Album der Woche Andrea Molteni – Scarlatti: Sonaten
Hauptinhalt
15. Februar 2022, 17:37 Uhr
Der italienische Pianist Andrea Molteni hat sich einigen Sonaten von Domenico Scarlatti angenommen. Der junge Mann vom Comer See überzeugt mit hoher Fingerfertigkeit, gepaart mit einem lichten und geradezu cembalohaften Anschlag.
Domenico Scarlatti galt als einer der ersten echten Tastenlöwen – und das zu einer Zeit, als es noch gar kein Klavier im heutigen Sinne gab. Cembalo und Chlavichord waren die gängigen Tasteninstrumente der Zeit. Gern auch mal eine Schrankorgel oder die ersten Fortepianos, die mit dem heutigen Klavier noch so gut wie gar nichts gemein hatten.
Und doch war Scarlatti einer, der höchst originell und für damalige Verhältnisse hochvirtuos für die schwarzweißen oder damals noch meist weißschwarzen Tasten schrieb. Seine Sonaten zählen zum Kanon der Klavierstücke, die eigentlich jeder Pianist, jede Pianistin einmal gespielt haben muss.
Feiner Hörgenuss
Als Enkelschüler des Scarlatti-Gurus Ralph Kirkpatrick hat Andrea Molteni die spezielle Stilistik quasi als direktes Erbe vermittelt bekommen. So ist es ein Genuss ihn spielen zu hören, das, wie er sagt "scheinbar Einfache" in kleine detailreiche Kunstwerke zu verwandeln, den eigenen Gusto, wie vom Komponisten gewünscht, hinzuzugeben und mit sanftem Rubato große Abwechslung zu erzeugen.
Natürlich wäre die große pianistische Geste hier völlig falsch, der Sinn für die Miniaturwelten Scarlattis ist dafür umso mehr gefragt. Den bringt Andrea Molteni zur Genüge mit. Delicatezza ist hier vielleicht das Schlagwort, Feinheit, Klarheit, auch Pointiertheit. Ein junger Mann am Klavier, der aber mit einer überlegenen Abgeklärtheit spielt, die bewundernswürdig ist.
Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | 14. Februar 2022 | 07:40 Uhr