hat eine lange Tradition. Mit dem Begriff "Fastnacht" nähern wir uns der Frage an. Fastnacht ist quasi der Vorabend vor Aschermittwoch - das Reinfeiern in die Fastenzeit.

Doch dieser einstige Start-Termin ist es auch schon lange nicht mehr, sagt der Theologe und Brauchtumsforscher Prof. Manfred Becker-Huberti.

Traditionell markierte eigentlich der 6. Januar den Auftakt der Fastnacht. Der Dreikönigstag war in Köln ein wichtiger Wallfahrtstag, an dem Gläubige die Reliquien der Heiligen Drei Könige verehrten. Aber man verkleidete sich auch, es gab Maskenbälle.

Damit verbunden war ein festliches Mahl mit einem besonderen Brauch: In einem Königskuchen war eine Münze oder Bohne versteckt. Wer das besondere Stück erwischte, musste nicht etwa zum Zahnarzt, sondern in den folgenden Tagen einen Maskenball ausrichten - und damit begann die Fastnacht in geschlossenen Räumen.

Dass heute der 11. November als großer Karnevalsauftakt daherkommt, ist historisch betrachtet ein vergleichsweise junges Phänomen. Erst zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde der Termin eingeführt. Die Zahl Elf hatte schon immer eine besondere Bedeutung als Narrenzahl - sie übersteigt die göttliche Ordnung der Zehn und steht für das Überschreiten von Regeln.

Dazu gehörte ganz offensichtlich auch die Geschichte mit dem Dreikönigstag als Startpunkt, die so langsam in Vergessenheit geriet. Ohnehin hat Ausweitung der Karnevalszeit Methode, die sich über Jahrhunderte entwickelt hat. Ursprünglich war die Fastnacht auf den Dienstag vor Aschermittwoch beschränkt.

Doch mit der Zeit wuchs die Feierlust. So kamen immer mehr närrische Tage hinzu: Rosenmontag, Weiberfastnacht und schließlich die gesamte Zeit ab dem 6. Januar. Der Grund dafür ist einfach: Wenn etwas Freude bereitet, will man mehr davon, erklärt Prof. Becker-Huberti.

Zudem hatte die Fastnacht einst auch eine praktische Funktion. Motto: "Alles muss raus!" Sie diente schlicht dazu, Lebensmittel zu verbrauchen, die während der Fastenzeit verboten waren.

Auch der Fette Donnerstag, auch Schmotziger Donnerstag ("schmotzig" bedeutet fettig im Alemannischen) oder Unsinniger Donnerstag genannt, hat ähnliche Hintergründe und fällt mit Weiberfastnacht auf einen Tag. Gefeiert wird er besonders im Rheinland und in Süddeutschland, aber auch in Polen und im thüringischen Eichsfeld. Der Name kommt tatsächlich daher, dass an diesem Tag traditionell besonders fetthaltige Speisen gegessen wurden. In vielen Regionen werden an diesem Tag Schweine geschlachtet und es gibt deftige Gerichte, Speck, Wurst und Schmalzgebäck.

Auch das Ende der Fastenzeit ist ein Gemisch aus Religion, Tradition und praktischen Erwägungen. Zwar ist das Lamm ein zentrales Symbol des Christentums, so wird Jesus in der Bibel als das "Lamm Gottes" bezeichnet, das für die Sünden der Welt geopfert wurde, aber Lämmer waren Ostern als Braten auch verfügbar.

Im Frühjahr kamen die ersten Lämmer zur Welt. Die Tiere, die man zur Zucht nicht brauchte, wurden geschlachtet. Auch die Hühner wussten nichts von der Fastenzeit nebst Eier-Verbot und legten fleißig weiter. Wegwerfen war keine Option und Eier hielten sich gekocht länger als roh, fertig war die Tradition mit dem hartgekochten Osterei.