Etwas mehr als zwei Wochen sind vergangen – und allmählich wirkt es real: Die deutsche Nationalmannschaft hat Gold bei der WM gewonnen.
Was dieser historische Titel bedeutet und was sich ändern muss, damit der Basketball in Deutschland daraus einen Nutzen ziehen kann, ist Thema der neuen Folge von "Ostball".
Folge 18 von "Ostball" in der Übersicht:
Das Thema
Deutschland ist Basketball-Weltmeister! Das hat es noch nie zuvor gegeben. Und mit Andreas Obst aus Halle und Johannes Voigtmann aus Eisenach waren sogar zwei Nationalspieler aus dem Osten als Leistungsträger dabei.
Basketball-Deutschland jubelt. Ganz Sport-Deutschland jubelt. Doch: Was bleibt von diesem historischen Triumph? Wie kann die Sportart einen nachhaltigen Nutzen aus dem Titelgewinn ziehen?
Die Gäste
Frank Buschmann war früher selbst Basketball-Profi, hat die deutsche Nationalmannschaft als Kommentator vor allem während der Ära von Dirk Nowitzki verfolgt. Zur Entwicklung des Basketballs in Deutschland und der medialen Zukunft hat Buschmann eine klare Meinung.
Basketball-Journalist André Voigt hat die deutsche Nationalmannschaft während der Weltmeisterschaft eng begleitet. Im Podcast spricht Voigt über die Bedeutung des historischen Titelgewinns und Belastungen für die Vereine ob des zu erwartenden Ansturms an Kindern und Jugendlichen.
Marcus Zawatzki ist Sektionsleiter beim USV Halle, dem Heimatverein von Weltmeister Andreas Obst. Er erklärt, welche Strukturen geschaffen werden müssen, um den nächsten Andreas Obst zu entwickeln – und woran es noch krankt.
Das bestätigt auch Tino Stumpf, früher Trainer von Weltmeister Johannes Voigtmann aus Eisenach und nun Landestrainer Thüringens. Zwei Haupt-Probleme gibt es aus seiner Sicht: fehlende Hallenzeiten und kaum Trainer, ganz gleich ob ehrenamtlich oder hauptamtlich.
Über fehlende Bereitschaft zur Ehrenamtlichkeit spricht auch Carsten Straube. Der Vorsitzende des Basketball-Verbandes Sachsen-Anhalt und internationale Top-Schiedsrichter regt außerdem Veränderungen im Fördersystem an.
Martin Geissler, der Geschäftsführer des Erstligisten Syntainics MBC aus Weißenfels, erklärt indes, welchen Fokus Liga und Verband bei ihrer Weiterentwicklung in den kommenden Jahren legen wollen.
Die spannendsten Aussagen
Frank Buschmann sagt: "Müssen wir nicht realistisch bleiben? Müssen wir nicht den Finger in die Wunde stecken? Müssen wir nicht ein paar Leute wecken? Müssen wir nicht dafür sorgen, dass die Zuschauer dran bleiben? Müssen wir nicht dafür sorgen, dass die Kids wirklich in die Halle gehen? Es reicht doch nicht, immer nur mit dem Finger auf andere zu zeigen. Ich führe diesen Kampf seit 30 Jahren. Es ist schwierig." (ab Minute 39:00)
André Voigt sagt: "Es ist toll, dass Deutschland jetzt Weltmeister ist. Aber für mich ist das Wichtigste nicht, dass irgendwelche Sponsoren jetzt einen Bundesliga-Verein unterstützen, sondern es sind die Kinder, die Basketball spielen. Für mich geht es ehrlich gesagt nur darum. Weil das das einzig Nachhaltige ist, was aus so einem WM-Titel entsteht." (ab Minute 50:30)
Carsten Straube sagt: "Wir freuen uns natürlich, dass wir einen Hallenser haben, der Weltmeister geworden ist. Aber wenn wir das auf die Sportförderung runterbrechen, hat das für uns zwar ideelen, aber keinen finanziellen Wert." (ab Minute 24:00)
Tino Stumpf sagt: "Wir müssen von der Politik und den Kommunen gerade bezüglich der Hallen-Thematik jetzt Anstrengungen einfordern." (ab Minute 11:10)
Marcus Zawatzki sagt: "Wir müssen uns ehrlich in die Augen schauen und sagen: Die Strukturen, um einen Andi Obst in Sachsen-Anhalt bis zum Profi zu entwickeln, haben wir auch jetzt noch nicht." (ab Minute 55:10)
Martin Geissler sagt: "Es wäre der falsche Weg, wenn wir uns jetzt auf dem WM-Erfolg ausruhen würden – so, wie es andere Sportarten in der Vergangenheit getan haben." (ab Minute 56:40)
Produziert wird der Podcast von Daniel George und Julien Bremer. Ihr erreicht Daniel George über Twitter, Instagram oder per Mail an ostball@mdr.de. Die Facebook-Gruppe zum Podcast findet ihr hier.