Über die Arbeit als Rechtsmedizinierin: ab 00:03:41 Minuten
Früher hat sich die Rechtsmedizin vor allem mit Verstorbenen beschäftigt. Im Laufe der Zeit hat sich ein Wandel dargestellt, dass man zunehmend auch lebende Menschen untersucht und überprüft, ob Straftaten für die Verletzungen die Ursache waren. Für Katja Jachau war es Alltag, in ihrem Job, auch lebende Kinder zu untersuchen.
Als Rechtsmedizinerin ging es für Jachau weniger um die "Heilung" der Menschen, sondern darum, die Ursachen für die Verletzungen herauszufinden und bei Kindern darum, zu prüfen, ob im jeweiligen Fall eine Kindeswohlgefährdung vorliegt.
In größeren Städten und Ballungszentren klappt die Zusammenarbeit zwischen Rechtsmedizin und den anderen beteiligten Einrichtungen gut, sodass die Kinder bei Jachau und ihren Kolleginnen und Kollegen untersucht werden konnten. In den ländlichen Regionen war das ihrer Erfahrung nach deutlich seltener der Fall.
Über die verschiedenen Arten von Gewalt an Kindern: ab 00:14:52 Minuten
Im Umgang mit Kindern gab es für Jachau verschiedene Szenarien: Entweder die Verletzung passte nicht mit der Erzählung der Eltern oder anderer Erziehungsberechtigter zusammen oder die jeweiligen Verantwortlichen haben nichts von der Verletzung mitbekommen.
Außerdem unterschieden sich die Fälle auch zwischen Misshandlungen am Kind, durch z.B. Gewaltanwendungen oder Vernachlässigungen durch z.B. Unter- oder Fehlernährung. Jachau spricht in diesem Zusammenhang von den "vergessenen Kindern der Wohlstandsgesellschaft".
Über Zeit und Feingefühl bei der Untersuchung von Kindern - ab 00:26:57 Minuten
Für die Kinder sind solche Untersuchungen meist absolute Ausnahmesituationen, weshalb der Umgang von ärztlicher Seite viel Feingefühl erfordert. Außerdem ist es für Jachau wichtig, dass die Erziehungsberechtigten bzw. -verantwortlichen mit einbezogen werden.
Wenn der Verdacht im Raum steht, dass diese allerdings für die Verletzungen verantwortlich sind und die Untersuchungen am Kind ablehnen, bestand für Jachau und ihr Team die Möglichkeit, über das Jugendamt eine Pflegschaft zu bestellen, die für die gesundheitlichen Aspekte der Vormund für das Kind ist.
Nach Jachaus Erfahrungen sind häufig die engsten Bezugspersonen des Kindes verantwortlich für die Verletzungen.
über das Phänomen der „Schüttelbabys" ab 00:38:24 Minuten
Das Schütteln von Babys resultiert in der Regel aus einer Überforderungssituation der Eltern. Auch wenn das Kind das Schütteln überlebt und im weiteren Verlauf symptomlos ist, hat es immer langfristige Konsequenzen für das Kind. Dass Schütteln ohne Folgen für das Kind bleibt, gibt es nach Jachaus Einschätzungen nicht.
Denn durch das Schütteln schlägt das Hirn gegen den Schädel, was zu Blutungen und erhöhtem Hirndruck führt. Das wiederum kann verschiedene Folgen für das Kind haben, wie zum Beispiel Sehstörungen oder weitere Probleme in der motorischen und geistigen Entwicklung.
Über Folgen aus ihrer Arbeit: ab 00:51:52 Minuten
Auch wenn das Gutachten aus der Rechtsmedizin eindeutig ist, führt das nicht immer zu strafrechtlichen Konsequenzen für die Erziehungsberechtigten. Wenn z.B. Eltern sich gegenseitig in Schutz nehmen oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Kompetenz fehlt, um die Gutachten richtig einzuordnen, hat solches Verhalten keine oder kaum Folgen.