Auszeichnung Dresdner Student Ole Hübner bekommt Deutschen Musikautorenpreis der GEMA
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24. März 2022, 15:30 Uhr
Am Abend des 24. März verleiht die GEMA in Berlin zum 13. Mal den Deutschen Musikautorenpreis und ehrt damit herausragende Textdichterinnen und -dichter sowie Komponistinnen und Komponisten. In der Kategorie Nachwuchs wird unter anderem ein Student der Meisterklasse der Dresdner Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber" ausgezeichnet. Der Komponist Ole Hübner ist ein aufstrebendes Talent, für den die Komposition immer ein roter Faden seines Lebens war, wie er selbst sagt. Wir stellen den Preisträger vor.
Nichts scheint unmöglich in der Klangwelt von Ole Hübner. Der junge Komponist begibt sich für seine Werke auf Klangrecherche in seiner Umgebung. Das können Geräusche aus der Natur sein oder aus dem alltäglichen Leben. Da kommen in einer Komposition dann auch mal von der Decke hängende Industriegebläse zum Einsatz, die in einer Art chaotischem Tanz immer wieder neue, unvorhersehbare Sounds erzeugen. Er experimentiert aber auch mit ganz konventionellen Instrumenten.
Für mich ist eine zentrale Fragestellung: Welche Klänge bekomme ich aus einem Instrument, wenn ich nicht wüsste, was man mit dem Instrument normalerweise macht.
Komponieren als roter Faden
Wie selbstverständlich werden Streichinstrumente in seinen Kompositionen auch mal mit einem Schneebesen statt mit dem Bogen gespielt. "Ich habe letztes Jahr ein Streichquartett komponiert. Dafür habe ich mir – wirklich als totaler Nichtstreicher – eine billige Geige gekauft und gesagt, ich verwende ausschließlich Klänge, die ich selber auf einer Geige erzeugen kann."
Instrumente, die Ole Hübner von klein auf beherrscht sind hingegen Trompete, Klavier und Orgel. Es gab Zeiten, in denen er sogar über ein Orgelstudium nachgedacht hat. Komponiert hat schon seit er Noten lesen konnte: "Komposition war für mich immer der rote Faden. Das Trompete spielen hat mir mal mehr, mal weniger Spaß gemacht und auch mit der Orgel gab es Hochs und Tiefs. Aber das Komponieren hat sich eigentlich immer durchgezogen."
Vom Komponieren zum Theater
Mit 14 Jahren hatte der heute 28-Jährige dann das große Glück, wie er selbst sagt, Benjamin Lang als Kompositionslehrer zu bekommen. Mit ihm habe er sich Kenntnisse im Bereich der Neuen Musik angeeignet und systematisiert. "In diesem Frühstudium an der Musikhochschule in Hannover war dann schon klar, dass ich dann auch ein Kompositionsstudium anschließen werde," so der Komponist.
In Köln absolvierte er 2015 seinen Bachelor in Komposition. Für den Master wechselte er das Metier und ging nach Gießen ans Institut für angewandte Theaterwissenschaft, wo er unter anderem bei Heiner Goebbels studierte. Für Ole Hübner eine inspirierende und prägende Zeit, speziell auch mit Blick auf die Arbeit in künstlerischen Kollektiven. Dieser Ansatz ist seither bestimmend für seine Stücke, vor allem in denen seines Ensembles "the paranormal queer group":
"Es gibt zwar Stücke, wo der Klang etwas wichtiger ist oder wo es eher um die Rauminstallation geht. Dann gibt es wieder andere Stücke, die sind eher textbasiert. Dennoch: Ausgangspunkt ist erstmal, dass es keine vorgegebene Rangordnung gibt. Das heißt, wir treten nie auf als ein Komponist, ein Szenograf und eine Dramaturgin, sondern immer als ein Kollektiv, in dem alle drei immer mit allen Bestandteilen aktiv Kontakt haben und wo eine radikale Hierarchielosigkeit herrscht," erläutert Ole Hübner.
Klangräume mit Videokunst und Texten
Das Ergebnis sind Werke, die sich zwischen neuem Musiktheater, partzipativer Performance und Installation bewegen. Ole Hübner kombiniert darin instrumentale, vokale und elektronische Klangräume und bezieht Videokunst und Texte ein. Speziell diese genre-übergreifende Arbeitsweise würdigten denn auch die Jurorinnen und Juroren des GEMA-Nachwuchspreises als bereichernd für die Neue Musik.
Ole Hübner ist mit Sicherheit einer der profiliertesten Komponisten seiner Generation im Moment.
Zusammenhänge schaffen
Vor allem die Art, wie sein junger Kollege Klangwelten zu erweitern versucht, etwa mit einer Bürste auf einem Streichinstrument, hebt Manos Tsangaris, der auch Laudator für den GEMA-Preis ist, hervor: "Das Entscheidende ist das Dazwischen, die Kontextualisierung. Es geht darum in welchem Zusammenhang Materialien verwendet werden. Das Kriterium ist, dass es kein Selbstzweck ist und kein Aha-Effekt, sondern dass damit wirklich gearbeitet und komponiert wird. Genau das betreibt Ole Hübner sehr gut und sehr ausgiebig."
Insofern ist der Preis aus seiner Sicht eine verdiente Auszeichnung für Ole Hübner, über die sich vor allem der Preisträger – der Komponist Ole Hübner – selbst freut.
Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | MDR KLASSIK am Morgen | 24. März 2022 | 09:10 Uhr