Chursächsische Philharmonie Wie ein Düsseldorfer das Orchester in Bad Elster vor dem Aus rettete
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21. September 2020, 06:00 Uhr
Als Florian Merz mit 24 Jahren aus Düsseldorf in das kleine Bad Elster kam, stand es um das Orchester schlecht. Doch seine Geschichte beindruckte ihn so sehr, dass er sich entschied dafür zu kämpfen.
„Mein Auftrag war es ursprünglich hier, innerhalb von fünf Monaten das Licht auszumachen“, erinnert sich Generalmusikdirektor und Dirigent Florian Merz. Damals kam er aus Düsseldorf nach Bad Elster und sollte zunächst dort das Orchester abwickeln. „Ich habe aber gemerkt, dass hier eine große Tradition ist.“
Damit meint Florian Merz die etwa 200 Jahre alte Orchestergeschichte in dem vogtländischen Kurort. Zur Unterhaltung der Gäste in den Heilbädern entstand ein kleines Orchester, das später zur „Königlichen Badekapelle“ wurde. Merz erkannte seine Besonderheit. Statt es zu schließen, legte der damals erst 24-Jährige ein neues Konzept mit einer Veranstaltungsgesellschaft und einem Förderverein vor. Die neue Chursächsische Philharmonie war geboren.
Sachsen hat 30 Prozent der Orchester-Planstellen verloren
Keine gewöhnliche Geschichte eines Orchesters in Sachsen, denn anderorts waren Orchester von Schließungen und Fusionen bedroht. Laut der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) war die Anzahl der Planstellen damals im Sinkflug. Von den knapp 1700 Stellen in öffentlichen Orchestern sind heute nur noch etwa 1200 da. Damit hat Sachsen fast 30 Prozent seiner Orchesterstellen eingebüßt. In Thüringen sind es 40 in Sachsen-Anhalt sogar etwas mehr als 50 Prozent.
Von dieser Entwicklung blieb auch das Orchester von Florian Merz nicht verschont. Von 36 Stellen aus dem Jahr 1992 blieben 2000 nur zehn übrig. Danach hört die Chursächsische Philharmonie im Datensatz der DOV ganz auf zu existieren. Trotzdem wurde das Orchester nicht aufgelöst. Als Projektorchester bleibt es bis heute lebendig.
"Totale Provinz, aber nicht provinziell"
Fünf dauerhaft festangestellte Musiker werden über die Vogtland Philharmonie in Greiz und Reichenbach beschäftigt. Sie bilden ein kleines Kammerorchester. Bei größeren Veranstaltungen bucht die Chursächsische Philharmonie dann Musiker und Orchester dazu, immer passend zum Programm. Werke werden mit historischen Instrumenten aufgeführt und mit der gleichen Zusammensetzung eines Orchesters, wie es zur Zeit des jeweiligen Komponisten üblich war.
Ein Konzept, das offenbar gut funktioniert. Besucherzahlen und Einnahmen steigen von Jahr zu Jahr, erzählt Florian Merz. „Wir sind hier im Vogtland natürlich in der totalen Provinz, aber nicht provinziell“, sagt Merz. Der Spirit der Geschichte des Instrumentenbaus im Vogtland halte das musikalische Interesse der Leute hier wach.
Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | MDR KLASSIK | 21. September 2020 | 08:15 Uhr