Geburtstag Sandmann-Ausstellung in Bernburg zeigt 65 Jahre Fernsehgeschichte
Hauptinhalt
22. November 2024, 10:10 Uhr
Mit 65 Jahren ist "Unser Sandmännchen" am Freitag so alt geworden, dass es eigentlich in Rente gehen könnte. Doch das steht – trotz verlässlicher und fleißiger Arbeit – zum Glück noch nicht an. Es geht weiter mit dem Abendgruß für Kinder, auch wenn er sich mit den Jahren immer wieder verändert hat. Wie, das zeigt ab sofort eine Ausstellung im Museum Schloss Bernburg.
- Das Sandmännchen ist seit 65 Jahren für viele Kinder tägliches Ritual.
- Die Ausstellung in Bernburg zeigt, wie liebevoll und aufwendig die Filme gestaltet wurden.
- In der DDR ideologisch geprägt, ist es heute noch näher an die Lebenswelt der Kinder gerückt.
Als am 22. November 1959 das Sandmännchen das erste Mal im Deutschen Fernsehfunk lief, war nicht abzusehen, dass es auch 65 Jahre später noch ausgestrahlt werden würde. Doch das gemeinsame Anschauen wurde in vielen Familien zur allabendlichen Tradition: Um kurz vor 19 Uhr ertönt die Sandmann-Melodie und ein sympathischer älterer Herr mit rotem Gewand und Knopfaugen lädt zum Abendgruß. Ein kurzer Trickfilm nur – doch mit großer Wirkung.
"Es ist diese Zuverlässigkeit, dass man wirklich 65 Jahre eine Kindersendung hat, die jeden Abend läuft und Heiterkeit und Ruhe ausstrahlt", sagt Christiane Heinevetter, Direktorin im Museum Schloss Bernburg. Dieser Ruhepol bringt so viel Geschichte mit sich, dass sich die Direktorin für eine Sandmännchen-Ausstellung in ihrem Museum stark gemacht hat, anlässlich des stolzen 65. Geburtstags.
Es ist diese Zuverlässigkeit, dass man wirklich 65 Jahre eine Kindersendung hat, die jeden Abend läuft und Heiterkeit und Ruhe ausstrahlt.
Ausstellung in Bernburg zeigt ausgewählte Exponate aus Sandmännchen-Archiv
Die Schau "Sandmännchens wunderbare Traumwelt" präsentiert in zwei Räumen 65 Jahre Fernsehgeschichte – erzählt anhand vieler kleiner Details. Sandmännchen-Puppen sind dabei, extra angefertigte Kleidung und natürlich auch kleine Fernseher und Fahrzeuge. Eine Rakete beispielsweise, so gebaut, dass für Mütze und Sandsäckchen genug Platz ist. Bei der Auswahl der Gegenstände, die aus dem großen Sandmännchen-Archiv des rbb nach Bernburg gebracht wurden, hat die Museumsdirektorin Christiane Heinevetter auf den regionalen Bezug geachtet.
Wir haben geschaut, was inhaltlich gut nach Bernburg passen würde.
Das Team habe geschaut, was inhaltlich gut nach Bernburg passen würde, erzählt Heinevetter. "Bei den Fahrzeugen haben wir uns dafür entschieden, etwas zu nehmen, das in Bernburg auch ein Äquivalent hat: zum Beispiel die Fähre oder auch die Mähdrescher." Außerdem geht es im Museum Schloss Bernburg darum, die Entwicklung des Sandmännchens zu zeigen, sowohl anhand der Puppen, als auch in den Produktionsbedingungen.
Es sind etwa Bilder aus dem alten Studio zu sehen, wo akribisch Landschaften mit Eisenbahnen und Tieren aufgebaut wurden, um eine möglichst lebendige Kulisse zu gestalten. Leidenschaft mit Aufwand: Für eine Sekunde Trickfilm brauchte man 25 Bilder. Und an einem Sandmännchen-Film waren etwa 15 Leute beteiligt.
In der DDR ideologisch geprägt
Das ursprüngliche Ost-Sandmännchen der DDR war ideologisch geprägt. Etwa reiste es in sozialistische Länder oder stellte die Arbeitswelt in der DDR dar. "Nicht umsonst hat man immer das Gefühl, dass das Sandmännchen irgendwie alles kann", sagt Christiane Heinevetter. "Alles fahren, alles bewegen. Das war so typisch, dass das zu dieser Welt gehörte. Das Sandmännchen war auch ein Repräsentant für die DDR."
Nach der Wende hat sich das Ost-Sandmännchen dennoch durchgesetzt – es war bei den Kindern beliebter als das parallel entstande West-Sandmännchen. Die Ideologie verschwand aus dem Kinderfernsehen, doch auch heute nimmt es ab und zu gesellschaftliche Themen auf. Zum Beispiel Nachhaltigkeit: Im vergangenen Jahr gewann das Sandmännchen einen Grimme-Preis, mit einer Folge, in dem das Sandmännchen in einem Recycling-Fahrzeug unterwegs ist.
Kinder lieben das Sandmännchen
Die Schau verdeutlicht, wie nah das Sandmännchen immer an den Kindern gewesen ist. Bürgerinnen und Bürger haben dem Bernburger Museum Erinnerungsstücke aus 65 Jahren zur Verfügung gestellt: von Puppen bis zur Sandmann-Bettwäsche. Es gibt zahlreiche Erinnerungen, gerade weil mit dem Sandmann eben auch ein Ritual verknüpft ist.
Das Kind hat eine besondere Verantwortung, wenn es das Sandmännchen als Gast empfängt.
Eine Konstante beim Sandmännchen: Die Kinder werden ernst genommen. Denn als Gastgeber komme ihnen eine besondere Verantwortung zu, betont Christiane Heinevetter: "Das Sandmännchen kommt an. Man sucht sich zusammen einen Ort und dann wird der Abendgruß auf irgendeiner Fläche geschaut." Mittlerweile ist aus dem Fernseher auch manchmal eine Leinwand oder ein Tablet geworden. Der Schlafsand aber ist geblieben.
Quelle: MDR KULTUR (Carolin Büscher); redaktionelle Bearbeitung: cbue, td, lk
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 22. November 2024 | 12:40 Uhr